Eigenkapitalrentabilität

Die Eigenkapitalrentabilität, -rendite oder auch EK-Rentabilität ist eine wichtige unternehmerische Kennzahl und für potenzielle Investoren, Banken und Geschäftsinhaber interessant. Branchenspezifisch gibt es dabei zum Teil enorme Unterschiede und manche Faktoren können den Wert sogar verzerren. Lesen Sie hier die Bedeutung der Eigenkapitalrentabilität, unter welcher Formel Sie diese berechnen können und wie Sie das Ergebnis richtig interpretieren.

Zuletzt aktualisiert am 28.11.2023
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Zusammenfassung

Eigenkapitalrentabilität im Überblick

Wie jede Kennzahl sollte auch die Eigenkapitalrentabilität nie isoliert, sondern immer in Kombination mit anderen Kennziffern betrachtet werden. Beachten Sie zudem folgende Punkte:

  • Ähnlich wie beim Leverage-Effekt können stille Reserven das Gesamtbild verzerren. Dabei greift ein Unternehmer auf seine stillen Reserven zu, statt tatsächliche Gewinne zu erwirtschaften.
  • Die Rentabilität des Eigenkapitals muss über mehrere Jahre hinweg betrachtet werden. Die Entwicklung sollte positiv verlaufen d.h. die Eigenkapitalrendite sollte steigen. Einzelne Jahre können ggf. die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens nicht richtig darstellen.
  • Einen pauschalen Richtwert der Eigenkapitalrentabilität gibt es nicht. Vielmehr müssen Branchen und individuelle Situationen von Unternehmen berücksichtigt werden.
  • Aufgrund der geringen Aussagekraft sollten noch weitere Kennzahlen – wie beispielsweise die Eigenkapitalquote oder die Gesamtkapitalrentabilität – in eine Analyse einbezogen werden.
  • In der Bilanzierung finden nicht immer gleiche Standards statt, dadurch ist die Eigenkapitalrentabilität mehrerer Unternehmen oft schwer zu vergleichen.

Welche Bedeutung hat die Eigenkapitalrentabilität in Unternehmen?

Die Eigenkapitalrentabilität (abgekürzt: EKR) oder auch Eigenkapitalrendite ist eine wichtige unternehmerische Kennzahl. Sie misst die Ertragskrafteines Unternehmens und gibt das Verhältnis des Gewinns zum eingesetzten Eigenkapital an. Einfacher gesagt: Die Eigenkapitalrentabilität beschreibt die Verzinsung des vom Unternehmen eingesetzten Eigenkapitals.

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Definition: Eigenkapitalrentabilität

Anhand der Eigenkapitalrentabilität lässt sich bewerten, wie erfolgreich ein Unternehmen innerhalb eines Geschäftsjahres gewirtschaftet hat. Besonders Investoren sind an der Eigenkapitalrentabilität interessiert, denn sie gibt die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens im Vergleich zur Konkurrenz an. Im englischen Sprachraum ist der Begriff auch unter „Return on Equity” (abgekürzt: ROE) bekannt. Auch in Deutschland hat sich dieser Begriff weitestgehend durchgesetzt.

Was bedeutet die Eigenkapitalrentabilität für Ihr Unternehmen?

Der amerikanische Investor Benjamin Graham legt in seinen Analysen großen Wert auf die Eigenkapitalrendite. Nach seiner Auffassung ist eine gute Eigenkapitalrentabilität die Grundlage für erfolgreiche Investitionen in Unternehmen.

Denn: Eingesetztes oder investiertes Eigenkapital unterliegt immer einem hohen Risiko. Dementsprechend erhoffen sich Investoren eine hohe Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals. Betrachten Geldgeber also die Eigenkapitalrendite, möchten sie wissen, ob sich eine mögliche Anlage für sie lohnen kann. Anhand der Kennzahl lässt sich erkennen, wie wirtschaftlich das Unternehmen arbeitet und ob es in der Lage ist, Gewinne in Form von Dividenden an seine Investoren (z.B. Aktionäre) auszuschütten.

Darüber hinaus können anhand der EK-Rentabilität auch Wettbewerber der gleichen Branche hinsichtlich deren Wirtschaftlichkeit und Renditeverglichen werden. Auch innerbetrieblich gibt die Kennzahl interessante Aufschlüsse: Anhand der EKR können Geschäftsführer beurteilen, wie effizient das vorhandene Eigenkapital im Unternehmen genutzt wird.

So berechnen Sie die Eigenkapitalrentabilität

Für die Berechnung benötigen Sie lediglich das eingesetzte Eigenkapital und den Jahresüberschuss. Der Jahresüberschuss des Unternehmens wird durch das eingesetzte Kapital dividiert und mit 100 multipliziert. Der erhaltene Prozentsatz ergibt die Eigenkapitalrendite.

Es sollte geklärt werden, ob mit bilanziellem oder wirtschaftlichem Eigenkapital gerechnet wird. Banken rechnen häufig mit dem wirtschaftlichen Eigenkapital. Beide Werte können übereinstimmen, müssen es aber nicht: Gibt es z. B. noch ausstehende Einlagen, die nicht eingezahlt worden sind oder Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern, die abgeführt werden müssen, mindert dies das tatsächlich verfügbare Eigenkapital, was zu einer schlechteren Eigenkapitalquote führen kann.

Infografik von Lexware zur Darstellung von Formeln der Rentabilitätsrechnung

In der Regel ist es relativ einfach, an die benötigten Zahlen zu gelangen. Während der Jahresüberschuss in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ausgewiesen ist, findet sich das Eigenkapital in der Bilanz. Insbesondere größere Unternehmen wie Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) und Aktiengesellschaften (AG) müssen sowohl eine Bilanz als auch eine GuV-Rechnung veröffentlichen.

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Der kalkulatorische Unternehmerlohn

Zahlen sich Einzelunternehmer selbst keinen Lohn aus, weil sie vom Jahresüberschuss leben, sollten sie zur Gewinnberechnung einen kalkulatorischen Unternehmerlohn ansetzen, um sich mit Kapitalgesellschaften vergleichen zu können. Der kalkulatorische Unternehmerlohn ist ein fiktiver Wert, der sich an den Gehaltskosten von Kapitalgesellschaften orientiert und den Jahresüberschuss genauso reduziert, als würde der Einzelunternehmer ein Gehalt bekommen. Das Ergebnis ist, dass ein Jahresüberschuss zur Berechnung der EKR angesetzt wird, der dem einer Kapitalgesellschaft entspricht. Dies gilt analog auch für Personengesellschaften, z. B. einer offenen Handelsgesellschaft.

Eigenkapitalrentabilität einfach erklärt an einem Beispiel

Nehmen wir an, die Bilanz eines Unternehmens weist zwei Jahre in Folge ein Eigenkapital in Höhe von 100.000 Euro aus. Im ersten Geschäftsjahr erzielt das Unternehmen einen Jahresgewinn in Höhe von 20.000 Euro, im zweiten Jahr könnte der Gewinn sogar auf 30.000 Euro steigen.

 

Die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität sieht wie folgt aus:

EKR 1. Geschäftsjahr: (20.000 / 100.000) * 100 % = 20 %

EKR 2. Geschäftsjahr: (30.000 / 100.000) * 100 % = 30 %

Die richtige Interpretation der Eigenkapitalrentabilität

Hohe Eigenkapitalrentabilität

Je höher die Eigenkapitalrentabilität, desto besser. Denn eine hohe Eigenkapitalrentabilität deutet in der Regel auf florierende Geschäfte hin. Dies ist wiederum für potenzielle Investoren interessant und stärkt die Liquiditäteines Unternehmens. Eine überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalrentabilität sollte immer hinterfragt werden! Beispielsweise kann das Unternehmen einmalig außergewöhnliche Erträge erwirtschaftet haben oder die Branche befindet sich in einem kurzfristigen Konjunkturhoch. Auch eine geringe Eigenkapitalquote kann zu einer hohen EKR führen, was aber kritisch zu bewerten ist, wenn die Quote unter etwa 20 Prozent sinkt.

Geringe Eigenkapitalrentabilität

Eine geringe Eigenkapitalrentabilität deutet wiederum oft auf zu vielgebundenes Kapital oder unnötig hohe Vorratsbestände (z.B. kapitalintensive Maschinen oder Immobilien und Grundstücke) hin. Dies sorgt zwar für deutlich mehr Sicherheit, allerdings bleibt das Kapital ungenutzt. Eine geringe EKR ist jedoch nicht zwangsläufig negativ zu beurteilen und je nach Branche sogar üblich.

Richtwerte: Was ist eine gute Eigenkapitalrentabilität?

Doch wie hoch sollte die Eigenkapitalrentabilität sein? Einen allgemeingültigen Zielwert der EKR gibt es nicht. Grundsätzlich gilt: Ein Prozentsatz von über 10 Prozent ist meist ein guter Richtwert. Um die Eigenkapitalrentabilität zu bewerten, müssen Sie allerdings auch immer den jeweiligen Sektor bzw. die Branche beachten. Denn branchenspezifisch gibt es viele Unterschiede, die sich auf die EKR eines Unternehmens auswirken können. So kann beispielsweise ein Softwareunternehmen mit geringen Ausgaben und geringem Eigenkapital dennoch hohe Renditen erzielen.

Aus Investoren-Sicht sollte die Eigenkapitalrendite mindestens so hoch sein wie die Rendite, die sich an Kapitalmärkten durch Aktien und weitere Geldanlagen erzielen lässt.

 

Ein Beispiel: Ein Unternehmen hat eine Eigenkapitalrentabilität von 15 Prozent, der aktuelle Zinssatz auf dem Kapitalmarkt beträgt 8 Prozent. Der betriebliche Zinssatz liegt über dem Marktzinssatz und es lohnt sich, das Eigenkapital in das Unternehmen zu investieren.

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Behalten Sie die EKR im Auge

Die Eigenkapitalrentabilität sollten Sie immer genauestens hinterfragen! Wie ist das Unternehmen finanziell aufgestellt, wie ist der Wert entstanden und wurde er eventuell manipuliert? Hier kommt der sogenannte Leverage-Effekt ins Spiel.

Eigenkapital erhöhen: der Leverage-Effekt

Das englische Wort „leverage” bedeutet im Deutschen “Hebelwirkung”. Bildlich können Sie sich den Leverage Effekt genau so vorstellen: Wird zum Eigenkapital zusätzlich Fremdkapital herangezogen, lässt sich die Eigenkapitalrentabilität deutlich verbessern.

Wie ist das möglich? Die Berechnung der Eigenkapitalrendite basiert ausschließlich auf dem vorhandenen Eigenkapital des Unternehmens. Durch die Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital steigt auch der Gesamtgewinn des Unternehmens, während der Posten des Eigenkapitals unverändert bleibt. Da die Eigenkapitalrentabilität allerdings nur aufgrund des verwendeten Eigenkapitals berechnet wird, ist die Kennzahl verzerrt: Der hohe Prozentsatz entspringt tatsächlich aus einer Verschuldung.

Tipp

Vorsicht bei hohem Verschuldungsgrad

Investoren sollten hier besonders vorsichtig sein. Ein hoher Verschuldungsgrad geht auch immer mit einem sehr hohen Risiko einher. Der erwirtschaftete Jahresüberschuss kann zur Schuldentilgung dienen und erhoffte Renditen bleiben aus. Im schlimmsten Fall wird das Unternehmen zahlungsunfähig. Der Verschuldungsgrad sollte ca. 80 Prozent nicht übersteigen.