Das Modell der Startup-Finanzierung
Wie viele Abläufe in der Wirtschaft kann man auch die Finanzierungszyklen von Startups schematisch abbilden. Was du dir jedoch immer vor Augen halten solltest: Beim folgenden Leitfaden handelt es sich um ein konstruiertes Modell für Startup-Phasen. Das bedeutet, du arbeitest mit einem theoretisch ausgearbeiteten Konzept. In der Praxis kannst du ein solches Schema a) nicht immer 1:1 übernehmen und b) ist ein solches Raster variabel. Das heißt, dass du bei theoretischen Vorlagen immer ein gewisses Maß an Flexibilität mitbringen musst. Theoretisch betrachtet lässt sich die Finanzierung eines Startups in drei große Stadien einteilen, die wiederum in weitere Startup Phasen untergliedert sind. Mit jeder Phase gehen auch zugehörige Startup-Finanzierungsrunden einher.
- I: Frühstadium: (1) Seed-Phase _ (2) Start-Up-Phase
- II: Expansionsstadium: (3) Wachstumsphase _ (4) Bridge-Phase
- III: Abschlussstadium: Endphase (5)
Stadium I: Frühstadium – Early Stage
Den Anfang deiner Startup-Finanzierungsphasen bildet die Seed-Phase (1). Bei dieser Startup Phase legst du den Grundstein für dein neues Unternehmen. Hauptfokus während der Anlaufzeit besteht darin, die richtige Geschäftsidee zu finden und deinen Service oder dein Produkt zu entwickeln. In dieser ersten Phase der Unternehmensgründung entwirfst du, neben deinem eigentlichen Vermarktungsgegenstand, dein Geschäftsmodell. Damit du vor allem am Anfang den Überblick behältst, solltest du dir eine Checkliste für die ersten Schritte nach der Gründung zur Seite legen. Hier triffst du alle Vorbereitungen, die in den folgenden Schritten notwendig sein werden.
Wie finanzierst du die Seed-Phase?
Während der Seed-Phase (1) dreht sich für dich als Gründer oder Gründerin alles um die Ausarbeitung deiner Idee und theoretische sowie strategische Aufgaben:
- Planung und Organisation
- Gründungsvorbereitung
- Präzisierung der Idee
- Markt- und Wettbewerbsanalyse
- Zielgruppe definieren und analysieren
- Entwicklung eines Prototyps
Dein Kapitalbedarf richtet sich unter anderem danach, ob deine Idee eine Dienstleistung oder ein Produkt sein wird. In der Regel besteht die Finanzierung in der Seed-Phase aus staatlichen Förderprogrammen oder aber aus Eigenkapital. In der Seed-Phase benötigst du weniger Kapital als in den folgenden Phasen, da du hauptsächlich mit der strategischen Planung, organisatorischen Aufgaben und Ideen-Entwicklung beschäftigt bist.
Was zeichnet die Startup-Phase aus?
Nach der Seed-Phase (1) folgt die Start-Up-Phase (2). In dieser führst du alle erforderlichen bürokratischen Maßnahmen zu Unternehmensgründung und Markteinführung durch. Hinzu kommen weitere Schritte in der Entwicklung deines Produkts bzw. deiner Dienstleistung. Dazu gehören:
- Die Rechtsform für dein Unternehmen festlegen
- Den Firmennamen finden
- Die Handelsregistereintragung
- Die Gewerbeanmeldung
- Die Markenanmeldung
- Mitarbeiter finden
Dein anfänglich konstruierter Prototyp sollte in diesem Stadium fertig entwickelt sein. In Bezug hierauf stellt sich dir auch die Frage, ob du dein Produkt in Eigen- oder Fremdproduktion herstellen willst. In dieser Phase eines Startups können auch schon die vertriebliche Koordination und eine erste Kundenakquise stattfinden.
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Vorhaben und Vermarktungsgegenstand deutlich machen
Halte dir vor Augen: Je genauer du deinen Vermarktungsgegenstand in diesen Finanzierungsphasen deines Startups planst, desto einfacher wird der weitere Projekt-Ausbau. Je deutlicher du dein Vorhaben definierst, desto klarer weißt du, auf welche Ziele du hinarbeitest. Ein konkreter und greifbarer Plan ist vor allem immer dann wichtig, wenn du andere von deiner Idee überzeugen willst.
Wie finanzierst du die Startup-Phase?
Im Vergleich zur Seed-Phase ist die Finanzierungsrunde der Startup-Phase viel kostenintensiver. Sie stellt den Zeitpunkt dar, in dem dein Kapital in die fundamentale Gründungsfinanzierung fließt. Ab diesem Moment geht es nicht mehr nur um Produktion und Strategie, sondern du solltest auch mit der Planung eines Marketingkonzepts beginnen. Im Vergleich zur Seed-Phase hast du in der zweiten Finanzierungsrunde deines Startups deutlich höheren Kapitalbedarf. Während diesen ersten beiden Etappen spricht man in der Regel von Venture-Capital. Dieses kann sich aus unterschiedlichen Kapitalgebern zusammensetzen:
- Vorhandenes Eigenkapital
- Private Kredite
- Investitionen von Venture-Capital-Unternehmen
- Unterstützung durch Business-Angels
- Fördermittel für Unternehmen
- Inkubatoren
Gerade zu Beginn des Finanzierungszyklus von Startups ist eine gute Planung wichtig und als Gründer oder Gründerin bist du sicher für jeden Ratschlag dankbar. Nutze sämtliche Möglichkeiten, dir Hilfe zu holen – wie zum Beispiel durch eine umfassende Existenzgründungsberatung.
Stadium II: Expansionsstadium – Growth Stage
Nach dem Anfangsstadium steht das zweite Stadium oder zu Englisch „Growth Stage“ ganz unter dem Motto Expansion: „Harder! Better! Faster! Stronger!“ Diese lässt sich wiederum in zwei Phasen aufteilen:
- Die Wachstumsphase (3)
- Die Bridge-Phase (4)
Was zeichnet die Wachstumsphase aus?
Nach der Startup-Phase (2) folgt die Wachstumsphase (3). Hierbei geht es darum, möglichst schnell und intensiv auf den gelegten Grundstein aufzubauen.
- Schneller: Produktplatzierung auf dem Markt
- Weiter: Ausbau des Teams
- Stärker: Intensive Kundenakquise
- Höher: Steigerung der Umsätze
- Besser: Ausweitung des Vertriebssystems
Wie finanzierst du die Wachstumsphase?
Damit du dein Team, das Produkt, die Kundenanzahl und das Marketing finanzieren kannst, ist eine weitere Finanzierungsrunde für dein Startup notwendig. Diese ist sehr entscheidend und vor allem arbeitsintensiv, da es hier darum geht, die Konkurrenten zu überholen. Damit du deine Ziele möglichst rasch umsetzen kannst, ist es wichtig, einen guten und ausgeklügelten Businessplan zu erstellen, um Investoreninnen und Investoren von deinem Projekt zu überzeugen. Ab diesem Zeitpunkt kannst du auch anfangen, dein Unternehmen bei Fremdkapitalgebern für eine klassische Finanzierung vorzuschlagen. Business-Angels oder Venture-Capital führen auch in dieser Phase zum Erfolg.
Was zeichnet die Bridge-Phase aus?
Nach der Wachstumsphase (3) folgt die Bridge-Phase (4). Im Fokus steht hier die intensive Ausarbeitung eines nationalen und internationalen Vertriebsnetzes. Erst ab dieser Startup-Finanzierungsphase macht es auch Sinn, über einen eventuellen Börsengang nachzudenken.
Wie finanzierst du die Bridge-Phase?
Das Geld innerhalb dieser Finanzierungsrunde für dein Startup dient in der Regel zur Umsetzung von weitreichenden und langfristigen Maßnahmen. Häufig beginnt in dieser Phase auch die Finanzierung durch die Börsenaktivität. Hierfür brauchst du allerdings eine Überbrückungsfinanzierung, die man im Fachjargon auch als Bridge Financing bezeichnet. Das bedeutet für dich, dass du diese Finanzierung durch den Gewinn, den du an der Börse machst, zurückzahlst.
Stadium III: Abschlussstadium – Later Stage
Auf das Expansionsstadium (englisch „Later Stage“) folgt das Abschlussstadium. Dieses wird im Modell nicht weiter unterteilt und besteht nur aus der Endphase.
Was zeichnet die Endphase aus?
Nach der Bridge-Phase (4) schließt das Modell mit der Endphase (5) ab. Innerhalb dieser letzten Phase gehst du umstrukturierende Maßnahmen an, besonders was das Firmen-Management betrifft. Während dem Exit-Stadium besteht die Betriebsleitung immer noch aus dem Gründungsteam. Vom ersten Tag der Seed-Phase an bis zu den Ausläufen der Endphase durchläuft das neu gegründete Startup einen enormen Wandel und eine breitgefächerte Entwicklung. Um das große Ganze zu sehen und einen objektiveren Blick von außen einzubringen, ist es ratsam, das Gründerteam durch neue, externe Führungskräfte zu ergänzen.
Wie finanzierst du die Endphase?
Die abschließende Finanzierungsrunde für dein Startup kann in vielen Fällen sehr unterschiedlich ablaufen und richtet sich nach dem Wachstum und individuellen Umständen des Unternehmens. Häufig geschieht dies über folgende Möglichkeiten:
- Finanzierung durch Investorinnen und Investoren
- Fremdkapital
- Börsenaktivität
- Verkauf von Geschäftsanteilen
Da es in der Endphase der Startup Phasen gerade darum geht, in einer weiteren Finanzierungsrunde für dein Startup Kapital zu erwerben und gleichzeitig neue Führungskräfte zu in dein Management-Team zu holen, bietet es sich an, Unternehmensbeteiligungen für dein Startup zu verkaufen. Somit erhältst du einerseits Kapital und andererseits wirtschaftlichen Input von den Investoren.
Fazit zu Finanzierungsrunden
Die Finanzierung eines Startups sollte sehr gut durchdacht sein. Deshalb hat sich in der Wirtschaft ein theoretisches Modell mit drei Stadien etabliert, welches die Finanzierungsphasen von Startups veranschaulicht. Im Frühstadium dreht sich alles um die Entwicklung deiner Idee und die strategische Planung. Finanzielle Mittel sind in der Seed-Phase (1) noch die eigenen Rücklagen oder private Kredite. In der Startup-Phase (2) führst du alle bürokratischen Anmeldungen durch. Da Bürokratie viel Geld kostet, erhalten Gründerinnen und Gründer häufig Unterstützung durch Venture-Capital-Unternehmen oder Business-Angels.
Im Expansionsstadium geht es darum, so schnell wie möglich zu wachsen, um die Konkurrenz zu überholen. Ab der Wachstumsphase (3) gelingt dir das mit Fremdkapital oder einer klassischen Unternehmensfinanzierung, aber auch Börsenaktivität in der Bridge-Phase (4) bringt dir Kapital ein. In der Endphase (5) verfügst du über ein gefestigtes Startup. Im Abschlussstadium geht es darum, dein Unternehmen zu weiterhin zu optimieren und das Management zu verstärken. Die Finanzierungsmittel bleiben die gleichen. Eine neue Möglichkeit in der Endphase bietet jedoch der Verkauf von Unternehmensbeteiligungen.