Zusammenfassung
Crowdinvesting im Überblick
Beim Crowdinvesting handelt es sich um eine Form der Unternehmensfinanzierung.
Anleger erhoffen sich dadurch eine gute Rendite.
Im internationalen Sprachgebrauch bezeichnet man Crowdinvesting auch als equity-based Crowdfunding.
Bevor Sie Crowdinvesting betreiben, sollten Sie sich gut mit den verschiedenen Anbietern auseinandersetzen.
Crowdinvesting birgt auch einige Risiken für Investoren.
Definition
Was bedeutet Crowdinvesting?
Es handelt sich beim Crowdinvesting um eine besondere Form der Unternehmensfinanzierung. Dabei finanziert eine Gruppe von Menschen, ein bestimmtes Projekt oder gleich ein ganzes Unternehmen. Es kann eine gute Alternative oder Ergänzung zu Gründerkrediten für Start-ups sein.
Unterschied zwischen Crowdinvesting, Crowdfunding, Crowdfinancing und Crowdlending
Um die Frage zu klären, was Crowdinvesting überhaupt ist, gilt es zunächst, einige Begriffe zu erläutern, die in diesem Zusammenhang genannt werden:
- Crowdfinancing: Ist der Oberbegriff zu den nun folgenden Ausdrücken. Ihnen gemeinsam ist, dass dabei Unternehmen von vielen Geldgebern, also der Crowd (Deutsch: Menge, hin und wieder auch als Schwarm bezeichnet) finanziert werden und damit unabhängig von einer Bank Geld bekommen. Die Art und Weise, wie das funktioniert, ist bei den verschiedenen Modellen unterschiedlich.
- Crowdinvesting: Von Crowdinvesting, auch equity-based crowdfunding genannt, spricht man, wenn viele Anleger Geld in ein Start-up oder ein anderes Projekt investieren. Das Stichwort „investieren“ deutet dabei schon darauf hin, dass man sich eine gewisse Rendite erhofft.
- Crowdfunding: Bei Crowdfunding sieht das schon anders aus. Hier handelt es sich eher um eine Spende. Ob der Geldgeber finanziell etwas von seiner Zuwendung haben wird, ist eher fraglich.
- Crowdlending: Crowdlending oder lending-based crowdfunding dagegen bezeichnet den Vorgang, wenn sich viele Menschen dafür entscheiden, für eine Idee Geld zu geben. Allerdings möchte man dieses Geld wieder zurückhaben. Denn Crowdlending ist eine Form von Darlehen für bestimmte Projekte, mit dem Unterschied, dass keine Zinsen fällig werden.
Es müssen übrigens nicht immer professionelle Investoren sein, die sich am Crowdinvesting beteiligen. Vielmehr können auch Kleinanleger an der Schwarmfinanzierung teilhaben. Das ist eine echte Weiterentwicklung. Denn bis vor einiger Zeit konnten fast ausschließlich professionelle Anleger wie Risikokapitalgeber oder Business Angels in Start-ups oder spezielle Projekte investieren.
Beim Crowdinvesting hoffen die Anleger – wie bei klassischen Formen der Kapitalanlage auch – darauf, dass ihr investiertes Geld eine schöne Rendite bringt. Der Unterschied zu den eher klassischen Anlagen wie Bundesschatzbriefe oder Aktien liegt beim Crowdinvesting darin, dass im schlimmsten Fall das komplette Geld weg sein kann. Wenn das Start-up nicht erfolgreich ist, wirkt sich das in der Regel auch das Investment aus. Auf der anderen Seite ist die Aussicht auf eine hohe Rendite bei dieser Anlageform größer.
Info
Internationaler Sprachgebrauch
Wenn Sie sich außerhalb Deutschlands über das Thema Crowdinvesting unterhalten möchten, sollten Sie den Begriff „equity-based Crowdfunding“ nutzen. Der Ausdruck Crowdinvesting ist nämlich nur in Deutschland in dieser Art und Weise gebräuchlich.
Vorteile von Crowdinvesting für Unternehmen gegenüber Crowdfunding
Crowdinvesting | Crowdfunding |
---|---|
Investoren bekommen mehr Rendite, wenn das Projekt oder Unternehmen erfolgreich ist. | Keine abhängige Beschäftigung im Sinne der Sozialversicherung. Denkbare Ausnahmen: Z. B. alleiniger Gesellschafter-Geschäftsführer kann abhängig beschäftigt sein, wenn er als Treuhänder die Gesellschaftsanteile an der GmbH hält und aufgrund der treuhänderischen Bindung in der Ausübung seiner Gesellschafterrechte vollständig beschränkt ist. |
Die Rendite ist in der Regel eine Geldleistung. | Statt einer Rendite bekommen Investoren das fertige Produkt als Dankeschön. |
Crowdinvesting ist nicht auf bestimmte Projekte beschränkt. | Beim Crowdfunding werden häufig künstlerische oder karitative Projekte gefördert. |
Daneben gibt es noch weitere Vorteile, die beide Investmentformen gemeinsam haben:
Unternehmen können sich unabhängig von einer Bank finanzieren.
Der Schwarm kann Rückmeldung zum Start-up oder zur Idee geben.
Wer sich von der Crowd finanzieren lässt, spricht ein eher junges Publikum an. Das kann einen Vorteil beim Marketing bedeuten.
Eignet sich Crowdfunding für jedes Projekt?
Bevor wir uns weiter mit dem Thema Crowdinvesting für Unternehmen befassen, ist es für Sie vermutlich von Interesse, für welche Projekte sich die Schwarmfinanzierung überhaupt eignet. Unter Umständen ist es für die ein oder andere Gründer-Idee gar nicht das Richtige.
Häufig geht man davon aus, dass sich Crowdfundig dann lohnen kann, wenn ein Gründer eine ganz neue, sehr innovative Idee hat, die noch nicht weiter getestet wurde. In einer derart frühen Phase ist es für ihn häufig noch nicht möglich, andere Geldgeber für das Vorhaben zu gewinnen. Der Weg über das Crowdfunding ist damit der einzig mögliche.
Auf der anderen Seite können Sie aber auch in ein fertiges Produkt investieren und von dieser Finanzierungsform profitieren. Sie sind dann als Crowdinvestor der erste Kunden. Sie geben dem Gründer das Geld, damit dieser mit der Produktion starten kann. Als Gegenleistung bekommen Sie das Produkt – wenn es dann produziert ist.
Die verschiedenen Modelle, die für diese Form der Finanzierung in Frage kommen, haben wir bereits weiter oben angesprochen.
Wie laufen Crowdinvesting-Projekte ab?
Wenn Sie in eine Crowdinvesting-Kampagne investieren möchten, sollten zuvor mehrere Schritte durchlaufen sein. Die können von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein. Wir stellen hier den groben Ablauf ein wenig genauer dar:
1. Schritt: Plattform suchen
Der erste Schritt, wenn man eine Idee über Crowdinvesting finanzieren möchte, ist eine passende Plattform zu finden. Wenn Sie sich für eine bestimmte Plattform entschieden haben, suchen Sie dort nach passenden Gründer-Ideen.
2. Schritt: Unterlagen prüfen lassen
Die zuständigen Mitarbeiter der Crowdinvesting-Plattform prüfen die Unterlagen der Gründer und entscheiden über das weitere Vorgehen. Denn Dokumente zur geplanten Finanzierung und zum Projekt an sich gehören in der Regel zu dem Antrag der Gründer dazu. Falls Sie sich für ein Investment über Crowdinvesting interessieren, sollten Sie vorab diese Unterlagen sichten und dabei vor allem darauf achten, dass die Finanzierung solide geplant ist und die Idee Aussicht auf Erfolg hat. Mit anderen Worten: Es sollte ein Geschäftsmodell definiert und einen plausiblen Businessplan enthalten sein.
3. Schritt: Projekt präsentieren lassen
Sollten die Unterlagen für Sie in Ordnung sein, geht es mit dem nächsten Schritt weiter. Denn nun wird Ihnen das Projekt präsentiert. Die eigentliche Präsentation hängt dabei wieder von der jeweiligen Plattformen ab. Einige begnügen sich mit einer kurzen Beschreibung, während andere aufwändigere Videos auf der Plattform zeigen.
4. Schritt: Potentielle Gründer als Investor kontaktieren
Sobald das Projekt auf der Plattform präsentiert wird, können Investoren Geld dafür geben. Auch hier sollten Sie vorab auf die individuellen Modalitäten der Plattform achten. Denn auch die Höhe der Investition jedes einzelnen Interessenten hängt vom Anbieter ab. Außerdem wichtig: Die Kommunikation mit den potenziellen Gründern. Je unproblematischer und detaillierter der Austausch mit diesen abläuft, desto besser.
5. Schritt: Beteiligungsverträge schließen
Ist genügend Geld zusammengekommen, ist es Zeit für die Beteiligungsverträge. Darin werden die rechtlichen Grundlagen des Investments festgehalten. Der Initiator des Projekts, bekommt jetzt das investierte Geld und kann sein Vorhaben starten.
Damit ist er aber noch nicht aus seiner Pflicht entlassen. Vielmehr sollte er Sie als Investoren auf dem aktuellen Stand über die Fortschritte in dem Projekt oder Unternehmen halten. Marketing und PR zum Projekt darf er nicht vernachlässigen. Schließlich sind nun auch Sie als Anteilseigner am Projekt beteiligt.
Wie umfangreich seine Informationspflichten sind, hängt von der jeweiligen Plattform ab. Einige verlangen, dass er einmal im Quartal seine Investoren über den aktuellen Stand informiert, während andere einen Bericht alle sechs bis zwölf Monate vorgeben.
Tipp
Dauer der Unterstützung
Wie lange Sie als Investor an einem Crowdinvesting-Projekt beteiligt sind, hängt wieder von der jeweiligen Plattform ab. In der Regel sind Investoren zwei bis fünf Jahre dabei. Sollte der Gründer jedoch viel Kapital benötigen, sind auch längere Laufzeiten von bis zu acht Jahren möglich.
Den richtigen Anbieter finden: Worauf sollten Sie bei Crowdinvesting-Plattformen achten?
Stellt sich natürlich die Frage, wie Sie gute und seriöse Crowdinvesting-Plattformen finden können. Schließlich möchten Sie vertrauenswürdige Geschäftspartner und im Idealfall auf der besten Crowdinvesting-Plattform finden. Es bietet sich an, sich im Internet über Erfahrungen anderer Unternehmer oder Anleger mit der Plattform schlau zu machen.
Folgende Plattformen werden gerne ausgewählt, wenn eine neue Idee finanziert werden soll. Sie gehören daher zu den Bekanntesten:
- Kickstarter: Der Anbieter ist einer der Platzhirsche unter den Crowdinvesting-Plattformen – und das weltweit.
- Innovestment: Die Plattform gibt es schon seit 2011 und hat sich auf nachhaltige Projekte spezialisiert.
- Seedmatch: Sie ist schon länger am Markt vertreten.
- GLS Crowd: Wenn Sie ein nachhaltiges Projekt über Crowdinvesting fördern möchten, sollten Sie sich GLS Crowd etwas genauer ansehen.
- Tomorrow Crowdinvesting: Diese Onlinebank sollten Sie außerdem unbedingt kennen, wenn Sie sich mit dem Thema beschäftigen. Sie fördert nämlich ausschließlich soziale und nachhaltige Projekte. Der Finanzdienstleister agiert dabei äußerst transparent: Kunden können jederzeit nachvollziehen, wohin das Geld fließt und welche Projekte gefördert werden. Kohle- und Rüstungsindustrie sind dabei ausgeschlossen.
Info
Überblick aller Anbieter
Einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Anbieter und Plattformen findest du auf der Seite crowdinvesting-compact.de. Dort können Sie Anbieter nach verschiedenen Kriterien filtern und so einen großen Vergleich der Crowdinvesting-Plattformen für Unternehmen durchführen.
Die Risiken für Sie als Anleger
So schön und innovativ die Idee des Crowdinvesting auch sein mag, sollten Sie nicht die Risiken vergessen. Gerade Anleger müssen im schlimmsten Fall damit rechnen, dass ihre Vermögensanlagen plötzlich weg sind.
Das Ausfallrisiko ist gerade bei Start-ups, die diese Finanzierungsform gerne nutzen, besonders hoch.
Meist gibt es zwar das Geld zurück, wenn die angepeilte Investitionssumme nicht erreicht wird. Muss das Start-up, das man über Crowdinvesting finanziert hat, dagegen Insolvenz anmelden, sind die gezahlten Beträge in der Regel weg – und somit der Verlust groß.
Die Anteile am Unternehmen – sofern sie stille Beteiligungen oder Nachrangdarlehen sind – werden für die Investoren steuerlich als Kapitaleinkünfte gewertet. Mit dem Ergebnis, dass dafür eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent fällig wird. Das schmälert den Gewinn nicht unerheblich.