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Selbstständig werden: Ja oder nein? Die Vor- und Nachteile einer Selbstständigkeit im Überblick

Wer den Sprung in die Selbstständigkeit plant, hat meist viele Fragen: Welche Vorteile habe ich – und welche Nachteile bringt die Selbstständigkeit mit sich? Gut, wenn du ausgiebig grübelst, denn eine Entscheidung dieser Größenordnung will durchdacht sein. Wir zeigen dir, welche Vor- & Nachteile einer Selbstständigkeit für dich entscheidend sind.

Zuletzt aktualisiert am 04.09.2023
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Selbstständig vs. angestellt: Abwägen ist angesagt

Selbst und ständig arbeiten – das hört man häufig, wenn man von dem geplanten Vorhaben der eigenen Selbstständigkeit berichtet. Dieses Urteil kommt natürlich nicht von ungefähr, denn Frauen und Männer, die mit dem eigenen Business erfolgreich sein möchten, müssen sich ins Zeug legen und häufig mehr arbeiten als Angestellte.

In jedem Fall ist Selbstständigkeit eine Herausforderung und kann eine enorme Belastung bedeuten. Vor allem dann, wenn du nicht nur für dich, sondern für deine gesamte Familie verantwortlich bist. Erfolg mit deinem Gewerbe oder deinen Ideen ist eben nicht garantiert. Im Gegenteil, auch mit großem Einsatz und langen Arbeitszeiten kannst du dir nicht sicher sein, ob aus deinem Business etwas wird. Dieser Verantwortung solltest du dir bewusst sein und Chancen sowie Risiken gründlich abwägen. Denn unter Umständen brauchst du Jahre, bis du wirtschaftlich erfolgreich bist.

Die Nachteile der Selbstständigkeit

Vielleicht fallen dir zunächst die Vorteile einer selbstständigen Tätigkeit ein. Und das ist auch gut so, schließlich solltest du mit größtmöglicher Motivation in dein neues Vorhaben starten. Trotzdem darfst du die Kehrseite der Medaille nicht aus dem Blick verlieren. Denn natürlich hat eine Selbstständigkeit Vor- und Nachteile. Um möglichst informiert über deine berufliche Zukunft zu entscheiden, ist es wichtig, dich nicht nur auf eine Seite zu beschränken. Du solltest auch die Nachteile kennen:

  1. Urlaub: Urlaub und Krankenschein gibt es für dich als Selbstständigen nicht mehr. Wenn du krank bist, bekommst du kein Geld und auch der Urlaub kostet dich mehr als die Reise an sich. Denn wenn du nicht arbeitest, wirst du nichts verdienen.
  2. Arbeitszeiten: Geregelte Arbeitszeiten gibt es gerade zu Beginn der Selbstständigkeit ebenfalls nicht. Denn als Unternehmer bist du selbst für deine Arbeitszeiten verantwortlich.
  3. Arbeitsaufgaben: Als Selbstständiger musst du dich häufig mit Dingen beschäftigen, mit denen du vorher noch nicht in Kontakt gekommen bist. Buchhaltung, Marketing oder bestimmte Aspekte der Steuer können zunächst Probleme machen. Sich damit nicht beschäftigen zu müssen, gehört für einige Selbstständige daher zu den Vorteilen einer Festanstellung.
  4. Einkommen: Wer keinen Chef hat, hat auch niemanden, der ihm ein regelmäßiges Einkommen zahlt. Selbstständig sein bedeutet auch, dass du für deinen Umsatz und Gewinn persönlich verantwortlich. Gerade zum Start in die Selbstständigkeit kann das eine Menge Druck machen. Denn für deinen Lebensunterhalt bist nun einzig und allein du verantwortlich.
  5. Aufträge: Als Selbstständiger musst du ständig auf der Suche nach neuen Aufträgen und Kunden sein. Denn diese bilden die Quelle für dein Einkommen.
  6. Druck: Nicht nur die hohe Arbeitsbelastung, auch die fehlende finanzielle Sicherheit macht Selbstständigen zu schaffen. So kann der Start in die Selbstständigkeit zu hohen psychischen Belastungen führen.
  7. Disziplin: Wer sich nicht selbst motivieren und strukturiert arbeiten kann, sollte sich die Sache mit der Selbstständigkeit noch einmal überlegen.

Vorteile der Selbstständigkeit

Doch nun zum erfreulicheren Teil und damit den Vorteilen, die du als selbstständiger Unternehmer hast. Viele davon wirst du sicherlich schon kennen, wenn du deine Anstellung und selbstständige Tätigkeit gegeneinander abgewogen hast.

Selbstständig sein bringt einige Vorteile mit sich:

  1. Eigene Ideen verwirklichen: Statt das zu tun, was dein Chef von dir verlangt, hast du die Freiheit, das zu tun, was dir wirklich Spaß macht.
  2. Neue Erfahrungen sammeln: Zwar musst du dich als Selbstständiger auch mit Dingen beschäftigen, die nicht zu deiner Kernkompetenz gehören, das muss aber nicht nur schlecht sein. So sammelst du Wissen, das du bei einer Festanstellung nicht in diesem Umfang erwerben würdest.
  3. Zeit frei einteilen: Wann du arbeitest, kannst du selbst entscheiden. Wenn es gut läuft, kannst du hin und wieder auch weniger Stunden pro Woche arbeiten als deine ehemaligen Kollegen in Festanstellung. Aber vor allem Beginn und Ende der Arbeit kannst du als Selbstständiger zum großen Teil selbst festlegen.
  4. Ort frei wählen: Je nachdem, welche Tätigkeit du für deine Selbstständigkeit gewählt hast, kannst du auch den Arbeitsplatz nach deinen eigenen Vorstellungen und Wünschen gestalten. Dabei musst du nicht gleich so weit gehen wie die sogenannten digitalen Nomaden, die mit ihrem Arbeitslaptop die Welt bereisen und von überall arbeiten können, wo es WLAN gibt. Du könntest aber beispielsweise problemlos aufs Land ziehen und dem Verkehrschaos und der schlechten Luft in der Stadt entkommen.
  5. Familie öfter sehen: Zur freien Arbeitseinteilung gehört auch, dass du Beruf und Familie besser unter einen Hut bringen kannst. Das Kind ist krank oder will sich morgens nicht für die Kita anziehen? Das ist nicht allzu schlimm. Du kannst schließlich mit deiner Arbeit anfangen, wann du möchtest.

Gewerbe oder Freiberufler: Das sind die Vor- und Nachteile

Natürlich geht es nicht nur darum, Pro und Contra der Selbstständigkeit gegeneinander abzuwägen. Du musst dich auch für eine Unternehmensform entscheiden, wenn du dich selbstständig machen möchtest.

Freiberufler gründen meist ein Einzelunternehmen. Das hat bei einer Selbstständigkeit im Hinblick auf die Steuern einige Vorteile. Nämlich diese hier:

  • Du bist nicht gewerbesteuerpflichtig.
  • Du kannst dich über eine einfachere Buchhaltung freuen. Meist genügt die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR).
  • Du kannst Ist-Besteuerung beantragen und damit die Umsatzsteuer erst zahlen, wenn sie auf deinem Konto eingeht.

Die Nachteile von Freiberuflern

Die Nachteile von Freiberuflern sind im Prinzip die gleichen Nachteile, die alle Selbstständige, und damit auch Gewerbetreibende, haben. Setz dich damit gründlich auseinander, bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit wagst.

Allerdings: Um als Freiberufler selbstständig zu sein, muss dein Vorhaben zu den sogenannten freien Berufen gehören. Eine Liste dieser Berufe findest du in Paragraph § 18 des Einkommenssteuergesetzes.

Unter anderem gehören dazu:

  • Ärzte
  • Apotheker
  • Rechtsanwälte
  • Steuerberater
  • Journalisten  

Alle anderen Gründerinnen und Gründer haben gar keine Wahl. Sie müssen Unternehmer werden und ein Gewerbe anmelden. Gewerbetreibende haben dabei einige Formalitäten zu beachten, die für Freiberufler nicht gelten.

So sind folgende Schritte nötig:

  • Ein Gewerbe anmelden
  • Gewerbesteuer zahlen (falls der Gewinn über 24.500 Euro liegt)
  • Mitglied in der zuständigen Kammer werden
  • Die doppelte Buchführung beachten
  • Die Vorschriften des Handelsgesetzbuches beachten

Vor- und Nachteile von Selbstständigkeit zusammengefasst

Fassen wir noch einmal zusammen: Die freiberufliche Selbstständigkeit oder das selbstständige Unternehmertum haben eine ganze Reihe von Vorteilen, die zunächst sehr verlockend klingen. Denn wer möchte nicht nur dann arbeiten, wenn er gerade Lust dazu hat?

Doch ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht mit der Selbstständigkeit. Denn wo Vorteile sind, gibt es auch Nachteile. Ob du selbstständig oder angestellt sein willst, solltest du möglichst objektiv abwägen, bevor du deine Entscheidung pro oder contra Selbstständigkeit fällst. Es ist immer wichtig, dass du dich auch vorab gut informierst. So kannst du entsprechend Fehler bei der Existenzgründung vermeiden.