Nachhaltigkeit

Diversity Management: Mit Vielfalt zum Erfolg

Das Thema Diversity Management ist in Konzernen längst angekommen. Es gibt viele gute Gründe, warum auch kleine und mittlere Unternehmen ihre Teams mit Blick auf Vielfalt zusammenstellen sollten. Diversität am Arbeitsplatz kann nämlich einiges zum Unternehmenserfolg beisteuern – wenn sie gefördert wird. Wir erklären, wie Sie das passende Diversity-Konzept finden und Maßnahmen implementieren.

Zuletzt aktualisiert am 27.09.2024
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Diversity im Unternehmen – was und wen meint das eigentlich genau?

Immer häufiger fällt in der Unternehmenswelt das Schlagwort Diversity. Doch die Definition von Diversität und Diversity Management ist nicht jedem klar.

Der Begriff „Diversity“ meint die Vielfalt und Unterschiedlichkeit in einer Gesellschaft oder Gruppe. Diversity Management konzentriert sich gemäß der Definition darauf, Vielfalt zu fördern. Wenn von Diversität in Unternehmen und im sozialen Kontext die Rede ist, dann geht es um verschiedene Eigenschaften wie zum Beispiel:

  • Alter: Unterschiedliche Generationen teilen verschiedene Werte und Erfahrungshorizonte. 
  • Ethnische Herkunft / Nationalität: Durch Migration wird unsere Gesellschaft diverser (andere Kulturen, Gewohnheiten und Muttersprachen). 
  • Religion / Weltanschauung: Ob Buddhismus, Christentum, Hinduismus, muslimischer oder jüdischer Glaube oder Atheismus – Menschen pflegen unterschiedliche Religionen und Weltansichten. 
  • Geschlecht: Geschlecht ist ein Spektrum. Unsere Welt ist allerdings geprägt von einem binären Geschlechtersystem, das in Mann und Frau unterteilt ist. Es gibt aber z. B. auch intergeschlechtliche Menschen – für sie ist anhand der Geschlechtsmerkmale keine eindeutige Zuordnung in einem binären System möglich.  
  • Geschlechtsidentität: Das Empfinden und das Wissen um die eigene Geschlechtszugehörigkeit bezeichnet man als Geschlechtsidentität. Menschen können sich als männlich oder weiblich empfinden, aber auch außerhalb der binären Norm, z. B. als non-binär. 
  • Sexuelle Orientierung: Auch die sexuelle Orientierung von Menschen ist vielfältig – darunter z. B.: heterosexuell, bisexuell, homosexuell, pansexuell oder asexuell. 
  • Körperliche und geistige Fähigkeiten: Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung sind ein Teil unserer Gesellschaft, der oft übersehen wird. Dabei sollte auch hier Integration und Wertschätzung an oberster Stelle stehen. 
  • Soziale Herkunft: In welche soziale Schicht Menschen geboren werden, bestimmt meist ihren Zugang zu Bildung. Menschen aus sozial schwächeren Schichten haben aufgrund von fehlender Unterstützung oft schlechtere Karten auf dem Arbeitsmarkt. 

Was ist der Unterschied zwischen Diversität, Vielfalt und Inklusion?

Die drei Begriffe Diversität, Vielfalt und Inklusion werden häufig im gleichen Kontext genannt, meinen aber teilweise verschiedene Dinge.

  • Diversität bezieht sich auf die Heterogenität und Vielfalt innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft in Bezug auf Dimensionen wie Herkunft, Alter, Geschlecht, Behinderung oder sexuelle Orientierung.
  • Vielfalt wird oft synonym verwendet mit dem Begriff Diversität, hat aber eine etwas breitere Bedeutung. Sie kann sich auch auf eine allgemeine Diversität von Ideen, Situationen und Merkmalen beziehen, nicht nur auf menschliche oder soziale Unterschiede.
  • Inklusion beschreibt die aktive, bewusste und planvolle Einbeziehung aller Gruppen und Individuen, etwa in den Unternehmensalltag. Sie geht über das Erkennen von Vielfalt hinaus und schafft Barrierefreiheiten, sodass niemand aufgrund persönlicher Merkmale oder Zugehörigkeiten diskriminiert oder ausgeschlossen wird.
     

Warum sind Diversity und Diversity Management in Unternehmen so wichtig?

Diversity Management ist wichtig, weil wir Menschen keine homogene Masse sind und unser Alltag von Diversität – auch am Arbeitsplatz – geprägt ist – ob wir sie nun immer erkennen oder nicht, denn manchmal ist sie auch unsichtbar. Schon allein aus diesem Grund gilt es, Raum und Akzeptanz für alle zu schaffen, damit sich jeder Mensch bestmöglich entfalten und seine Potenziale ausschöpfen kann und – ohne sich verstellen zu müssen – sichtbar wird.

Im Jahr 2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft, in der Öffentlichkeit auch bekannt als „Antidiskriminierungsgesetz“. Mit diesem Gesetz werden Menschen vor Benachteiligungen z. B. aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, ihres Alters oder ihrer sexuellen Identität geschützt. Immer mehr Unternehmen sind heute immerhin einen guten Schritt weiter: Sie setzen gezielt auf Vielfalt und Diversity-Konzepte. Diversity‐Trainer Andreas Merx spricht von einer „positiven Wendung des gesetzlichen Antidiskriminierungsauftrags“.


Insbesondere zwei Aspekte tragen dazu bei, dass die Vorteile von Diversity Management stärker ins Bewusstsein von Personalverantwortlichen dringen:

  1. Der Fachkräftemangel: In immer mehr Unternehmen fehlen qualifizierte Mitarbeitende. Wer bei der Rekrutierung Menschen trotz gleicher Qualifizierung ausschließt, weil sie „nicht ins Schema“ passen, wird es künftig schwer haben, offene Stellen zu besetzen.  
  2. Die Wettbewerbsfähigkeit: Je mehr unterschiedliche Menschen in Unternehmen beschäftigt sind, desto größer ist der Pool an Talenten und desto besser können Unternehmen auf Veränderungen reagieren. Internationale Studien, wie „Diversity Wins – How Inclusion Matters“ von der Unternehmensberatung McKinsey, belegen einen Zusammenhang zwischen der Diversität von Teams und dem Geschäftserfolg eines Unternehmens.  

Dafür braucht es eine Unternehmenskultur, die Vielfalt lebt – angefangen in der Führungsetage, die als Vorbild vorangehen muss. Damit einhergehend braucht es ein professionelles Diversity Management. Auf Vielfalt zu setzen, kann existenzsichernd sein; in jedem Fall ist es eine Bereicherung für Unternehmen, die von dem Wissen unterschiedlichster Menschen profitieren wollen. Das gilt für Konzerne ebenso wie für das Familienunternehmen oder das Handwerk. Wenn alle ihre individuellen Fähigkeiten bestmöglich einbringen können, gewinnen auch alle.  

Welche Vorteile bringen aktive Diversity-Management-Maßnahmen Ihrem Unternehmen?

Aktive Diversity-Management-Maßnahmen bringen Ihrem Unternehmen viele Vorteile. Sie schaffen ein Arbeitsumfeld, das auf Fairness und Offenheit setzt. Eine solche Kultur fördert nicht nur das Gefühl des Respekts innerhalb der Belegschaft, sondern trägt auch dazu bei, Diskriminierung aktiv zu verhindern. Dies kann die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung verbessern. Denn Menschen arbeiten in der Regel lieber in einem Umfeld, in dem Vielfalt als Stärke gesehen wird.

Durch ein vielfältiges Team ist Ihr Unternehmen außerdem besser aufgestellt, um auf die Bedürfnisse und Sichtweisen verschiedener Zielgruppen einzugehen. So kann ein divers aufgestelltes Unternehmen zielgerichteter kommunizieren und hat das Potenzial, neue Marktsegmente zu erschließen oder bestehende besser zu bedienen.

Darüber hinaus hilft eine inklusive Unternehmenskultur mit Diversität am Arbeitsplatz dabei, kreative Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben. Die verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven, die Mitarbeiter aus unterschiedlichen Hintergründen einbringen, können zu einem Pool an Ideen führen, von denen Ihr Unternehmen profitiert. 

Die Risiken von Diversity Management

Diversity Management in Unternehmen zu fördern, birgt einerseits viele Chancen, andererseits auch einige Risiken. Die erwarteten positiven Effekte treten also nicht zwangsläufig ein.

Punkte, die Sie beachten sollten, sind beispielsweise:

  • Heterogene Arbeitsgruppen erbringen nicht immer bessere Ergebnisse als homogene. Diversität kann auch zu Missverständnissen führen sowie Kommunikationsschwierigkeiten. Dementsprechend erschwert sich die Arbeit.
  • Ökonomischer Erfolg durch mehr Vielfalt ist empirisch nicht belegt oder genauer: Untersuchungen und Diversity-Studien können eine gesteigerte Produktivität durch heterogene Teams nicht belegen.
  • Auch versteckte Kosten können durch eine diverse Team-Zusammensetzung verursacht werden.

Negativeffekte müssen allerdings nicht eintreten. Ziel und Schwerpunkt eines guten Diversity Managements ist es gerade, potenzielle Risiken durch geschickte Führung zu reduzieren. Erfolg oder Misserfolg hängen also maßgeblich von Ihrem Engagement ab.

Diversity-Maßnahmen – wer kümmert sich darum?

Organisatorisch ist das Diversity Management in der Regel in der Personalabteilung angesiedelt. Diversity Manager sorgen dafür, dass alle Beteiligten gemäß ihren jeweiligen Talenten und Stärken so zusammenarbeiten, dass ein hoher Mehrwert für jede einzelne Person und das Unternehmen entsteht. 

Diversity in Unternehmen fördern: Was können Unternehmen tun?

Das Herzstück beim Diversity Management im Unternehmen ist die Schaffung einer inklusiven Unternehmenskultur, die Chancengleichheit und Gleichbehandlung unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder anderen Diversitätsdimensionen fördert.

Dafür muss muss das richtige Mindset mit Blick auf Diversity-Themen im Unternehmen vorhanden sein. Nur, wenn das Arbeitsumfeld stimmt und Mitarbeitende nicht diskriminiert oder benachteiligt werden; nur, wenn Mitarbeitende sich sicher und wohlfühlen, können sie ihr Potenzial entfalten und Inklusion am Arbeitsplatz funktionieren. Erst wenn Vielfalt gelebt wird, profitieren Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen von den Unterschieden, die uns verbinden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Mikroaggressionen forciert werden und die Zusammenarbeit von Team und Belegschaft leidet. 

Es erfordert gezielte Maßnahmen, wie die Entwicklung einer Diversity-Leitlinie in Unternehmen, Schulungen zur Diversitätskompetenz und Anpassungen im Personalmanagement, um Heterogenität als Stärke zu erkennen und zu nutzen. Unternehmen, die sich diesem Thema widmen, profitieren nicht nur von einem positiven Image in der Öffentlichkeit (z.B. als vorbildliches Diversity-Unternehmen in Deutschland), sondern auch intern von einer motivierten Belegschaft.

Für das Diversity Management bedeutet das: Wenn er richtig betrieben wird, ist es ein Aufwand, der sich lohnt. Und das bedeutet auch, dass nicht die Formel gelten darf: Je diverser, desto erfolgreicher. Im Personalmanagement muss z. B. Folgendes berücksichtigt werden: Bewerber dürfen bei der Einstellung nicht aufgrund ihrer Merkmale (wie Alter, ethnischer Herkunft etc.) eingestellt werden, sondern aufgrund ihrer Qualifikationen – sie dürfen bei gleicher Qualifikation aber nicht aufgrund ihrer Merkmale ausgeschlossen oder benachteiligt werden. Ein Unternehmen wird nur dann erfolgreich sein, wenn es den passenden Kandidaten einstellt – und dabei sollte gelten: Chancengleichheit für alle bei gleicher Qualifikation.  

Weitere Punkte, an denen Diversity-Management-Maßnahmen ansetzen können, sind: 

  • barrierefreie Räume und barrierefreie Technik
  • flexible Arbeitszeitmodelle für Menschen mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen
  • interkulturelle Workshops

Es wird deutlich: Diversity Management ist kein Selbstläufer, sondern kostet Zeit und Mühe. Es ist anstrengender, Menschen mit verschiedenen Ansprüchen, Erwartungen und Haltungen unter einen Hut zu bringen als eine homogene Gruppe. Mit dem richtigen Diversity Management macht es sich aber bezahlt.

 
Konkrete Handlungsempfehlungen finden sich in der von der Charta der Vielfalt herausgegebenen Broschüre „KMU Maßnahmen für Ihr Diversity Management”.

Info

Charta der Vielfalt

Die Charta der Vielfalt ist eine Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen. Sie wurde im Dezember 2006 von vier Unternehmen ins Leben gerufen und ist heute ein eigener Verein unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz. Mittlerweile haben über 4.600 Organisationen mit insgesamt rund 14,7 Millionen Beschäftigten die Charta der Vielfalt unterzeichnet.

Mit Veranstaltungen, Studien, Fallbeispielen, News und jeder Menge nützlicher Praxistipps unterstützt die Charta der Vielfalt Unternehmen und ihre Beschäftigten bei deren Diversity Management.