Definition
Was ist Liquidität?
Unter Liquidität wird die Fähigkeit eines Unternehmens verstanden, allen Zahlungsverpflichtungen jederzeit vollständig nachkommen zu können. Das bedeutet, dass die Mittelzuflüsse (Einzahlungen) stets mindestens genauso hoch sind wie die Mittelabflüsse (Auszahlungen). Liquidität unterteilt sich in zwei Arten:
- Dynamische Liquidität:
Bei der dynamischen Liquidität berechnen Sie, ob Sie Ihre Verbindlichkeiten in einem bestimmten Zeitraum (meist ein bis drei Monate) durch Einsatz Ihrer liquiden Mittel, der kurzfristigen Forderungen und der geschätzten Umsätze bezahlen können.
- Statische Liquidität:
Statische Liquidität arbeitet mit Liquiditätsgraden. Hier geht es darum, herauszufinden, ob Sie alle Ihre Zahlungsverpflichtungen fristgerecht erfüllen können.
Video: Liquidität in 2 Minuten erklärt
Was bedeutet Liquidität für Unternehmen?
Jedes Unternehmen, jeder Selbstständige, muss dafür Sorge tragen, dass es stets über eine ausreichende Zahlungsfähigkeit verfügt. Im Idealfall gelingt es, eine optimale Liquidität zu erreichen. Das ist der Fall, wenn sich Ein- und Auszahlungen vollständig entsprechen, was sich in der Praxis aber kaum erreichen lässt. Unternehmen sollten einen Zustand anstreben, bei dem die Ein- die Auszahlungen im Mittel übersteigen. Relevant ist die Liquidität beispielsweise für Geschäftspartner und Banken. Denn durch sie wird gleichzeitig die Bonität eines Unternehmens ermittelt. Kreditinstitute legen großen Wert auf die Liquidität eines Unternehmens, da sie die Kreditwürdigkeit beeinflusst.
Was heißt Liquiditätsengpass?
Bei mangelnder Liquidität des Unternehmens – also, wenn die Auszahlungen Ihre Einzahlungen übersteigen – entsteht ein Liquiditätsengpass. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Unterliquidität, laut Definition eine fehlende kurzfristige Zahlungsfähigkeit bei fortlaufendem Geschäftsbetrieb. Ein Unternehmen ist in diesem Fall zwar theoretisch solvent, aber praktisch nicht in der Lage, aktuelle Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.
Mögliche Folgen eines Liquiditätsengpasses:
Die Risiken eines Liquiditätsengpasses sind erheblich:
Bleibt die Zahlungsunfähigkeit bestehen, drohen rechtliche Folgen bis hin zur Insolvenz – oft schon nach wenigen Wochen.
Erste Gegenmaßnahmen:
In einem solchen Fall muss geprüft werden, wie die Differenz ausgeglichen werden kann. Kurzfristig ist das oft möglich, indem man den Kontokorrentkredit nutzt oder das Geschäftskonto überzieht. Allerdings werden für Kontokorrentkredite hohe Zinsen fällig, so dass sie nur kurzzeitig in Anspruch genommen und möglichst schnell wieder ausgeglichen werden sollten.
Weitere Maßnahmen zur Liquiditätsengpassbewältigung:
Ist die Differenz zwischen Auszahlungen und Einzahlungen zu hoch, müssen weitere Maßnahmen umgesetzt werden: Sie sollten beispielsweise nach Möglichkeit offene Forderungen eintreiben und auf der Gegenseite eigene Verbindlichkeiten möglichst spät – aber innerhalb der gesetzten Zahlfrist – begleichen. Gelingt es nicht, die Liquiditätslücke zu schließen, sind die Folgen gravierend: Zahlungsunfähigkeit führt schnell zu rechtlichen Konsequenzen und kann die Existenz des Unternehmens bedrohen. Im schlimmsten Fall droht schon nach wenigen Wochen die Insolvenz.
Tipp
Honorar angemessen halten als Freiberufler
Achten Sie besonders als Freiberufler darauf, Ihr Honorar in angemessener Höhe zu stellen und einen für Sie fairen Stundensatz zu berechnen, damit Sie liquide bleiben!
Wie kommt es zu einem Liquiditätsengpass?
Aus verschiedenen Gründen kann es nicht nur am Anfang, sondern auch im Verlauf eines Unternehmens oder einer selbstständigen Tätigkeit immer wieder zu Engpässen bei der Liquidität bzw. gänzlich zur Illiquidität des Unternehmens kommen.
Problem 1: Verbindlichkeiten
Die Einnahmen schwanken besonders zu Beginn Ihres Unternehmens natürlich. Wenn Sie in guten Zeiten die eigenen Ausgaben erhöhen und sich z. B. durch Kredite dauerhaft binden, kann es in schlechteren Zeiten problematisch werden, allen Verbindlichkeiten nachzukommen. Achten Sie also darauf, Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden. Auch Lieferantenkredite können ein sinnvolles Mittel sein, um die Liquidität zu sichern.
Problem 2: Forderungen
Neben Ihren Verbindlichkeiten, auf die Sie direkt Einfluss haben, können auch Ihre Forderungen Ihre Liquidität reduzieren. Auf diese haben Sie keinen Einfluss, wenn Ihre Kunden eine schlechte Zahlungsmoral haben. Am besten etablieren Sie hier ein effizientes Mahnwesen.
Wie wirkt sich eine zu hohe Unternehmens-Liquidität aus?
Umgekehrt kann eine zu hohe Barliquidität – wenn Einzahlungen Ihre Auszahlungen deutlich übersteigen – darauf hindeuten, dass ein Unternehmen das ihm zur Verfügung stehende Geld nicht effektiv nutzt und z. B. in neue Anlagegüter oder die Produktentwicklung investiert. Dies ist langfristig ein Zeichen für potenzielle Geschäftskunden, dass die Firma nicht bereit ist, kalkulierte Risiken einzugehen oder gar sich weiterzuentwickeln. Eine zu hohe Zahlungsfähigkeit ist demnach ebenfalls kein Pluspunkt.
Wie berechnet sich der Liquiditätsengpass und die Liquidität?
Für eine realistische Einschätzung der Liquidität eines Unternehmens genügt es nicht, allein auf buchhalterische Kennzahlen wie die BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) oder die GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) zu schauen, denn dort stehen häufig nur gebuchte Werte, aber keine tatsächlichen Zahlungsströme.
Werden z. B. Produkte auf Rechnung verkauft, erzielt ein Unternehmen zwar Umsatz und erhöht den Gewinn, allerdings wird die Liquidität nicht unmittelbar berührt.
Entscheidend ist, alle Geschäftsvorgänge zu berücksichtigen, die tatsächlich zu Ein- oder Auszahlungen führen – also zu realen Kontobewegungen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Zahlungseingänge aus Rechnungen (nicht nur deren Buchung)
- Investitionen (z. B. Maschinenkäufe)
- Tilgungen von Krediten
- Steuerzahlungen und Vorauszahlungen
Umsätze, die auf Rechnung erzielt wurden, erhöhen zunächst zwar den Gewinn – wirken sich aber erst dann positiv auf die Liquidität Ihres Unternehmens aus, wenn die Zahlung des Kunden tatsächlich eingeht.
Um die Liquidität richtig zu ermitteln, muss man auch diese und ggf. weitere Positionen erfassen. Liegen die Ein- über den Auszahlungen, spricht man von Überdeckung, im umgekehrten Fall von Unterdeckung. In Einzelunternehmen kann zusätzlich auch der sogenannte Liquiditätsbeitrag privat im Minus eine Rolle spielen – etwa dann, wenn private Einlagen zur Deckung laufender Kosten herangezogen wurden, diese jedoch nicht ausreichen oder selbst negativ ausfallen. Das Schema zeigt, wie die Liquidität grundsätzlich berechnet wird:
A | Einzahlungen | Beispiel |
---|---|---|
Vorhandene flüssige Mittel / Bankguthaben | 2.000 | |
+ | Zahlungswirksame Umsätze, z.B. Barzahlungen oder bezahlte Rechnungen | 35.000 |
+ | Einzahlungen aus Vermögensverkäufen | 500 |
+ | Gesellschaftereinlagen | 0 |
+ | Sonstige Einzahlungen, z. B. Steuererstattungen, Spenden, Lizenzen, Dividenden | 800 |
= | Summe Einzahlungen | 38.300 |
B | Auszahlungen | Beispiel |
---|---|---|
Materialkosten | 8.000 | |
+ | Personal | 14.000 |
+ | Sonstige Kosten (aus BWA, GuV), außer Abschreibungen | 11.000 |
+ | Steuernach- und Vorauszahlungen, Umsatzsteuer-Zahllast | 3.000 |
+ | Investitionen | 0 |
+ | Tilgungen von Krediten | 1.500 |
+ | Gesellschafterentnahmen | 4.000 |
+ | Sonstige Auszahlungen, z. B. Spenden, Lizenzen | 500 |
= | Summe Auszahlungen | 42.000 |
C | Deckungsmöglichkeiten (Kurzfristig ohne Maßnahmenumsetzung) | Beispiel |
---|---|---|
Freier noch nutzbarer Kontokorrent | 3.000 | |
Evtl. sonstige noch nicht ausgeschöpfte Darlehen | 0 | |
= | Liquidität (Unter-/+Überdeckung) | -700 |
Die drei Liquiditätsgrade und ihre Kennzahlen
Die Rentabilität lässt sich auch messen. In der Praxis stehen hierzu mehrere Kennzahlen zur Verfügung. Weit verbreitet sind die sogenannten Liquiditätsgrade, auch Liquidität 1, 2 und 3 genannt. Die verschiedenen Liquiditätsgrade bieten einen detaillierten Überblick über die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens, dabei ist das Verhältnis von Ein- zu Auszahlungen entscheidend für die korrekte Berechnung der Liquiditätsgrade. Die Liquiditätsgrade erfassen nur kurzfristige Verbindlichkeiten – allerdings ohne zu unterscheiden, ob es sich um auszahlungswirksame Zahlungsverpflichtungen handelt oder nur um bilanzielle Rückstellungen.
Liquiditätsgrad 1 – Barliquidität oder Cash Ratio
Die Formel für den Liquiditätsgrad 1 lautet:
flüssige Zahlungsmittel (Kassenbestände, Bankguthaben) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten
Der Begriff Barliquidität kommt im Kern daher, weil auf der Einzahlungsseite nur sofort verfügbare Mittel angesetzt werden. Faustregel zur Ausprägung: Der Liquiditätsgrad 1 sollte bei 20 % liegen.
Liquiditätsgrad 2 – Einzugsbedingte Liquidität oder Quick Ratio
Die Formel für den Liquiditätsgrad 2 lautet:
(Flüssige Zahlungsmittel + Forderungen) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten
Die Bezeichnung einzugsbedingte Liquidität wurde gewählt, weil auch Positionen (Forderungen) betrachtet werden, die innerhalb weniger Tage oder Wochen aus dem Umsatzprozess auf dem Konto eingehen. Faustregel zur Ausprägung: Der Liquiditätsgrad 2 sollte mindestens 100 % betragen.
Liquiditätsgrad 3 – Umsatzbedingte Liquidität in Unternehmen oder Current Ratio
Die Formel für den Liquiditätsgrad 3 lautet:
(Flüssige Zahlungsmittel + Forderungen + Vorräte) * 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten
Der Begriff umsatzbedingte Liquidität kommt im Kern daher, weil dabei die Vorräte einbezogen werden, die sich meist relativ schnell zu Umsätzen machen lassen, und somit wieder Geld in den Betrieb zurückfließt. Faustregel zur Ausprägung: Der Liquiditätsgrad 3 sollte etwa 150 bis 200 % betragen.
Info
Bedeutung der Liquiditätsgrade
Bei den Liquiditätsgraden werden lediglich die aus der Bilanz ersichtlichen Zahlungsverpflichtungen betrachtet und es wird dargestellt, in welchem Umfang sie dazu beitragen, die kurzfristigen Verbindlichkeiten (meist aus Lieferungen und Leistungen, also gegenüber Lieferanten) zu decken. Weitere Positionen wie z. B. Investitionen oder Tilgungen bleiben unberücksichtigt. Die Liquiditätsgrade sind in ihrer Aussagefähigkeit also eingeschränkt. Die Formeln bilden je die einfachste Variante der Kennzahlen ab und konzentrieren sich auf die größten Positionen im Betrieb. Es können ggf. andere Positionen einbezogen werden – bei den kurzfristigen Verbindlichkeiten u. a. sonstige Rückstellungen, bei den Forderungen Wertpapiere des Umlaufvermögens.
Wieviel Liquidität sollte ein Unternehmen haben?
Wie viel Liquidität ein Unternehmen benötigt, hängt von Branche, Unternehmensgröße und Geschäftsmodell ab.
Als Faustregel gilt:
- Liquidität 1. Grades (Barliquidität): Dies misst, wie gut ein Unternehmen kurzfristige Verbindlichkeiten mit sofort verfügbaren Mitteln (z. B. Bargeld und Bankguthaben) decken kann. Ein Wert von 10-20 % wird oft als ausreichend angesehen, kann aber je nach Branche variieren.
- Liquidität 2. Grades (schnelle Liquidität): Hier werden neben Bargeld auch kurzfristige Forderungen berücksichtigt. Ein Wert von mindestens 100 % gilt als solide, da er zeigt, dass kurzfristige Verbindlichkeiten weitgehend gedeckt sind.
- Liquidität 3. Grades (aktuelle Liquidität): Diese Kennzahl schließt zusätzlich die Vorräte ein. Ein Wert über 150-200 % wird oft empfohlen, um eine gute Zahlungsfähigkeit sicherzustellen.
Maßnahmenauswahl zur Sicherung und Erhöhung der Liquidität eines Unternehmens
Die eigene Liquidität zu sichern und zu verbessern sowie Maßnahmen zur Sicherung zu treffen, sollten Unternehmen unbedingt eine hohe Priorität einräumen. Daher gilt es stets, die eigene Zahlungsfähigkeit im Blick zu behalten.
Liquiditätsplanung und Liquiditätsvorschau
Um sich einen Überblick über die aktuelle Liquiditätslage zu verschaffen und zu sehen, wie sie sich voraussichtlich entwickeln wird, benötigen alle Unternehmen in jedem Fall einen Liquiditätsplan für mindestens 12 Monate. Bei der Liquiditätsplanung werden alle Jahreszahlen auf Monate oder Wochen heruntergebrochen, um erkennen zu können, wann welche Ein- und Auszahlungen erfolgen und ob und wann sich evtl. Lücken auftun, die man schließen muss. Moderne IT-Programme beinhalten häufig Module für einen Liquiditätsplan.
Info
Finanzplan vs. Liquiditätsplan: Was sind die Unterschiede?
Der Liquiditätsplan ist im Gegensatz zum Finanzplan ein kurzfristiges Instrument der Planung. Mit Ihrem Liquiditätsplan stellen Sie sicher, dass Ihr Business jederzeit genügend flüssige Mittel hat. Der Liquiditätsplan listet kurzfristig sämtliche Einzahlungen und Auszahlungen zum Zeitpunkt ihrer Zahlung innerhalb weniger Wochen oder Monate auf.
Der Finanzplan ist längerfristig ausgerichtet und berücksichtigt die erwarteten Zahlungsströme im Leistungszeitraum von 1 bis 5 Jahren.
Forderungsmanagement
Ein zentrales Werkzeug, um die Liquidität eines Unternehmens zu verbessern und zu steigern, ist ein gutes und funktionierendes Forderungsmanagement. Hierbei handelt es sich um einen Oberbegriff für zahlreiche Maßnahmen. Zu den zentralen Aufgaben zählen vor allem:
- Die Bonitätsprüfung von Neu- und Stammkunden vor einem Kauf, etwa mittels Auskunfteien wie Schufa, Bürgel oder Creditreform.
- Eine für den eigenen Betrieb günstige Vertragsgestaltung, möglichst mit Forcieren von An-, Bar- und Kartenzahlungen um Zahlungsverzögerungen oder –ausfälle zu vermeiden, Vereinbarung von Lastschriften, damit man die Zahlungszeitpunkte selbst bestimmen kann oder Vereinbarung möglichst kurzer Zahlungsziele mit Kunden (Faustregel: mögl. < 20 Tage). Auch die Vereinbarung von Skonto oder die Belohnung von „Pünktlichzahlern“ am Jahresende gehören zum Forderungsmanagement.
- Des Weiteren zählt ein funktionierendes Mahnwesen sowie die Bereitschaft, per Inkasso oder gerichtlichem Mahnverfahren säumige Kunden zur Zahlung zu bewegen, zum Forderungsmanagement und somit auch zur Liquidität.
- Ganz wichtig ist auch, dass die internen Prozesse stimmen und verbessert werden.
- Rechnungen sollten unmittelbar nach Leistungserbringung erstellt und versendet werden – idealerweise automatisiert.
- Alle rechtlichen Anforderungen (z. B. Pflichtangaben nach UStG) müssen dabei vollständig eingehalten werden.
- Mitarbeitende aus Bereichen wie Vertrieb oder Projektmanagement sollten verpflichtet sein, alle zur Rechnungsstellung benötigten Informationen und Dokumente zeitnah an die Buchhaltung weiterzuleiten.
- Zusätzlich braucht es klare Prozesse für den Umgang mit Rechnungskorrekturen oder Reklamationen: Je schneller solche Fälle bearbeitet werden, desto geringer ist das Risiko von Zahlungsverschiebungen oder -verzögerungen.
Effiziente Prozesse sorgen dafür, dass Zahlungseingänge nicht unnötig aufgeschoben werden – ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor für eine stabile Unternehmensliquidität.
Liquidität eines Unternehmens prüfen mit Cashflow-Statement und -Rechnung
Der Cashflow ist eine wichtige Kennzahl zur Liquiditätsbeurteilung, wobei alle relevanten Vermögenswerte zur Ermittlung und Beurteilung herangezogen werden. Zu den Vermögensgegenständen eines Unternehmens zählen sowohl kurzfristige als auch langfristige Anlagen. Der Cashflow berechnet sich in der einfachen Form wie folgt:
Jahresüberschuss / -fehlbetrag nach Steuern + Abschreibungen – Zuschreibungen = Cashflow i.e.S.
Der Jahresüberschuss nach Steuern wird hier wieder um die Abschreibungen erhöht, weil diese zwar den Gewinn beeinflussen, nicht aber die Liquidität des Unternehmens. Zuschreibungen verringern den Cashflow, da sie quasi die umgekehrte Wirkung wie Abschreibungen haben.
Der Cashflow ist in seiner Aussagekraft begrenzt, weil man nicht sehen kann, was mit dem Geld, das dem Betrieb zufließt, geschieht. Daher sollte er um eine Verwendungsrechnung, das Cashflow Statement,erweitert werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein solches zu erstellen und damit Einfluss auf Liquiditätsprobleme im Unternehmen zu nehmen. Die Darstellung zeigt ein Beispiel nach IAS 7 (International Accounting Standards, Mindestgliederung, bei großen Firmen kommen ggf. Positionen hinzu):
Positionen | Euro |
---|---|
Ergebnis lt. Gewinn- und Verlustrechnung | 445.320 |
+ /- Abschreibungen / Zuschreibungen | 37.460 |
+ /- Erhöhung / Verminderung langfristige Rückstellungen | -4.878 |
= Cashflow im engeren Sinn | 477.902 |
+/- Verminderung / Erhöhung Forderungen | -52.940 |
+/- Verminderung / Erhöhung Vorräte | -28.370 |
+/- Erhöhung / Verminderung Verbindlichkeiten aus L+L | 3.040 |
= 1 Cashflow aus Geschäftstätigkeit (operativer Cashflow) | 399.632 |
+ Einzahlungen aus Anlageabgängen (Desinvestition) | 2.000 |
- Auszahlungen für Anlageinvestitionen | -174.230 |
= 2 Cashflow aus Investitionstätigkeit | |
+ Einzahlungen aus Zuführungen Eigenkapital (Gesellschaftereinlagen) | 5.000 |
- Auszahlungen an Eigentümer (Gesellschafterentnahmen) | -227.300 |
+ Einzahlungen aus Aufnahme Finanzverbindlichkeiten | 9.000 |
- Auszahlungen aus Rückzahlung Finanzverbindlichkeiten | -6.000 |
= 3 Cashflow aus Finanzierungstätigkeit | |
Summe 1, 2, 3 | 8.102 |
+/ - Finanzmittel Beginn des Geschäftsjahres | 430 |
= Finanzmittelbestand Ende des Geschäftsjahres (Liquidität) | 8.532 |
Operativer Cashflow
Der operative Cashflow des Unternehmens ergänzt den Cashflow im engeren Sinne um Veränderungen bei Forderungen, Vorräten und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Steigen z.B. Forderungen oder Vorräte, wird Geld gebunden, das an anderer Stelle nicht zur Verfügung steht. Daher gilt es, diese Positionen zu reduzieren, um den Cashflow zu verbessern. Bei den Verbindlichkeiten ist es umgekehrt. Steigen sie, ist das für ein Unternehmen günstig, da Rechnungen später bezahlt werden müssen. Wird Skonto gewährt, ist es aber günstiger, diesen zu nutzen, da die Kosteneinsparung größer ist als der Liquiditätsgewinn.
Cashflow aus Investitionstätigkeit
Der Cashflow aus Investitionstätigkeit zeigt, in welchem Umfang Investitionen vorgenommen wurden und wie hoch die Summe aus Anlagenverkäufen (Desinvestition) ist. Das Anlagevermögen umfasst dabei langfristige Investitionen, die nicht zur kurzfristigen Liquidität beitragen.
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
Dieser Teil des Cashflow-Statements beinhaltet alle Aktivitäten, die die Kapitalstruktur eines Unternehmens verändern. Insbesondere sind hier Kreditaufnahmen und -tilgungen sowie Einzahlungen von und Auszahlungen an Eigentümer zu nennen.
Finanzmittelbestand
Aus der Summe der Positionen eins bis drei ergibt sich der Finanzmittelbestand bzw. die Liquidität am Ende einer Periode; ggf. zuzüglich möglicher liquider Mittel.
Erhöhungen von Forderungen und Vorräten sind mit negativen Vorzeichen eingegeben, weil Liquidität der Firma gebunden wird bzw. fehlt. Ein Cashflow-Statement enthält also alle zahlungsrelevanten Positionen, die in einem Unternehmen anfallen können.
Factoring
Ebenfalls zum Komplex Forderungsmanagement gehört das Factoring. Als Factoring wird der Verkauf von Forderungen an ein spezialisiertes Unternehmen, den Factor bezeichnet. Dieser kauft die Forderungen vom eigenen Betrieb, und zahlt nach meist zwei bis drei Tagen bis zu 90 % des Forderungsbetrags an den eigenen Betrieb aus. Der Differenzbetrag wird gezahlt, wenn auch der Kunde seine Forderungen an den Factor bezahlt hat. Ansonsten verwendet der Factor den Betrag dazu, die Kosten für z. B. ein Mahn- oder Inkassoverfahren zu decken. Kosten fallen für das verkaufende Unternehmen je nach Vertrag und Leistungsumfang in Höhe von etwa 0,5 - 3 % der Forderungssumme an. Hinzu kommen die Zinsen für den Zeitraum, von der Zahlung durch den Factor bis zum Forderungsausgleich für den Kunden.
Factoring ist meist nur auf den ersten Blick teuer, denn mit dem vorab ausgezahlten Geld kann man selbst z. B. einen Lieferanten unter Ausnutzung von Skonto bezahlen. Außerdem übernimmt der Factor einen Teil der Bonitätsprüfung, weshalb er offensichtlich relevant für die Liquidität des Unternehmens ist und man selbst spart dadurch Kosten. Und nicht zuletzt sinkt die Abhängigkeit vom Fremdkapital der Bank, was die Liquidität angeht, weil man z. B. keinen zusätzlichen Firmenkredit aufnehmen muss oder sein Kontokorrent schonen kann. Dennoch will die Nutzung Factoring gut überlegt sein, weil es etwa auch Kunden gibt, die nicht wollen, dass ihre Forderungen verkauft werden. Unternehmen, die sich für Factoring interessieren, sollten sich vorab gründlich informieren und sich auch bei der Auswahl eines seriösen Anbieters helfen lassen.
Kostenstruktur beim Factoring:
- Gebühren: etwa 0,5–3 % der Forderungssumme (abhängig von Vertrag und Leistungsumfang)
- Zinsen: für den Zeitraum zwischen Vorfinanzierung und Zahlung durch den Kunden
Auch wenn Factoring auf den ersten Blick kostenintensiv erscheint, bietet es zahlreiche Vorteile: - Sofortige Liquidität: Sie erhalten früher Zugriff auf liquide Mittel und können z. B. Skonto bei Lieferanten nutzen.
- Bonitätsprüfung inklusive: Der Factor übernimmt häufig eine Vorprüfung der Kundenbonität, was das Ausfallrisiko senkt.
- Geringere Abhängigkeit von Bankkrediten: Sie entlasten Ihren Kontokorrentrahmen und reduzieren die Notwendigkeit zusätzlicher Finanzierungen.
Wichtig: Nicht alle Geschäftspartner stehen Factoring positiv gegenüber – manche Kunden lehnen es ab, wenn ihre Forderungen verkauft werden. Deshalb sollten Unternehmen das Thema sorgfältig prüfen, seriöse Anbieter vergleichen und mögliche Auswirkungen auf die Kundenbeziehung abwägen.
Liquiditätspuffer schaffen: Auszahlungen verschieben oder streichen und Kosten senken
Die Liquidität lässt sich auch steigern, indem man alle in der Zukunft anstehenden Auszahlungen auf den Prüfstand stellt:
- Muss wirklich zeitnah investiert werden? Oder kann man eine Investition verschieben?
- Kann man auf eine preiswertere Alternative ausweichen?
- Kann man Investitionen anders finanzieren, z.B. durch Leasing?
- Besteht die Möglichkeit, eine Investition mit anderen Unternehmen durchzuführen und sich die Nutzung des Wirtschaftsguts zu teilen?
Nicht zuletzt sollten sich alle Unternehmen fragen, ob alle Kosten tatsächlich in der nötigen Höhe sinnvoll sind und es nicht besser wäre, diese zu senken, um die Liquidität zu erhöhen. Einige Beispiele:
- Kann man die Produkte in der gleichen Qualität mit günstigeren Materialien herstellen?
- Wurde mit den Lieferanten hart genug verhandelt?
- Können Bestellungen bei einem Lieferanten gebündelt werden, um bessere Einkaufspreise zu erhalten?
- Können bestimmte Arbeiten durch Subunternehmer statt durch eigenes Personal günstiger erledigt werden?
- Lassen sich Energiekosten oder Versicherungsbeiträge durch einen Wechsel des Anbieters senken?
- Welche Verträge werden ggf. nicht mehr benötigt, z.B. Wartungsverträge?
Können die Kosten bei gleichem Umsatz gesenkt werden, erhöhen sich der Gewinn und die Liquidität von Unternehmen. Können zusätzlich noch Auszahlungen reduziert werden, verbessert das die Liquidität noch einmal. Allerdings muss ein Betrieb vor allem versuchen, die Umsätze zu erhöhen, da dabei fast immer der größte Hebel für die Liquiditätsverbesserung gegeben ist.
Info
Liquidität vs Gewinn – wo liegt der Unterschied?
Ein häufiger Irrtum: Gewinn bedeutet nicht automatisch auch Liquidität. Der Gewinn ergibt sich aus der Differenz von Einnahmen und Kosten – unabhängig davon, wann das Geld tatsächlich fließt. Liquidität hingegen meint konkret verfügbare Zahlungsmittel (z. B. Bargeld, Bankguthaben), mit denen aktuelle Ausgaben gedeckt werden können. Ein profitables Unternehmen kann dennoch illiquide sein – und umgekehrt.
Fazit
Die Liquidität ist eine der zentralen Säulen unternehmerischen Erfolgs. Ohne ausreichende Zahlungsfähigkeit droht kurzfristig die Insolvenz – unabhängig von Gewinnen. Deshalb ist es essenziell, Liquidität nicht nur zu überwachen, sondern aktiv zu planen und zu steuern.
Ziel: Liquidität erhalten und kontinuierlich verbessern – durch Analyse, Planung und gezielte Maßnahmen.