Work-Life-Balance

Volle Terminkalender, lange Arbeitszeiten und Stress – für viele Arbeitnehmer ist das Alltag. Trotz fortschreitender Digitalisierung und effizienter Tools scheint die Arbeit nicht weniger zu werden, sondern sich sogar zu intensivieren. Wiederholt wird Arbeitnehmern dazu geraten, sich Freiräume und einen Ausgleich während ihrer Freizeit zu schaffen. Mehr denn je sind nun aber auch Unternehmen dazu angehalten, für eine verbesserte Work-Life-Balance Maßnahmen zu etablieren und ein langfristiges Konzept zu kreieren. Doch auch die Arbeitnehmer selbst können durch kleine Gewohnheiten für ein besseres Leben sorgen!

Zuletzt aktualisiert am 13.05.2025

Zusammenfassung

Work-Life-Balance-Maßnahmen im Überblick

  • Work-Life-Balance beschreibt das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben.
  • Work-Life-Balance-Maßnahmen sind in der heutigen Arbeitswelt eine Notwendigkeit und bringen zahlreiche Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sich.
  • Es gibt kein offizielles Gesetz, das Unternehmen zur Etablierung geeigneter Work-Life-Balance-Maßnahmen verpflichtet, jedoch existiert seit Juni 2019 eine Richtlinie des Europäischen Rats zur Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben.

Definition

Bedeutung von Work-Life-Balance

Work-Life-Balance beschreibt das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben beziehungsweise Familie. Ein Synonym von Work-Life-Balance ist die Vereinbarkeit dieser Welten, um ausgewogen, glücklich und gesund zu leben. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für eine ausgewogene Work-Life-Balance stärker gewachsen. Dabei hat sie nicht nur für die Gesundheit und Zufriedenheit von Mitarbeitern eine große Relevanz, sondern spielt auch für Unternehmen eine wichtige Rolle. Leiden Ihre Mitarbeiter infolge einer schlechten Work-Life-Balance unter Stress und werden dadurch sogar krank, hat schlussendlich auch die Firma damit zu kämpfen. Eine bessere Lebensqualität der Mitarbeiter ist also auch für das Unternehmen essenziell. 

Herkunft und Historie des Begriffs

Ursprünglich war der Begriff Work-Life-Balance auf die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben für berufstätige Mütter vorgesehen. Mit der Zeit wurde das Konzept in Anbetracht von längeren Arbeitszeiten und veränderten Familienstrukturen auf beide Geschlechter bezogen. Hinzu kamen steigende Fälle von mentalen Erkrankungen aufgrund von Überbelastung, die die Notwendigkeit von Work-Life-Balance-Maßnahmen in Deutschland in den 90er-Jahren in den Vordergrund rückten.

Vorteile von Work-Life-Balance-Maßnahmen für Unternehmen

Maßnahmen für eine Work-Life-Balance sind angesichts des gesellschaftlichen Kontexts demnach kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Haben Sie bereits eigene Mitarbeiter eingestellt oder planen Sie das in naher Zukunft, sollten Sie diesen Aspekt nicht außer Acht lassen. Unternehmen, die sich für eine gesunde Work-Life-Balance einsetzen, profitieren von erheblichen Vorteilen:

  • Motivation und Produktivität: Fühlen sich Menschen an ihrem Arbeitsplatz geschätzt und können ihren privaten Bedürfnissen nachgehen, arbeiten sie motivierter und produktiver. Ein Unternehmen profitiert dann von besseren Ergebnissen und gesteigertem Wachstum.
  • Mitarbeiterbindung: Eine Verbesserung der Work-Life-Balance führt zu mehr Zufriedenheit unter den Mitarbeitenden und reduziert die Mitarbeiterfluktuation in einem Unternehmen nachhaltig. Wird ihnen eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit ermöglicht, haben sie weniger Anlass dazu, das Unternehmen zu verlassen.
  • Kosteneinsparung: Durch die reduzierte Fluktuation spart sich ein Unternehmen Kosten ein. Hier verhält es sich ähnlich wie beim Marketing: Neue Mitarbeiter zu akquirieren und einzustellen ist teurer, als die vorhandenen zu binden. Schließlich sparen Unternehmen ebenfalls dadurch, dass es zu weniger Krankheitstagen und Langzeitausfällen kommt.
  • Imageverbesserung: Es spricht sich schnell herum, welche Unternehmen ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen. Junge Talente und erfahrene Führungskräfte können mit Work-Life-Balance-Maßnahmen angesprochen und für das Unternehmen geworben werden.

Info

Das Arbeitszeitgesetz schafft eine rechtliche Basis für Work-Life-Balance

Eine Grundlage für Work-Life-Balance wird unter anderem im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) gelegt. Das regelt beispielsweise, dass Arbeitnehmer in der Regel nicht mehr als acht Stunden arbeiten dürfen. Die Arbeitszeit darf nur bei zeitnahem Ausgleich innerhalb der folgenden sechs Monate auf zehn Stunden verlängert werden.

Wie können Maßnahmen für Work-Life-Balance im Unternehmen aussehen?

Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit zwischen Beruf und Privatleben gibt es zahlreich. Selbstverständlich sind nicht alle Tipps für Work-Life-Balance-Maßnahmen in jedem Unternehmen umsetzbar – je nach Branche und Größe können die Umstände variieren. Wir haben einige Beispiele gesammelt, wie Work-Life-Balance in großen Unternehmen sowie kleinen KMUs gelebt und die Belastung schrittweise minimiert werden kann:

  • Homeoffice oder mobile Arbeit: Als Unternehmer werden Sie wahrscheinlich bereits selbst im Homeoffice gearbeitet haben oder tun es derzeit weiterhin. Das Arbeiten von zu Hause aus oder von jedem beliebigen Ort auf der Welt wird durch Online-Termine und optimierte Kommunikations- und Arbeitstools immer beliebter und effizienter. Auch die Corona-Pandemie hat das Homeoffice oder sogar Arbeiten aus dem Ausland vorangetrieben. Für die Work-Life-Balance ist die Arbeit von zu Hause aus enorm wichtig, da Mitarbeitende durch diese Maßnahme ihre Freizeit und privaten Termine flexibler gestalten können und sich den täglichen Weg zum Unternehmen sparen.
  • Flexible Arbeitszeiten: Meist werden flexible Arbeitszeiten bereits durch Homeoffice oder mobile Arbeit ermöglicht. Aber auch für das Büro selbst können Arbeitgeber die sog. Flexzeit etablieren, damit Mitarbeitende den Arbeitsweg oder die Kinderbetreuung besser managen können.
  • Interne Kinderbetreuung: Für ein junges KMU ist eine interne Kinderbetreuung mit Sicherheit noch zu kostspielig - für ein etabliertes Unternehmen jedoch empfehlenswert. Dadurch haben Mitarbeitende die Chance, ihr Familienleben leichter mit dem Job zu vereinen und das Stresslevel zu reduzieren. Das trägt als Maßnahme zur Work-Life-Balance sowie der Mitarbeitermotivation und -bindung bei.
  • Freizeitangebote: Attraktive Benefits wie Gesundheitstage oder die Übernahme der Mitgliedschaft im Fitnessstudio helfen Mitarbeitenden dabei, ihr Wohlbefinden neben der Arbeit nicht zu vernachlässigen.
  • Mentale Gesundheit: Mentale Gesundheit ist in den letzten Jahren immer mehr Menschen ein Begriff geworden: Entweder, weil sie gesundheitliche Probleme haben oder darüber im Netz und in ihrem sozialen Umfeld gehört haben. Unternehmen könnten ihren Mitarbeitenden Kurse zu Themen wie Stressbewältigung, Zeitmanagement oder Achtsamkeit anbieten, die allesamt auf die mentale Gesundheit einzahlen. Auch psychologische Beratung oder die Aufklärung und Enttabuisierung gehören in die Mitte der Gesellschaft.
  • Raum für Entspannung und Abwechslung: Wöchentliche Massagen, Fußballkicker oder Bällebäder – insbesondere Co-Working-Spaces sind für ihre ausgefallenen Methoden zur Entspannung und Förderung der Kreativität bekannt. Es hilft ungemein, solche Freiräume und Bereiche im Büro zu schaffen, um als Unternehmer oder Mitarbeiter den Kopf freizubekommen und neue Inspiration zu schöpfen.
  • Teamevents: Gemeinsame Teamevents fördern das Miteinander am Arbeitsplatz und die Unternehmenszugehörigkeit. Gleichzeitig bringen sie eine Freizeitkomponente in den Berufsalltag und vermitteln ein Gefühl von Leichtigkeit.
  • Sabbaticals: Jedes Jahr interessieren sich immer mehr Arbeitnehmer für ein Sabbatical. Sie nutzen diese gerne, um die Welt zu bereisen, sich der Weiterbildung zu widmen oder neue Energie zu tanken. Unternehmen, die als Work-Life-Balance-Maßnahme ein Sabbatical ermöglichen, stellen ihren Mitarbeitern dafür meist drei bis zwölf Monate zur Verfügung.

Info

Richtlinie des Europäischen Rats zur Vereinbarkeit von Job und Privatleben

Zwar gibt es kein offizielles Gesetz für die Work-Life-Balance-Maßnahmen am Arbeitsplatz, jedoch hat der Europäische Rat im Juni 2019 die Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben veröffentlicht. Die Ziele beziehen sich unter anderem auf die Chancengleichheit von Männern und Frauen und die Förderung von Flexibilität im Arbeitsleben.

Herausforderungen von Work-Life-Balance-Konzepten

Um die Gesundheit und Zufriedenheit sowie die Motivation und Produktivität von Ihren Mitarbeitern und Ihnen selbst langfristig zu gewährleisten, sind Work-Life-Balance-Maßnahmen ein Muss.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Herausforderungen die Etablierung und Anwendung von Work-Life-Balance-Maßnahmen bergen. Dies gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen:

  • Fehlendes Zeitmanagement: Unter schlechtem Zeitmanagement kann die Work-Life-Balance massiv leiden. Viele Menschen berichten davon, dass sie in unzähligen Aufgaben untergehen und kaum Zeit für Freizeit finden. Oft hilft es schon, Aufgaben in einer strukturierten To-do-Liste anzuordnen und nach Relevanz zu priorisieren.
  • Führungskräfte: Arbeitgeber müssen Work-Life-Balance und das nötige Verständnis dafür bereits auf der Führungsebene etablieren. Führungskräfte sollten keinen starken Leistungsdruck auf ihre Mitarbeiter ausüben und Lob und Anerkennung nicht vernachlässigen.
  • Strenge Zielsetzung: Insbesondere KMUs und junge Unternehmen, die die Erwartungen ihrer Investoren erfüllen müssen sowie ziel- und zeitgebunden sind, würden möglicherweise Work-Life-Balance-Maßnahmen erst einmal hinten anstellen.
  • Limitiertes Budget: Maßnahmen wie eine interne Kinderbetreuung sind mit Kosten verbunden, für die viele junge Unternehmen nicht aufkommen können. Hier helfen günstige und schnell umsetzbare Ideen wie Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und Teamevents.
  • Räumliche Trennung von Arbeit und Privatleben: Oft fällt es schwer, im Homeoffice Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen – vor allem, wenn eine räumliche Trennung durch ein separates Büro in den eigenen vier Wänden nicht gegeben ist.
  • War for Talents: Immer mehr Unternehmen integrieren diverse Work-Life-Balance-Methoden in ihren Arbeitsalltag und nutzen dies nicht zuletzt dafür, um attraktiver für neue Bewerber zu sein, weil sie gute Mitarbeiter finden möchten. Eine Herausforderung, die dadurch entsteht, ist, dass sie sich diesbezüglich in ständiger Konkurrenz zu anderen Firmen befinden.
  • Zunehmende Individualisierung: Die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft ist eine positive Entwicklung, die Menschen den Freiraum gibt, sich zu entfalten und ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen. Allerdings entsteht dadurch auch die Herausforderung für Unternehmen, die passenden Work-Life-Balance-Maßnahmen für alle Mitarbeiter zusammenzustellen: Themen wie Familie, Reisen und Weiterbildung haben je nach Person einen anderen Stellenwert.

Mitarbeiter: 5 Gewohnheiten für ein besseres Leben

Die Lebensqualität der Mitarbeiter zu verbessern, liegt nicht allein in den Händen der Unternehmen. Auch die Mitarbeiter selbst sollten etwas dafür tun, um nicht ständig gestresst und ungeduldig durch den Arbeitsalltag zu hetzen. Natürlich lässt sich, was von außen kommt, nicht kontrollieren, doch der Umgang damit schon. Durch positive Gewohnheiten ist es möglich, mit vielen Situationen besser umzugehen. Nachfolgend nennen wir Ihnen Beispiele für fünf gute Angewohnheiten, die Mitarbeiter selbst umsetzen können.

  • Nicht permanent erreichbar sein: Feierabend bedeutet Feierabend! Eine gute Gewohnheit ist es, die einkommenden Mails oder Anrufe nicht mit ins Privatleben zu nehmen. So sollten Mitarbeiter am besten alle Arbeitsgeräte bei sich am Arbeitsplatz lassen. Falls sie im Homeoffice tätig sind, sollten sie, wenn möglich, einen separaten Raum zum Arbeiten nutzen, damit sie sich besser abgrenzen können. Auch hier gilt dann: Nicht nach Feierabend doch nochmal an den PC, um nur mal schnell ins Postfach zu schauen.
  • Auf das Arbeitsumfeld achten: Ein genüsslicher (virtueller) Kaffee am Morgen mit den Arbeitskollegen kann ein toller Start in den neuen Tag sein – muss es aber nicht. Ziehen die Gespräche den Mitarbeiter runter, weil das Gegenüber lästert oder eine Schulter zum Anlehnen für seine privaten Probleme braucht, ist es manchmal sinnvoll, solche Gespräche zu vermeiden. Das senkt nicht nur das eigene Stresslevel, sondern sorgt dafür, dass Mitarbeiter sich auf die für sie wichtigen Dinge konzentrieren können.
  • Eine gute Organisation: Schlechte organisatorische Abläufe sind wahre Zeitfresser. Schon ein unaufgeräumter Desktop macht die Suche nach einer bestimmten Datei zu einer nervtötenden Angelegenheit. Mitarbeiter sollten deshalb digital und physisch – z. B. mit Aktenordnern – gut organisiert sein und Dokumente ordentlich ablegen.
  • Voller Fokus auf die Arbeit: Nebenbei ein YouTube-Video schauen oder im Homeoffice mal eben kurz den Haushalt machen? Punkte, die dem einen oder anderen Mitarbeiter sicherlich schon um die Ohren geflogen sind. Es mindert nicht nur die Konzentration, sondern sie riskieren damit unter Umständen sogar ihren Arbeitsplatz. In der Arbeitszeit sollten die Mitarbeiter den vollen Fokus auf ihre Aufgaben richten. Dafür sollten sie einer Aufgabe aber auch mit so wenig Ablenkungen wie möglich nachgehen können. Das heißt: Keine unnötigen Meetings zwischendurch, Outlook auch mal ausschalten und keine Anrufe, wenn die Mitarbeiter ihren Status im Chat auf „beschäftigt“ gestellt haben.
  • Einfach mal „Nein“ sagen: Der Arbeitskollege möchte einen virtuellen Kaffee trinken oder sich einfach im Chat über den Arbeitstag austauschen? Manchmal ist es für Mitarbeiter sinnvoll, hier einfach mal Nein zu sagen. Natürlich ist Austausch wichtig und auch privater Austausch sorgt dafür, dass ein Team zusammenwächst. Doch wenn ein Mitarbeiter die Kapazitäten für ein solches Gespräch grade nicht hat, dann ist ein Nein vollkommen legitim. Auch wenn der Schreibtisch vor lauter Aufgaben schon überquillt, dürfen Mitarbeiter Nein sagen zu noch mehr Aufgaben, bevor sie sich übernehmen und im schlimmsten Fall in ein Burnout rutschen.

Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter für die genannten Punkte sensibilisieren und ihnen erläutern, dass sie auch selbst etwas für ihre Work-Life-Balance tun müssen. Vor allem, indem sie achtsam mit sich und anderen umgehen. Sie als Arbeitgeber schaffen dafür den nötigen Raum.

Info

Was sind eigentlich Angewohnheiten?

Es gibt gute und schlechte Gewohnheiten beziehungsweise Angewohnheiten. Vertieft ein Mitarbeiter sich beispielsweise täglich 8 Stunden pausenlos hinter dem Bildschirm in seine Arbeit, ist dies eine Angewohnheit – wenn auch eine schlechte für seine Gesundheit. Eine Angewohnheit ist also eine unreflektierte Verhaltensweise, die jemand automatisch wiederholt.