Selbstständig machen: So gelingt der erste Schritt
Wie in so vielen Bereichen des Lebens ist die Vorbereitung das A und O, so auch bei einer Selbstständigkeit. Bevor du jedoch gedanklich bereits deine berufliche Freiheit planst, solltest du über folgende Dinge nachdenken:
Know-how für die Selbstständigkeit
Bei der Frage, wie und mit was man sich erfolgreich selbstständig machen kann, sollte man den Fokus zunächst einmal auf die eigene Person richten. Was sind deine Stärken, was deine Schwächen und über welches Wissen verfügst du? Gibt es etwas, was du richtig gut kannst und von dem du denkst, dass du damit das Leben anderer erleichterst? In welchen Bereichen kennst du dich nicht aus und bräuchtest Unterstützung, wenn du selbstständig arbeiten möchtest? Beginne zunächst damit, dich und deine Person objektiv zu analysieren. Erstelle bei Bedarf eine Liste, die dir die einzelnen Faktoren übersichtlich und vor allem visuell darstellt.
Auch deine Informationsquellen solltest du frühzeitig strukturieren: Steuerberater helfen bei Fragen zu Gesellschaftsform und Steuerpflicht, Rechtsanwälte bei rechtssicheren Gründungsdokumenten. Branchenspezifische Verbände, Handelskammern und Online-Portale bieten fundierte Inhalte und Networking-Optionen. Wer lieber autodidaktisch lernt, profitiert zudem von Büchern, Podcasts und Online-Weiterbildungen.
Neben dem fachlichen Wissen kommt es bei der Selbstständigkeit aber auch auf deine persönlichen Fähigkeiten an – sogenannte Soft Skills. Denn dein geschäftlicher Erfolg hängt nicht nur davon ab, was du tust, sondern auch, wie du mit anderen kommunizierst und interagierst. Diese sieben Soft Skills sind besonders wichtig für Gründer:
- Zuhören können: Nur wenn du deinem Gegenüber wirklich aufmerksam zuhörst, kannst du Missverständnisse vermeiden und gemeinsam tragfähige Lösungen entwickeln.
- Zur Sache kommen: Lerne, Informationen auf den Punkt zu bringen. Gerade bei Entscheidungen ist es wichtig, schnell zur relevanten Aussage zu kommen.
- Komplexes einfach erklären: Kunden und Partner müssen deine Angebote verstehen – auch wenn sie keine Experten sind. Die Fähigkeit, Dinge klar und einfach auszudrücken, ist daher entscheidend.
- Flexibel reagieren: Nicht jedes Gespräch oder Projekt läuft wie geplant. Wer professionell auf Veränderungen reagiert, zeigt Stärke und Kompetenz.
- Die Kundensprache sprechen: Verwende Bilder, Beispiele und Formulierungen, die zu deiner Zielgruppe passen – das schafft Nähe und Vertrauen.
- Sachlich interagieren: Kritik und Ablehnung gehören zum Alltag – wichtig ist, professionell und ohne emotionale Reaktion damit umzugehen.
- Selbstbewusst auftreten: Du bist Expertin oder Experte auf deinem Gebiet. Zeige das – ohne Überheblichkeit, aber mit Überzeugung. Auch Unsicherheiten darfst du ansprechen, solange du lösungsorientiert bleibst.
Diese kommunikativen Fähigkeiten lassen sich trainieren – und sie machen oft den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem erfolgreichen Geschäftsauftritt.
Die richtige Geschäftsidee finden und formulieren
Ohne ein Produkt, das du verkaufst, oder eine Dienstleistung, die du anbietest, kannst du dich nicht selbstständig machen – du brauchst eine Idee, mit was du in die Selbstständigkeit gehen möchtest. Diese muss übrigens nicht immer vollkommen neu sein. Es spricht nichts dagegen, einen Gedanken zu verfolgen, der sich bereits über Jahre bewährt hat, um eine geeignete Geschäftsidee zu finden. Alternativ stehen dir weitere Optionen zur Verfügung:
- Ein bestehendes und etabliertes Unternehmen übernehmen: Es gibt viele Firmeninhaber, die keinen Nachfolger haben. Sieh dich ruhig in diesem Bereich um und informiere dich, welche Möglichkeiten dir offenstehen. Weiterhin existieren Unternehmen, denen es wirtschaftlich vielleicht nicht gut geht, deren Existenz durch eine Übernahme und dank deines Know-hows allerdings gerettet werden kann. Ein Vorteil: Wenn du dich selbstständig machst, indem du in ein Unternehmen einsteigst, sparst du dir die Zeit, den Aufwand und womöglich das Geld für eine Gründungsphase.
- In ein Franchise einsteigen: Du würdest hierbei zwar nicht das Rad neu erfinden, bekommst aber Starthilfe in großem Umfang. Du hast ein funktionierendes Produkt und die Unterstützung, die du für den Anfang benötigst. Außerdem musst du dir keine Gedanken um Marketing oder Corporate Design machen, denn das wird dir vom Franchisegeber vorgegeben. Dementsprechend hat die Franchisegründung auch einige Vorteile. Nachteil: Eine freie, individuelle Entfaltung im Franchising ist natürlich nur begrenzt möglich.
Auch der Austausch mit erfahrenen Unternehmen in Foren und Communitys oder bei Branchenevents kann dir helfen, deine Idee zu schärfen. Networking, Erfahrungsberichte und Diskussionen liefern oft wertvolle Impulse und realistische Einschätzungen.
Info
Den Firmennamen finden
Bei der Firmierung zur Selbstständigkeit gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Ob du einen Firmennamen oder eine Geschäftsbezeichnung verwenden kannst, hängt von deiner Rechtsform und der Eintragung ins Handelsregister ab.
Wie wird man erfolgreich selbstständig? Gründungsvoraussetzungen für die Selbstständigkeit
Nicht jeder hat dieselben Voraussetzungen, wenn er selbstständig werden will. Je nachdem, wie deine Ausgangssituation ist, gibt es für dich verschiedene Faktoren, die du berücksichtigen musst.
- Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit: Viele Menschen entscheiden sich in diesem Fall gegen die Unternehmensgründung, weil sie der Meinung sind, dass sie die Gründung aus der Arbeitslosigkeit heraus nicht schaffen. Du solltest dich aber niemals davon abhalten lassen, deinen Traum von der eigenen Firma zu leben. Du kannst zum Beispiel den Gründungszuschuss (bei ALG 1) oder Einstiegsgeld (bei Bürgergeld) beantragen. In beiden Fällen bekommst du finanzielle Unterstützung und professionelle Hilfe.
- Selbstständig machen als Arbeitnehmer: Du kannst dein aktuelles Arbeitsverhältnis und Einkommen nutzen, um dir ein Startkapital für deine Selbstständigkeit aufzubauen und dich nebenbei weiterzubilden. Wenn du allerdings planst, direkt in die Vollzeit-Selbstständigkeit zu starten, bedeutet eine Kündigung natürlich einen großen Schritt - verbunden mit einer gewissen Unsicherheit
- Gründen als Student: Du befindest dich am Ende deines Studiums und weißt jetzt schon, dass du kein Arbeitnehmer, sondern lieber Arbeitgeber sein möchtest? In diesem Fall kannst du entweder nach deinem Studium gründen oder du führst die Unternehmensgründung während des Studiums durch. In beiden Fällen gibt es mittlerweile viele Institutionen, die mit Fördermitteln eine Existenzgründung unterstützen. Informiere dich am besten bei deiner Hochschule.
- Nebenberuflich selbstständig machen: Diese Option ist dann interessant, wenn du den Schritt in die Vollzeit-Selbstständigkeit noch nicht wagen möchtest. Wenn du ein Nebengewerbe anmeldest, kannst du dich vorsichtig an die Aufgabe herantasten und hast weiterhin die Sicherheit durch die Einnahmen deines bestehenden Arbeitsverhältnisses.
- Als Rentner Selbstständig machen: Auch im Ruhestand ist es möglich selbstständig zu werden – sowohl nebenberuflich als auch hauptberuflich. Wie du dich im Rentenalter erfolgreich selbstständig machst, kannst du in unserem Artikel „Was musst du beachten, wenn du dich als Rentner selbstständig machen willst?“ nachlesen. Hier findest du Infos zum Hinzuverdienst, Steuern, Krankenversicherung und viele weitere Tipps zum Selbstständig machen.
Was du dabei auf jeden Fall brauchst: ein separates Geschäftskonto, eine funktionierende Lösung für Buchhaltung und Rechnungsstellung sowie einen realistischen Businessplan, den du regelmäßig aktualisierst. Was du nicht brauchst: Ein teures Büro, ein Firmenwagen oder einen langfristigen 5-Jahres-Plan – in solche Anschaffungen kannst du bei Bedarf hineinwachsen. Ggf. kannst du dich auch auf die Suche nach geeigneten Investoren machen - das ist aber kein Muss.
Info
Selbstständig machen: Arbeitgeber informieren notwendig?
Wenn du dich nebenberuflich selbstständig machen möchtest, bist du verpflichtet, deinen Arbeitgeber darüber zu informieren. Deine Selbstständigkeit darf keine negativen Auswirkungen auf deinen Hauptjob haben.
In welcher Form machst du dich selbstständig?
Die Voraussetzungen sind geschaffen. Nun stellt sich die Frage: Wie genau willst du selbstständig werden? Es gibt nämlich unterschiedliche Formen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen gewerblicher Selbstständigkeit und einer freiberuflichen Tätigkeit.
Freiberufler üben Berufe von besonderer fachlicher Qualifikation aus – beispielsweise künstlerische, schriftstellerische, wissenschaftliche, unterrichtende oder beratende Tätigkeiten (siehe Katalogberufe). Als Freiberufler zählst du nicht zu den Gewerbetreibenden und musst daher keine Gewerbesteuer zahlen.
Unterliegt deine Tätigkeit jedoch der Gewerbeordnung, gilt sie als gewerblich. In diesem Fall bist du Gewerbetreibender und unterliegst der Gewerbesteuer.
Info
Warum gründen weniger Frauen als Männer ein Unternehmen?
Hast du gewusst, dass sich weitaus weniger Frauen selbstständig machen als Männer? Warum ist das so? Erfahre in unserem weiterführenden Artikel zum Thema Female Founders mehr darüber.
Die Idee steht, nun gehst du ins Detail
Du hast den Entschluss gefasst und jetzt steht die Frage im Raum: „Wie mache ich mich selbstständig?“. Der nächste Schritt ist es, einen Businessplan zu erstellen. In diesem konkretisierst du deine Gedanken und prüfst, ob deine Idee, womit du dich selbstständig machen möchstest, überhaupt durchführbar sind. So verhinderst du gleich, dass du dich in eine Sache verrennst und die Risiken außer Acht lässt. Nimm dir für den Businessplan ausreichend Zeit und formuliere jedes Detail so konkret wie möglich, um dir auch aller Herausforderungen bewusst zu sein. Nur so schaffst du es, deine Chancen und Risiken zu erkennen.
Hier findest du eine Checkliste für deinen Businessplan mit Punkten, auf die du unbedingt eingehen solltest:
- Geschäftsidee
- Markt- und Wettbewerbsanalyse
- Zielgruppenanalyse
- Perspektiven & Strategie
- Rechtsform
- Standort
- Marketing
- Vertrieb & Produktion
- Team (Mitarbeiter und Partner)
- Finanzierung
- Chancen und Risiken
Tipp
Mit unseren Lexware-Tipps geht's ganz einfach!
Mit Lexware erstellst du Schritt für Schritt deinen eigenen Businessplan. Hier findest du Beispiele, Tipps für die Selbstständigkeit und Erklärungen. Damit kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Hol dir Unterstützung bei der Planung!
Beinahe in jeder Stadt gibt es Hilfe für Selbstständige. In den meisten Fällen werden dir fachkundige Experten zur Seite gestellt, die dir in Form einer Beratung beim Schritt in die Selbstständigkeit zur Seite stehen.
- Existenzgründerberatung: Bund und Kommunen bieten spezielle Beratungsangebote an. Sie beraten Menschen wie dich, die sich selbstständig machen wollen und dabei auf erprobte Tipps für Existenzgründer zurückgreifen möchten.
- Existenzgründerseminare: Vielerorts bieten Hochschulen, Arbeitsämter oder Agenturen spezielle Kurse an. Damit kannst du dein Wissen erweitern und dir ein Netzwerk aufbauen. Diese Kurse sind gerade für eine Geschäftsgründung während des Studiums empfehlenswert.
- Existenzgründungsportal: Betrieben wird das Portal vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Hier findest du viele Informationen rund um die Unternehmensgründung, aber auch Anlaufstellen für Beratungen.
- Mentoren-Systeme: Meist handelt es sich dabei um Unternehmer, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihr Know-how weitergeben. Zum Beispiel: Business Angel.
Zusätzlich lohnt es sich, bei deiner örtlichen IHK oder HWK nach branchenspezifischen Angeboten, Weiterbildungen und Netzwerktreffen zu fragen. Viele Gründer-Communities bieten außerdem regelmäßige Workshops, Webinare und Diskussionsrunden. Besonders hilfreich: Online-Plattformen, auf denen du Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern und Kunden knüpfen kannst.
Auch Bücher und Fachliteratur zur Selbstständigkeit sind wertvolle Informationsquellen. Du findest hier nicht nur praktische Anleitungen und Grundlagenwissen, sondern auch inspirierende Erfolgsgeschichten und hilfreiche Marketingtipps.
Ergänzend dazu können Podcasts oder Businessblogs eine gute Möglichkeit sein, dich regelmäßig mit neuen Impulsen, Best Practices und Erfahrungswerten zu versorgen. Gerade für Gründer, die viel unterwegs sind, ist das eine effektive Art, Wissen zu vertiefen.
Ein Tipp zu Weiterbildungen: Achte bei Workshops und Coachings auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Nicht jede kostspielige Maßnahme hält, was sie verspricht – besonders fünfstellige Summen sind in der Gründungsphase meist nicht gerechtfertigt.
Achtung
Sicher in die Selbstständigkeit
Wer selbstständig arbeiten möchte, muss sich auch selbst um die Krankenversicherung kümmern und sich bei einer Krankenkasse versichern. Dabei hast du die Wahl zwischen einer gesetzlichen (GKV) und einer privaten Krankenversicherung (PKV). Bei der GKV ist die Pflegeversicherung automatisch mit dabei, bei der PKV musst du sie zusätzlich abschließen. Auch weitere Absicherungen, etwa eine Rentenversicherung oder eine Unfallversicherung, können je nach Branche verpflichtend sein. Informiere dich rechtzeitig, welche Versicherungen du benötigst und beachte die Fristen.
Selbstständig machen: Die Kosten im Überblick
Wer sich selbstständig machen will, muss nicht nur klären, wie und womit – auch die Kosten sind ein wichtiger Faktor. Mit ausreichend Eigenkapital fällt der Schritt in die Selbstständigkeit natürlich deutlich leichter. Schwieriger wird es, wenn du dich ohne Eigenkapital selbstständig machen willst - denn eine Gründung ist natürlich immer eine kostspielige Angelegenheit. Was viele Jungunternehmer aber nicht wissen: Es gibt die Möglichkeit auf Unterstützung und Förderung. Man muss nur wissen, wo sie zu finden ist.
Finanzielle Möglichkeiten für die Unternehmensgründung
Wenn dein Eigenkapital nicht ausreicht, kannst du es mit speziellen Zuschüssen, Förderungen oder Krediten aufstocken. Die Konditionen, wie beispielsweise Laufzeit, Kredithöhe oder Zinsen, sind bei den unterschiedlichen Programmen individuell.
Hier ist ein Überblick über mögliche Unterstützung:
EXIST-Gründerstipendium
Zuschuss für Studenten, die sich selbstständig machen wollen.
Gründer-Coaching
Zuschüsse für Jungunternehmer, die bereits ein Start-up gegründet haben.
INVEST-Zuschuss
Das Förderprogramm unterstützt bei der Suche nach einem privaten Investor, meist Business Angel.
KfW-Gründerkredit
Unterstützt Unternehmen, die noch keine drei Jahre bestehen mit max. 125.000 €.
Gründungszuschuss
Vorbehalten für Gründer, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen und eine eigene Firma gründen.
High-Tech-Gründerfond
Richtet sich speziell an technische Unternehmen.
Förderbanken der Bundesländer
Unterstützung zinsgünstiger Gründerkredite.
Info
Kapitalbedarf für die Gründung
Der Kapitalbedarf für eine Existenzgründung umfasst alle finanziellen Mittel, die für die Gründung und den anfänglichen Betrieb eines Unternehmens benötigt werden. Dieser Bedarf setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen: dem Kapitalbedarf für die Gründung und dem Kapitalbedarf für den laufenden Betrieb.
Der Finanzplan: Überblick über die anfallenden Kosten
Der Finanzplan ist ebenso wichtig wie der Businessplan. Denn eine Existenzgründung benötigt viel Kapital. Kalkuliere daher wirklich alle anfallenden Ausgaben mit ein, damit du keine böse Überraschung erlebst:
- Kosten vor der Gründung: zum Beispiel Weiterbildungen für dein Know-how oder Beratungskosten
- Kosten während der Gründung: Auch eine Anmeldung beim Gewerbeamt kostet Geld
- Kosten nach der Gründung: Betriebskosten, Nebenkosten, Anschaffungskosten
Ein gut durchdachtes Konzept für die Selbstständigkeit ist essenziell. Ein Finanzplan zeigt dir frühzeitig, ob du alle Ausgaben überhaupt stemmen kannst und wie viel Kapital du kurz-, mittel- und langfristig benötigst. So behältst du die Kosten für deine Gründung im Blick.
Die Wahl der Rechtsform
Die Rechtsform, die du wählst, um dich in Form einer Unternehmensgründung selbstständig zu machen, ist entscheidend für viele Bereiche, zum Beispiel für die Besteuerung / Buchhaltung, die Haftung und andere Formalitäten. Es ist also sehr wichtig, dass du die richtige Rechtsform für dein Unternehmen wählst. Hier sind einige Optionen:
GbR
Mindestkapital
kein Mindestkapital
Gründerzahl
Minimum 2
Haftung
Privatvermögen
Formalitäten
- Gewerbeanmeldung
- Anmeldung bei der IHK/HK
- Anmeldung beim Finanzamt
KG
Mindestkapital
kein Mindestkapital
Gründerzahl
Minimum 2 (Kommanditist und Komplementär)
Haftung
Komplementäre: haften mit Gesellschaftsvermögen und Privatvermögen (Vollhafter)
Kommanditist: haftet mit Einlage (Teilhafter)
Formalitäten
- Gewerbeanmeldung
- Eintrag ins Handelsregister
OHG
Mindestkapital
kein Mindestkapital
Gründerzahl
Minimum 2
Haftung
Privatvermögen
Formalitäten
- Gewerbeanmeldung
- Eintrag ins Handelsregister
AG
Mindestkapital
50.000 €
Gründerzahl
Minimum 1
Haftung
Gesellschaftsvermögen
Formalitäten
- Gewerbeanmeldung
- Eintrag ins Handelsregister
- Notariell beurkundeter Gesellschaftsvertrag
GmbH
Mindestkapital
Stammkapital: mind. 25.000 €
Gründungskapital: mind. 12.500 €
Gründerzahl
Minimum 1
Haftung
Gesellschaftsvermögen
Formalitäten
- Gewerbeanmeldung
- Eintrag ins Handelsregister
- Notariell beurkundeter Gesellschaftsvertrag
UG
Mindestkapital
1 €
Gründerzahl
Minimum 1
Haftung
Gesellschaftsvermögen
Formalitäten
- Gewerbeanmeldung
- Eintrag ins Handelsregister
- Notariell beurkundeter Gesellschaftsvertrag oder Musterprotokoll
Der Gang zum Amt: Bürokratische Hürden meistern
Wie bereits erwähnt, entscheidet die Rechtsform, welcher Behördendschungel nun auf dich zukommt und welche Anforderungen du erfüllen musst. Selbstständig machen könnte so einfach sein, wenn der bürokratische Aufwand nicht wäre. Der erste Behördengang führt in der Regel zum Finanzamt. Hier musst du auf jeden Fall hin, um eine Steuernummer zu bekommen. Meldest du ein Gewerbe an, musst du außerdem zum Gewerbeamt, zur Berufsgenossenschaft und natürlich entweder zur Industrie- und Handelskammer oder zur Handwerkskammer. Bei der Gründung einer Kapitalgesellschaft wie einer GmbH oder UG (und bei manchen Personengesellschaften wie der OHG) musst du dich zudem ins Handelsregister eintragen lassen.
Sind diese Schritte erledigt, darfst du dich aber nicht ausruhen. Denn nun stellt sich die Frage, ob du dich ohne eine Genehmigung selbstständig machen kannst. Wenn nicht, solltest du dich bei deiner zuständigen Kammer darüber informieren, ob du zum Beispiel ein Gesundheitszeugnis (Gastronomie) benötigst oder eine andere Gewerbeerlaubnis. Diesen Punkt darfst du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wirst du dabei erwischt, dich ohne Genehmigungen selbstständig gemacht zu haben, können hohe Bußgelder auf dich zukommen.
Info
Selbstständigkeit oder freiberufliche Tätigkeit beim Finanzamt anmelden
Wenn du deine Selbstständigkeit oder freiberufliche Tätigkeit beim Finanzamt anmeldest, reicht es, den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung online auszufüllen und abzuschicken. Darin werden neben den Angaben zu deiner Person zudem steuerliche Angaben und unter anderem auch erwartete Umsätze deines Unternehmens erfragt.
Durchstarten als Kleinunternehmer? Diese Branchen und Berufe sind gefragt
Falls du noch nicht weißt, womit du dich selbstständig machen willst – hier einige Ideen zur Gründung eines Kleingewerbes:
- Catering-Unternehmen
- Schneiderei
- Einzelhandel
- Reisebüro
- Reinigungs-Unternehmen
- Taxi-Unternehmen
- Buchhandlung
- Bar, Restaurant oder Café
Darüber hinaus bieten sich weitere Tätigkeiten zum Beispiel im Handwerk, in der Pflege oder als Texter, Übersetzer, (Web)Designer, Programmierer, Social-Media-Manager, Affiliate-Manager oder Fotograf an.
Eine weitere Möglichkeit, sich online selbstständig zu machen, ist die Eröffnung eines Online-Shops. Du kannst dann zum Beispiel auch über Amazon oder Ebay verkaufen. All diese Ideen zur Selbstständigkeit lassen sich auch gut von Zuhause aus umsetzen, wenn du dich mit deiner Nebentätigkeit selbstständig machen willst.
Als Kleinunternehmer kann deine Steuererklärung komplizierter ausfallen. Wenn du die Steuererklärung für dein Kleingewerbe nicht komplett selbst machen möchtest, kann dir eine geeignete Software gute Dienste erweisen.
Info
Wer fällt unter die Kleinunternehmerregelung?
Die Kleinunternehmerregelung betrifft laut § 19 UStG alle kleinen Unternehmen, egal welcher Rechtsform. Wichtig ist nur, dass du im Vorjahr nicht mehr als 25.000 Euro erwirtschaftet hast und im Folgejahr nicht mehr als 100.000 Euro erwirtschaften wirst. Wenn du dich mit einem Kleingewerbe selbstständig machen willst, benötigst du keine Gewerbeanmeldung. Außerdem brauchst du auf deinen Rechnungen keine Umsatzsteuer auszuweisen.
Stolperfallen bei der Existenzgründung: 3 typische Fehler
Fehler gehören dazu, wenn du dich selbstständig machst – sie sind unvermeidbar und triggern oft sehr wertvolle Lernprozesse. Andererseits musst du ja nicht jeden Fehler selbst machen und kannst als Existenzgründer aus den Erfahrungen der anderen lernen.
Diese drei typischen Fehler lassen sich vermeiden, wenn du erst einmal gelernt hast, worauf du bei der Geschäftsgründung achten solltest:
1. Alles selbst machen und kontrollieren
Wachstum erfordert ein Team. Wer keine Arbeiten aus der Hand geben kann, schränkt sich am Ende ein. Ob Projekte von Mitarbeitern geleitet oder externe Spezialisten für Aufgaben beauftragt werden, echtes Wachstum entsteht immer nur dann, wenn Menschen erfolgreich zusammenarbeiten - auch wenn du selbstständig bist.
Auch die Zusammenstellung des Teams ist wichtig: Die besten Freunde sind nicht automatisch die besten Partner. Entscheidend sind Menschen, die deine Vision teilen, eigenständig arbeiten und gut zu dir passen. Entsteht daraus Freundschaft - umso besser. Doch Sympathie allein reicht nicht für verantwortungsvolle Aufgaben.
Außerdem sind viele Aufgaben, die man scheinbar nebenbei erledigen kann, in den Händen von Profis besser aufgehoben: Website, Briefpapier und Flyer sind wichtige Werkzeuge, die sorgfältig von jemandem konzipiert werden sollten, der darauf spezialisiert ist. Je mehr von deinem Business im Internet stattfindet, desto wichtiger ist außerdem die Qualität deiner Website in Bezug auf Screendesign, Strukturen, professionelle Texte und SEO.
2. Zu schnell oder zu langsam wachsen
Erfolg erfordert Skalierung, aber der richtige Zeitpunkt für den weiteren Ausbau von Features, Team und Sponsoring ist wesentlich. Wer zu schnell skaliert, weiß noch nicht genug über das eigene Geschäftsmodell und das Verhalten der User und Kunden.
Indem du wichtige Fehler in einer frühen Phase aushebelst, ersparst du dir viel Stress, Kosten sowie Unruhe und lernst, wie profitabel dein eigenes Unternehmen wirklich sein kann.
Zu spät wachsen sollte dein Unternehmen allerdings auch nicht: Sobald sich herauskristallisiert, wie dein Geschäftsmodell profitabel sein kann, darf der Mut zum Wachstum also nicht fehlen. Oft haben Existenzgründer das Gefühl, ein bestimmtes Feature oder Produkt müsste unbedingt fertiggestellt sein, bevor ein Angebot auf den Markt gehen kann. Dabei zeigt erst die Erfahrung mit den ersten Usern, wo das Angebot noch weiter verbessert oder angepasst werden muss.
Bist du zu perfektionistisch und konzentrierst dich vor dem Launch zu sehr auf Details, von denen du nicht weißt, ob die wirklich benötigt werden oder gut ankommen, verschenkst du Zeit.
Weder zu hektisch noch zu spät skalieren, so lautet die Erfolgsformel. Die meisten Gründer haben es allerdings eilig und sollten daran denken: Langsames Wachstum bietet mehr Kontrollmöglichkeiten, Prozesse können sorgfältig angepasst und die Finanzen im Blick behalten werden.
3. Fehlende Marktorientierung
Ein Produkt, das eigentlich für wirklich jeden infrage kommt, klingt nur auf den allerersten Blick nach einer tollen Geschäftsidee. Viel sinnvoller ist es, sich zunächst eine Nische zu erobern, zum Beispiel für eine Region oder eine bestimmte, klar definierte Zielgruppe. Das ist nicht nur einfacher, sondern auch wesentlich effektiver, denn das Marketingbudget lässt sich so gezielter einsetzen.
Auch die Vertriebsorganisation darf nicht per Zufallsprinzip entwickelt werden: Wer die Zielgruppe identifiziert hat, kann auch herausfinden, wie das Kaufverhalten aussieht. Klar definierte Ziele und Zielgruppen helfen dir und deinem Team, erfolgreich an einem Strang zu ziehen.
Info
Schritte zur Markenbildung
Eine eigene Marke aufzubauen, erfordert eine strategische Planung und Umsetzung. Es ist wichtig, die Zielgruppe zu definieren, eine klare Markenidentität zu entwickeln und diese konsistent über alle Kanäle zu kommunizieren. Dies umfasst sowohl die Gestaltung eines Logos und visuellen Erscheinungsbilds als auch die Entwicklung einer Markenpersönlichkeit und -geschichte.
Realitätscheck: 7 Dinge, die dir vor der Selbstständigkeit kaum jemand sagt
Selbstständig zu sein und an Dingen zu arbeiten, die dir wirklich Freude bereiten, klingt nach Freiheit, Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit – und das stimmt auch. Du hast die Möglichkeit, deine Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und kannst dich bei dem, was du tust, frei entfalten. Doch es gibt viele Aspekte, die dir in klassischen Gründungsratgebern oder motivierenden Erfolgsstories oft nicht begegnen. Diese sieben Punkte helfen dir, mit einem realistischen Blick dein Business zu starten – und genau das ist ein echter Vorteil:
Du triffst einsame Entscheidungen.
Du bist dein eigenes Kontrollorgan. Es gibt niemanden, der deine Entscheidungen absegnet – das ist befreiend, aber auch fordernd. Viele Gründer unterschätzen, wie isoliert sich das anfühlen kann.
Finanzieller Erfolg bringt neue Herausforderungen.
Mit steigenden Einnahmen kommen Steuervorauszahlungen, Rücklagenpflichten und neue Ausgaben. Wer nicht vorbereitet ist, kann schnell in finanzielle Engpässe geraten – trotz hoher Umsätze.
Altersvorsorge ist komplett deine Verantwortung.
Niemand sorgt für dich – weder dein Arbeitgeber noch der Staat. Du musst selbst planen, vorsorgen und dich auch in schwierigen Zeiten diszipliniert um deine finanzielle Zukunft kümmern.
Wandel wird zur Normalität.
Kundenwünsche, Markttrends, Tools oder Gesetzeslagen – alles kann sich schnell ändern. Flexibilität ist kein Extra, sondern tägliche Notwendigkeit.
Ungefragte Meinungen werden Alltag.
Freunde, Familie oder Fremde – viele wissen plötzlich besser, wie du dein Business führen solltest. Nicht jede Meinung ist relevant. Gelassenheit und Filterfähigkeiten sind Gold wert.
Dein Netzwerk ist nicht dein Freundeskreis.
Kontakte und Kooperationen basieren oft auf Gegenseitigkeit, nicht Sympathie. Professionelles Netzwerken bedeutet auch, klare Grenzen zu setzen und Nein zu sagen.
Du brauchst Fähigkeiten, die du (noch) nicht hast.
Von Buchhaltung über Steuerfragen bis Social Media: Du wirst in viele Themen hineinwachsen müssen – oder zumindest genug darüber wissen, um externe Hilfe beurteilen zu können.