Was ist ein digitaler Nomade?
Ein digitaler Nomade - auch Internet-Nomade genannt - verdient seinenLebensunterhalt online und reist dabei ohne festen Wohnsitz um die Welt. Viele möchten deshalb digitale Nomaden werden, da sie die Freiheit schätzen, einige Länder bereisen zu können und trotzdem aufgrund ihrer Online-Tätigkeit über ein gewisses Einkommen verfügen.
Zumeist sind digitale Nomaden Freelancer, die für Unternehmen Aufgaben bzw. Projekte erledigen. Da inzwischen einige Firmen Remote-Stellen anbieten, können ebenso Angestellte digitale Nomaden werden.
Aber auch immer mehr Unternehmer möchten etwas von der Welt sehen und arbeiten während ihrer Reisen an verschiedenen Orten. Manche entscheiden sich sogar erst, ihr Gewerbe oder Kleingewerbe im Ausland zu gründen oder anzumelden, weil ihnen unterwegs die passenden Ideen für ihr Unternehmen eingefallen sind.
Info
Welche Jobs haben digitale Nomaden?
Digitale Nomaden haben verschiedenste Jobs: Sie arbeiten beispielsweise als Grafikdesigner, Softwareentwickler, Webdesigner, Influencer, SEO-Berater, Vertriebler oder Texter und besetzen ebenso weitere Stellen im Marketing.
Vorteile und Nachteile des Lebens als digitaler Nomade
Sie werden immer häufiger von Fernweh gepackt und spielen mit dem Gedanken, sich bei den weltweit rund fünf Millionen digitalen Nomaden einzureihen? Werfen Sie vorher unbedingt einen Blick auf die Vor- und Nachteile des „New Work Lifestyles“.
Vorteile von digitalen Nomaden
- Flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten: Digitale Nomaden können dort arbeiten, wo andere Urlaub machen. Gerade für Freelancer, die meist nur einen Laptop und eine gute Internetverbindung brauchen, ist es daher oft irrelevant, von wo sie arbeiten. Aber auch Beschäftigte im Angestelltenverhältnis lockt die Ortsunabhängigkeit. Häufig benötigen Büroangestellte für ihre Arbeit ebenfalls nichts weiter als einen Laptop.
- Hohe Selbstbestimmung: Im Falle von Freelancern entscheiden diese selbst, für wen sie arbeiten und welche Aufträge sie annehmen. Dafür gibt es auch zahlreiche Portale für Freelancer-Jobs: Für die dort gelisteten Projekte ist keine ausführliche Bewerbung notwendig – ein kurzer Infotext mit Referenzen reicht meist aus.
- Keine regulären Arbeitszeiten: Digitale Nomaden haben kein Büro, ihr Arbeitsplatz ist dort, wo sich ihr Laptop befindet. Daher spielen die klassischen Arbeitszeiten zwischen 9 und 17 Uhr keine Rolle.
- Wenig Alltagstrott: Auch digitale Nomaden haben Deadlines und Absprachen. Ihren Alltag können sie aber durch das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten sowie die Auftragsvielfalt nach ihren Wünschen gestalten. Da jeder Tag theoretisch anders verlaufen könnte, minimiert das den Alltagstrott.
- Geringes Bedürfnis nach materiellen Dingen: Das Bedürfnis nach materiellen Dingen variiert je nach Person. Bei digitalen Nomaden, die aufgrund ihres Freiheitsdrangs an verschiedenen Orten leben, ist dieses aber meist geringer. Oft bringt ihnen das Reisen und Kennenlernen verschiedener Kulturen Zufriedenheit und Erfüllung in ihrem Beruf.
Nachteile von digitalen Nomaden
- Ungeregeltes Einkommen: Im Gegensatz zu digitalen Nomaden in einer Anstellung können Freelancer und Solo-Selbstständige sich nicht auf ein bestimmtes Einkommen verlassen. Je nach Auftragslage und Honorarhöhe kann ihr Verdienst überdurchschnittlich gut sein. Gleichzeitig kümmern sie sich aber um ihre Projekte selbst und sind nicht durch eine Feststellung abgesichert.
- Internetzugang immer erforderlich: Auswanderer mit wechselndem Aufenthaltsort müssen auf eine gute Internetverbindung achten. In einigen Ländern oder Regionen kann der Internetzugang begrenzt oder eine schnelle Internetgeschwindigkeit nicht gegeben sein.
- Jeder Ort wird zur Arbeitsumgebung: Verbinden Sie paradiesische Urlaubsorte mit Stress und To-dos, kann die anfängliche Euphorie schwinden. Oft ist Homeoffice im Allgemeinen durch die fehlende räumliche Trennung von Arbeit und Freizeit anstrengend.
Ortsunabhängiges Arbeiten effizient organisieren: Darauf müssen digitale Nomaden achten
Haben Sie sich dazu entschieden, digitaler Nomade zu werden, gibt es einige Punkte, die Sie bei der Organisation beachten sollten:
Flexibel bleiben
Als digitaler Nomade müssen Sie sich schnell an neue Gegebenheiten und Umgebungen gewöhnen können: Je nach Zeitzone kann es vorkommen, dass Sie aufgrund von Kundenterminen ganz andere Arbeitszeiten als gewohnt wählen müssen.
Disziplin üben
Begrüßt Sie jeden Morgen Sonnenschein und azurblaues Wasser, ist die Ablenkungsgefahr groß. Digitale Nomaden sind aber nicht im Urlaub: Daher brauchen Sie klare Zielsetzungen und eine gute Tagesorganisation.
Kommunikationsfähigkeit ausbauen
Sitzen Sie in einem Coworking-Space in Portugal, in der die Kaffeemaschine defekt ist, sollten Sie das kommunizieren können. Auch wenn in vielen Ländern Englisch gesprochen wird, dürfen Sie nicht davon ausgehen, dass das überall der Fall ist. Erkundigen Sie sich vorab über die Sprachsituation und versuchen Sie, grundlegende Sprachkenntnisse für das jeweilige Land zu erlernen.
Up to date bleiben
Böse Überraschungen können Sie vermeiden, indem Sie die aktuellsten Einreise- und Visabestimmungen kennen und alle relevanten Versicherungen wie Ihre Auslandskrankenversicherung im Blick behalten. Informieren Sie sich frühzeitig darüber, ob Internetzugang in Ihrer Unterkunft verfügbar ist und welche weiteren Reiseversicherungen oder Vorkehrungen für den Notfall notwendig sind.
Auf die Ausstattung achten
Auch wenn Sie als digitaler Nomade nur einen Laptop brauchen, sollte er sich in einem technisch einwandfreien Zustand befinden. Schließlich wollen Sie Ihren Arbeitsprozess nicht verlangsamen. Erkundigen Sie sich außerdem darüber, ob Sie spezielle Stromadapter in den jeweiligen Ländern benötigen.
Info
An diesen Orten leben die meisten digitalen Nomaden
Seit Jahren gilt die indonesische Insel Bali als wahre Hochburg des digitalen Nomadentums. Darauf haben auch die dort lebenden Menschen reagiert, sodass Ihnen hier viele Angebote für Freizeit und Coworking zur Verfügung stehen. Zudem gibt es sehr gutes Internet. Vor allem in der Trockenzeit zwischen den Monaten Mai bis Oktober können Sie auf Bali viel Sonne genießen.
Auch in Europa gibt es viele Städte, die digitale Nomaden anziehen: So gelten Lissabon und Las Palmas, die Hauptstadt Gran Canarias, als relativgünstige, schöne und warme Orte zum Arbeiten und Leben.
Buchhaltung und Steuer: Diese Regeln gelten für digitale Nomaden
Auch als digitaler Nomade gelten für Sie weiterhin die Buchführungspflichten, beispielsweise für Rechnungsein- und -ausgänge oder Käufe. Wenn Sie etwas ein Gewerbe oder Kleingewerbe im Ausland anmelden möchten, sollten Sie auf eine digitale Buchhaltung setzen. Dafür benötigen Sie unter anderem folgende Unterlagen:
- Kontoauszüge
- Rechnungseingänge
- Rechnungsausgänge
- Schriftverkehr mit Kunden oder Verträge
- Kassenbons und Belege
Steuerrecht für digitale Nomaden
In Bezug auf die Steuerpflicht ist es für digitale nomaden wichtig zu wissen, wie man Steuern ohne festen Wohnsitz korrekt abführt. Digitale Nomaden sind in Deutschland steuerpflichtig, wenn sie hier ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort haben. Arbeiten Sie ortsunabhängig im Ausland, sind Sie beschränkt steuerpflichtig, sofern Sie Ihr Einkommen mit deutschen Kunden erwirtschaften. Beschränkt steuerpflichtig bedeutet, dass Sie hier lediglich Ihre Einkünfte aus Deutschland versteuern müssen.
Es gilt: Personen, die ihren Wohnsitz gemäß § 8 AO oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt gemäß § 9 Satz 1 AO in Deutschland haben, gelten gemäß § 1 Abs. 1 Satz 1 EstG als unbeschränkt steuerpflichtig.
Vergessen Sie außerdem nicht, dass Ihre Umsatzsteuerpflicht bestehen bleibt und Sie Ihre Umsatzsteuervoranmeldungen pünktlich abgeben müssen. Das Finanzamt erwartet außerdem weiterhin jährlich Ihre Steuererklärung - auch ohne festen Wohnsitz. Setzen Sie sich am besten eine frühzeitige Erinnerung, wenn Ihre Reise länger als ein Jahr gehen soll oder Sie dauerhaft unterwegs sein werden.
Was genau bedeutet "Wohnsitz"?
Umgangssprachlich ist Wohnsitz der Platz, an dem man wohnt. Für die Finanzbehörden genügt diese Zuschreibung nicht. Sie legen die Bedeutung viel detaillierter fest. Ihr Wohnsitz ist der Ort, an dem Sie eine Wohnung haben, die Sie benutzen und beibehalten werden. Auch ein Raum, den Sie nutzen können, obwohl Sie dort nicht behördlich mit Wohnsitz gemeldet sind, gilt als solcher – das können Sie nicht selbst aussuchen oder entscheiden, die reinen Fakten legen dies fest. Und diese Fakten können es in sich haben:
Sobald aus der steuerlichen Sicht Ihr Wohnsitz in Deutschland ist, sind Sie hier steuerpflichtig für alle Einnahmen, auch für die am Strand oder im brasilianischen Straßencafé erarbeiteten. Schon wer über Wohnraum in Deutschland verfügen kann, sprich: Einen Schlüssel hat und jederzeit entscheiden kann, ob und wann er oder sie Zutritt zu diesem Raum nimmt, hat dort seinen oder ihren Wohnsitz. Leider kommt es gar nicht darauf an, ob Sie das auch tun und wie oft oder wann. Entscheidend ist, dass Sie es können. Nicht einmal eine Abmeldung beim Einwohnermeldeamt ändert diesen steuerrechtlichen Anspruch.
Heimatbesuche können zur Steuerpflicht führen
Auch kurze Aufenthalte in Deutschland können steuerliche Konsequenzen haben – besonders dann, wenn Sie weiterhin über Wohnraum verfügen, etwa durch eine Ferienwohnung oder ein Zimmer im Elternhaus mit eigenem Schlüssel. Schon der gewöhnliche Aufenthalt kann laut § 9 AO eine unbeschränkte Steuerpflicht auslösen – das gilt in der Regel ab einer Dauer von sechs Monaten, in Einzelfällen aber auch früher.
Wird diese Steuerpflicht erst später festgestellt, kann es zu Nachzahlungen und zusätzlichen Kosten kommen. Lassen Sie sich daher rechtzeitig steuerlich beraten, wenn Sie als digitaler Nomade regelmäßig nach Deutschland zurückkehren.
Erweiterte beschränkte Steuerpflicht für digitale Nomaden
Die sogenannte erweiterte beschränkte Steuerpflicht kann auch dann greifen, wenn Sie in einem Niedrigsteuerland leben, Ihre Einkünfte aber aus Deutschland beziehen. Haben Sie hingegen weder einen Wohnsitz noch einen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland und stammen Ihre Einnahmen ebenfalls nicht aus Deutschland, unterliegen Sie grundsätzlich nicht der deutschen Steuerpflicht.
In jedem Fall empfiehlt sich eine steuerliche Beratung. Ein Steuerberater kann prüfen, ob eine steuerliche Erfassung in Deutschland eventuell sogar vorteilhaft für Sie ist – etwa aufgrund von Freibeträgen oder anderen Vergünstigungen.
Als gewerblich tätige Person müssen Sie zudem gegebenenfalls sowohl in Deutschland als auch im Aufenthaltsland ein Gewerbe anmelden. Ein deutscher Gewerbeschein kann im Ausland unter bestimmten Voraussetzungen weitergeführt werden. Dabei sollten Sie die jeweiligen gesetzlichen Vorgaben und Abgabepflichten im Aufenthaltsland unbedingt berücksichtigen. Auch hier ist fachkundige Unterstützung ratsam, da die bürokratischen Anforderungen oft komplex sind.
Welche Vorteile ein fester Wohnsitz in Deutschland bieten kann
Ein deutscher Wohnsitz vereinfacht viele organisatorische Abläufe. Banken verlangen häufig eine aktuelle Meldebescheinigung, etwa bei Kontoeröffnungen oder Adressänderungen. Auch Kreditkarten, Reisedokumente, Mietwagen oder Versicherungsanträge lassen sich mit Wohnsitznachweis unkomplizierter beantragen.
Zudem benötigen Sie für rechtssichere Rechnungen eine ladungsfähige Adresse. Bevor Sie langfristig ins Ausland gehen, sollten Sie Ihre steuerliche und organisatorische Situation mit einer Steuerberatung klären.
Krankenversicherung und Rentenversicherung für digitale Nomaden
Mit Wohnsitz in Deutschland und einer freiberuflichen oder gewerblichen Tätigkeit unterliegen Sie nicht nur der Steuerpflicht, sondern in der Regel auch der Krankenversicherungspflicht – gesetzlich oder privat. Einige deutsche Krankenkassen bieten auch für längere Auslandsaufenthalte passende Tarife an. Alternativ können Sie internationale oder klassische Auslandskrankenversicherungen abschließen. Diese decken Zeiträume von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Jahren ab. Lassen Sie sich hierzu ausführlich beraten und achten Sie darauf, sich alle Vereinbarungen schriftlich bestätigen zu lassen.
Sie können eine Krankenversicherung allerdings auch ohne festen Wohnsitz in Deutschland abschließen. Auch um Ihre Altersvorsorge sollten Sie sich ebenfalls frühzeitig kümmern – vor allem, wenn Sie ohne festen Wohnsitz in Deutschland langfristig im Ausland selbstständig tätig sind. Sie können privat vorsorgen oder freiwillig weiter in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen – sofern dies bereits der Fall ist. Auch Kapitalanlagen oder andere Vorsorgemodelle können infrage kommen. Lassen Sie sich bei Bedarf vom zuständigen Rentenversicherungsträger beraten.
Beachten Sie außerdem, dass manche weiteren Versicherungen nicht mehr greifen, wenn Sie sich für längere Zeit im (Nicht-EU-)Ausland befinden. Fragen Sie daher am besten schon früh vor Ihrer Abreise bei Ihren Versicherern nach.
Sie planen einen längeren Auslandsaufenthalt als digitaler Nomade? Das müssen Sie zusätzlich beachten
Damit keine bösen Überraschungen auf Sie zukommen, wenn Sie sich länger im Ausland befinden, sollten Sie sich zudem noch auf folgende Angelegenheiten vorbereiten:
- Visabestimmungen klären: Erkundigen Sie sich frühzeitig, wie lange Sie sich in anderen Ländern aufhalten werden und ob Sie dort arbeiten dürfen.
- Einreisebestimmungen erfüllen: In manchen Ländern dürfen bestimmte Waren, die in Deutschland legal erhältlich sind, nicht eingeführt werden (z.B. Alkohol oder bestimmte Medikamente). Ebenso sind manche Impfungen für eine Einreise verpflichtend.
- Nachsendeauftrag beantragen: Damit Sie wichtige Post trotzdem erhalten, sollten Sie einen Nachsendeauftrag einrichten. Inzwischen existieren auch Firmen, die Ihre Briefe digitalisieren und Ihnen online zur Verfügung stellen. So müssen sich Ihre Verwandten oder Freunde nicht darum kümmern.
- Versicherungsschutz von Krankenkasse, BU usw. abklären/anpassen: Wenn Sie länger im EU-Ausland sind, gelten für Ihre Kranken- und weitere Versicherungen andere Regeln. Informieren Sie sich deshalb rechtzeitig, welche Möglichkeiten Sie haben und ob Sie ggf. zusätzliche Versicherungen abschließen sollten (z.B. Auslandskrankenversicherung, Dread-Disease etc.).
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Start ins digitale Nomadentum!