Friseursalon eröffnen: Voraussetzungen
Grundsätzlich gilt: Um einen Friseursalon eröffnen zu können, benötigst Du einen Meisterbrief – oder zumindest musst Du einen Meister einstellen. Dafür gibt es gute Gründe – aber auch Ausnahmen:
Ausübungsberechtigung zum Eröffnen eines Friseursalons
Kannst Du ausreichende Erfahrungen im Beruf nachweisen, kann die Handwerkskammer eine Ausübungsberechtigung entsprechend der Handwerksordnung (§ 7 HwO) erteilen. Dazu solltest Du folgende Bedingungen erfüllen:
- bestandene Gesellenprüfung als Friseur
- mindestens sechs Jahre Berufserfahrung
- davon mindestens vier Jahre in Leitungsfunktion
- vorhandene kaufmännische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse
Friseursalon eröffnen ohne Meister
Eine weitere Möglichkeit stellt eine Ausnahmebewilligung auf der Grundlage von § 8 HwO dar. Dazu muss sich jedoch Dein Geschäftskonzept, auf dessen Grundlage Du Deinen Friseursalon eröffnen willst, gravierend von einem üblichen Salon unterscheiden. Das klingt komplizierter als es ist: Wenn Du beispielsweise auf Geschäftsräume verzichtest und als mobiler Friseur unterwegs bist, erfüllst du das Kriterium.
Damit du deinen Salon eröffnen kannst, prüft die Handwerkskammer, ob Dein Geschäftskonzept sinnvoll ist und die Voraussetzungen für eine Ausnahmebewilligung erfüllt sind. Dabei muss es sich um eine grundlegende Friseurdienstleistung mit einem eingeschränkten Tätigkeitsgebiet handeln.
Beispiele für Friseurdienstleistung mit einem eingeschränkten Tätigkeitsgebiet:
- Herrenfriseure
- Barbiere
- Kinderfriseure
- Ein definierter Spezialbereich wie Hochsteckfrisuren
Du darfst nicht mehrere dieser grundlegenden Tätigkeiten gleichzeitig anbieten – ansonsten würdest Du einen relevanten Bereich des Handwerks abbilden. Wenn Du beispielsweise einen Salon eröffnen möchtest, der sich auf Herrenfrisuren spezialisiert, darfst Du keine Hochsteckfrisuren für Frauen anbieten.
Friseursalon eröffnen - Was ist zu beachten?
Nun hast Du die Wahl: Entweder Du nutzt die Franchise-Option, um auf Grundlage eines bewährten Geschäftsmodells Deinen eigenen Friseursalon eröffnen und betreiben zu können – oder Du investierst etwas Arbeit in ein eigenes Konzept. Es gibt – wie immer im Leben – jeweils Vor- und Nachteile. Fakt ist: Nutzt Du ein Franchise-Modell, kannst Du direkt durchstarten und profitierst von
der Bekanntheit der bereits etablierten Marke,
dem zugrundeliegenden Know-how und
den durchdachten Marketingkonzepten des Franchise-Partners.
Allerdings heißt das auch im Umkehrschluss: Eigene Pläne könnten dabei auf der Strecke bleiben. Überlege dir daher gut, ob das Franchise-Modell zu Dir und deiner Vision passt.
Dein Geschäftskonzept – diese Punkte solltest Du vorbereiten
Sind die Vorüberlegungen abgeschlossen, kannst Du Dein Geschäftskonzeptes entwickeln. Nimm Dir unbedingt genügend Zeit dafür – auch wenn diese Schritte zunächst komplex wirken, erleichtern sie Dir die spätere Gründung erheblich.
1. Deine Qualität als Gründer
Zunächst geht es um Dich: Wo liegen Deine individuellen Stärken – und vor allem Deine Schwächen? Welche Kompetenzen, Kenntnisse und Erfahrungen bringst Du mit? Diese Fragen klingen lapidar, doch sie sind ausgesprochen wichtig. Liegt Dir beispielsweise der kaufmännische Bereich gar nicht, weil Du viel lieber als Friseur am Kunden oder der Kundin arbeitest, dann solltest Du Dir Personen mit den notwendigen Kompetenzen ins Team holen.
2. Alleinstellungsmerkmale Deiner Geschäftsidee
Auf diesen Punkt achten vor allem Banken oder Investoren: Einen Friseursalon eröffnen, das reicht als Beschreibung der Geschäftsidee nicht aus, schließlich gibt es eine ganze Menge davon. Die Frage ist also: Wo hebst Du Dich von Deinen Mitbewerbern ab? Versetze Dich am besten in einen Außenstehenden, dem Du Deine Idee beschreibst – Deine besonderen Dienstleistungen, Deine besonderen Produkte oder Deinen speziellen Firmennamen. Wichtig ist, dass Du eine eigene Marke kreierst, die wiedererkannt wird.
3. Deine künftigen Kunden
Wer soll genau auf Deinen Friseurstühlen sitzen? Sind es eher die Besserverdiener, denen Du vielfältige zusätzliche Leistungen wie Massagen anbieten kannst – oder fokussierst Du Dich auf ein niedrigeres Preisniveau, um in Deinem Umfeld wahr- und angenommen zu werden? Es geht also um die Zielgruppe, der Du Deine besonderen Leistungen verkaufen willst. Stelle Dir den optimalen Kunden vor, den Du am liebsten bedienen möchtest – und notiere Dir Alter, Einkommen, Beruf, Wohnort und weitere Merkmale. Damit fällt es Dir später leichter, Dein Leistungsprofil zu erstellen und die Bedürfnisse Deiner Zielgruppe zu bedienen.
4. Deine Preisstrategie für den Friseursalon
Darauf aufbauend kannst Du nun die Preise festlegen, mit denen Du am Markt starten möchtest. Dabei musst Du beachten, dass die Ausgaben Deines Salons, wie beispielsweise die Gründungskosten oder die laufenden Betriebskosten (Miete, Personalkosten) gedeckt werden. Zusätzlich stehst du im Wettbewerb mit anderen Friseursalons: Recherchiere also die Preise Deiner Konkurrenz und nutze auch die relevanten Kennzahlen Deiner Branche, um eine fundierte Preisstrategie zu erarbeiten.
5. Dein Marketingkonzept als Friseur
Neben den Bestandskunden aus deinem vorherigen Job musst du auch neue Kunden gewinnen. Dafür ist eine durchdachte Marketingstrategie entscheidend. Überlege, wie du deine Zielgruppe am effektivsten erreichst – etwa durch Social-Media-Anzeigen oder gezielte Förderung von Mund-zu-Mund-Propaganda. Was sich meist bewährt, sind kleine Grußkarten zum Geburtstag – beachte dabei aber unbedingt die Auflagen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Businessplan Friseur
Ob Du Deinen Friseursalon aus eigenen Mitteln eröffnen willst oder mit Kredit – ein Businessplan ist unverzichtbar. Der Aufwand lohnt sich, denn er dient als eine Art Testlauf für dein Gründungsvorhaben: Schwächen werden oft schon während der Planung sichtbar und können noch vor der Gründung behoben werden. Zur Erstellung kannst du auf eine Software zurückgreifen oder einen Berater hinzuziehen – entscheidend ist, dass du jeden Aspekt des Businessplans sorgfältig analysierst.
Die wesentlichen Bestandteile des Businessplanes befassen sich mit folgenden Themen:
Unternehmensgegenstand und Gründer bzw. Gründerteam
Beschreibe hier Dein Geschäftskonzept und lege dabei besonderen Wert auf die Alleinstellungsmerkmale. Erörtere plausibel, warum Du einen Friseursalon eröffnen willst und was Dich dazu befähigt.
Rechtsform des Unternehmens
Nun wird es etwas komplizierter, denn das ist eine Entscheidung mit Tragweite: Welche Rechtsform willst Du für deinen Friseursalon wählen? Gängige Formen sind Einzelunternehmer, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder Unternehmergesellschaft (UG). In jedem Fall solltest Du Dich zu diesem Thema beraten lassen.
Unternehmensstandort
Führe verständlich aus, wo Du Deinen Friseursalon eröffnen willst – und vor allem: warum. Versetze Dich bei der Beschreibung in die Position eines Außenstehenden, dem Du die Vorteile des von Dir gewählten Standorts erklären sollst. Beziehe dabei ein, wie gut die Lage frequentiert ist, welche Parkmöglichkeiten gegeben sind und wie die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel beschaffen ist. Ein Blick auf die Mitbewerber in der Umgebung ist ebenfalls hilfreich.
Personalpolitik: Qualifizierte Mitarbeiter
Führe aus, wie Du die qualifizierten Fachkräfte akquirieren willst, um Qualität und Quantität Deines Dienstleistungsangebots zu gewährleisten. Darüber hinaus solltest Du erörtern, wie Du Dein Personal auf lange Sicht fördern und entwickeln willst – zum Beispiel durch regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen. Nicht zuletzt geht es auch um Mitarbeiterbindung, einerseits spielt die Bezahlung eine wichtige Rolle, andererseits fördern flexible Arbeitszeitmodelle und komfortable Arbeitsbedingungen das Betriebsklima. Zeige hier auf, dass Du die Herausforderung verstanden hast – und wie Du diese angehen willst.
Marketing und Vertrieb
Klappern gehört zum Handwerk – und auch von Dir wird erwartet, dass Du Deine Dienstleistungen professionell vermarktest. Dazu zählen eine aussagekräftige Webseite, gezielte Aktivitäten in sozialen Netzwerken sowie klassische Marketingmaßnahmen wie Print-Anzeigen, Artikel in der lokalen Presse, Handzettel oder Werbegeschenke. Überlege dir eine Marketingstrategie, die zu Dir und deinem Salon passt und berücksichtige die Kosten unbedingt im Finanzplan.
Finanzplan für das Gründen
Auf das Zahlenwerk legt jede Bank größten Wert – umso wichtiger ist es, dass Du hier sehr sorgfältig vorgehst. Bei Bedarf nutze eine Gründungsberatung, um alle relevanten Fakten professionell zusammentragen zu lassen. Stelle die Kosten so zusammen, dass sie sich den einzelnen Phasen zuordnen lassen. Das könnte beispielsweise so aussehen:
Gründungs- und Startphase
- Beratung zum Businessplan und zur Finanzierung
- Entwicklung von Webseite, Logo und Corporate Design inklusive Anmeldung der Marke
- Anmeldung Gewerbe und Handwerkskammer, eventuell Gesellschaftsvertrag, Notar und Eintragung ins Handelsregister
- Abschluss relevanter Versicherungen wie Geschäftsinhalts- und Betriebshaftpflichtversicherung, bei Bedarf Kranken-, Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung
- Maklercourtage für Gewerberäume
- eventuell Abstandszahlungen bei Übernahme eines Geschäftes
- Werbung anlässlich der Eröffnung
Investitionsphase
- Betriebseinrichtung wie Frisierstühle, -becken und -spiegel sowie Kasse etc.
- Geräte und Equipment wie Föhne, Scheren, Glätteisen u.a.
- Material wie Produkte zur Haarpflege und -styling
- Renovierungs- und Umbaukosten
Betriebsphase
- Reserven für Reparaturen und Ersatz der Einrichtung und des Equipments
- Personalkosten inklusive Sozialabgaben
- Miete für die Gewerberäume
- Versicherungen
- Strom, Heizung, Wasser, Internet, Telefon, Software, Müllabfuhr
- Beiträge für die Handwerkskammer o.ä.
- Material und Verkaufswaren
- Werbung
- Rechts- und Steuerberatung
- Weiterbildung und Schulung
- Steuern
Aus den zusammengetragenen Zahlen kannst Du – entweder alleine oder mit Hilfe eines Spezialisten – ein Zahlenwerk aufstellen: Zum einen lassen sich die Investitionen ins Sachvermögen, also in die Betriebseinrichtung und Betriebsmittel, über Kredite finanzieren – hier kommen beispielsweise Gründerkredite von der KfW in Frage, die über Deine Hausbank ausgereicht werden. Zum anderen kannst Du Umlaufmittel, also die finanzielle Ausstattung der Anfangsphase finanzieren und bezuschussen lassen. Sinnvoll ist es, dass dazu notwendige Zahlenwerk, das mindestens aus
- Gewinn– und Ertragsvorschau,
- Liquiditätsplan sowie
- Finanzierungsplan
besteht, von einem Spezialisten erstellen zu lassen. Spätestens jetzt ist es ohnehin Zeit, sich mit einem Steuerberater zusammenzusetzen: Sobald Du erste Einnahmen tätigst, wird nämlich die Umsatzsteuer fällig – und die muss im ersten Geschäftsjahr monatlich vorangemeldet werden.
Förderprogramme
Unter bestimmten Voraussetzungen – wie beispielsweise einem überzeugenden Businessplan – kannst Du interessante Förderprogramme in Anspruch nehmen:
- Meistergründungsprämie: Hast Du einen Meisterbrief, warst bislang noch nicht handwerklich selbstständig und beantragst diese Prämie vor Start des Vorhabens, kannst Du 7.500 Euro erhalten, um Deinen Friseursalon eröffnen zu können. Bedingung: Du investierst mindestens 15.000 Euro in den Salon und beschäftigst Mitarbeiter.
- Gründungszuschuss: Solltest Du bislang arbeitslos sein und noch für weitere 150 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, bezahlt die Agentur für Arbeit auf Antrag einen Gründungszuschuss. Bedingung: Dein Businessplan erfüllt die Anforderungen und kann beeindrucken.
- Kredite für Gründer: Die KfW reicht ein Startgeld von bis zu 125.000 Euro als Kredit aus, sofern Du die Hausbank von Deinem Konzept überzeugst und dazu einen professionellen Businessplan vorlegst. Die Konditionen sind durchaus günstig. Meist haben die Geschäftsbanken aber auch eigene Kreditlinien, die Du bei guter Bonität in Anspruch nehmen kannst.
Von der Theorie zur Praxis
Einige dieser Schritte wirst Du parallel zu den o. g. Vorbereitungen erledigen müssen, beispielsweise will die Bank eine Gewerbeanmeldung sehen oder nachgereicht bekommen. Damit Du nichts vergisst, hier ein Überblick der zu erledigenden Formalitäten und Behördengänge:
- Eintragung Deines Friseursalons in die Handwerksrolle
- Eröffnung des Geschäftskontos
- Anmeldung Deines Gewerbes beim zuständigen Gewerbeamt
- Das informiert wiederum das Finanzamt, das eventuell noch einige Fragen an Dich hat.
- Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft
- Abschluss der notwendigen Versicherungen
- Anmeldung der Mitarbeiter bei den Sozialversicherungsträgern
Fazit zum Friseursalon eröffnen
Die Gründung eines solchen Unternehmens ist keine Kleinigkeit – und das unabhängig davon, ob Du Dich für ein Franchise-Modell entscheidest oder einen ganz individuellen Friseursalon eröffnen willst. Du übernimmst Verantwortung – für Dich selbst, für Deine Mitstreiter und natürlich die Kunden. Um alle Aspekte zu berücksichtigen und sämtliche Fragen bestmöglich zu beantworten, ist die Begleitung durch einen Profi sinnvoll. Das kann ein kompetenter Bankberater ebenso wie ein Steuerberater bzw. ein Unternehmensberater sein. Investiere unbedingt Zeit – und auch Geld – in die Vorbereitung – Du sparst Dir auf diese Weise nicht nur Umwege und Ärger, sondern vor allem unnötiges Lehrgeld.