Definition
Was bedeutet Deckungsbeitragsrechnung?
Als Deckungsbeitrag (DB) wird der Betrag bezeichnet, der sich aus dem Netto-Verkaufspreis eines Produktes abzüglich seiner variablen Kosten ergibt.
Ist der Deckungsbeitrag positiv, trägt der Verkauf eines Produktes dazu bei, dass ein Teil Ihrer Fixkosten gedeckt wird. Ist er negativ, deckt er noch nicht einmal die variablen Kosten.
Nettoverkaufspreis eines Produktes - variable Kosten des Produktes = Deckungsbeitrag pro Stück / Produkt (DB).
Multipliziert man den DB pro Produkt mit der Verkaufsmenge, erhält man das Deckungsbeitragsvolumen (DBV). Dieses sollte so hoch ausfallen, dass mindestens die Fixkosten gedeckt sind. Besser ist es, wenn das DBV so hoch ist, dass nicht nur die Fixkosten gedeckt sind, sondern dass noch ein Betrag „übrig“ bleibt. Das ist dann Ihr Gewinn.
DBV = DB pro Stück x Verkaufsmenge – variable Kosten
Beispiel: Ein Unternehmen verkauft ein Produkt zu 10 Euro netto. Die variablen Kosten betragen 6 Euro, der Deckungsbeitrag pro Stück beläuft sich auf 4 Euro. Es werden 100.000 Einheiten verkauft. Somit beträgt das DBV 400.000 Euro. Die Fixkosten belaufen sich auf 320.000 Euro. Damit bleibt ein Gewinn von 80.000 Euro.
Damit ergeben sich folgende mögliche Szenarien:
- Deckungsbeitragsvolumen > Fixkosten: Das Unternehmen erzielt Gewinne, da die Einnahmen die Ausgaben übersteigen. Der Deckungsbeitrag ist positiv (siehe Beispiel):
- Deckungsbeitragsvolumen = Fixkosten: Einnahmen und Ausgaben halten sich die Waage. Das Betriebsergebnis ist ausgeglichen. Es wird weder ein Gewinn noch ein Verlust erzielt.
- Deckungsbeitragsvolumen < Fixkosten: Das Unternehmen macht Verluste, da die Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Der Deckungsbeitrag ist negativ.
Info
Fixkosten vs. variable Kosten
Beispiele für variable Kosten, die je nach Produktionsmenge oder Beschäftigungsgrad variieren:
- Material, Roh- und Betriebsstoffe, Waren
- Fertigungslöhne
- Fremdleistungen
- Transport- und Lagerkosten
- Energiekosten (teilweise)
Beispiele für Fixkosten, die in der Regel gleichbleibend sind:
- Personalkosten (ohne Fertigungslöhne)
- Miete / Pacht
- Zinsen
- Abschreibungen
- Versicherungen, Beiträge, Abgaben, Gebühren
Wofür brauche ich die Deckungsbeitragsrechnung?
Da die Deckungsbeitragsrechnung für einzelne Produkte, Produktgruppen oder auf den gesamten Absatz erfolgen kann, macht sie somit für diverse Bereiche klar, wo Ergebnisse bereits gut sind oder wo sie optimiert werden können.
Anhand von Deckungsbeitragsrechnungen können Sie unter anderem folgende Fragen beantworten und entsprechende Entscheidungen fällen:
- Welches Produkt bzw. welche Dienstleistung ist rentabel?
- In welchem Umfang tragen einzelne Produkte zur Fixkostendeckung bei? Je höher der DB, desto besser. Es sollte versucht werden, Produkte mit besonders hohen Deckungsbeiträgen bevorzugt zu verkaufen.
- In welchem Bereich sollte ich die Produktionsmenge erhöhen? Wo ggf. senken oder gar einstellen?
- Wo liegt die absolute Preisuntergrenze für ein Produkt? Die absolute Preisuntergrenze ist der Wert, bei dem sich Netto-Verkaufspreis und variable Kosten genau entsprechen. Wer häufig oder überwiegend an der Preisuntergrenze verkauft, kann keine Fixkosten decken und keinen Gewinn erzielen.
- Kann ich Rabatt gewähren und dennoch Gewinn erzielen?
Fertigen Sie mehrere Produkte, sollten Sie versuchen, die Artikel mit den höchsten DB bevorzugt zu verkaufen. Haben Sie z.B. die Artikel A, B und C im Programm und erwirtschaften Sie einen DB von 2, 5 und 3 Euro pro Stück, sollten Sie versuchen, von B und C so viele wie möglich zu verkaufen. So können Sie ein mehr Deckungsbeiträge erwirtschaften und Ihre Fixkosten schneller decken.
Wie funktioniert die Deckungsbeitragsrechnung?
Je nachdem, was genau berechnet werden soll, gibt es bei der Deckungsbeitragsrechnung verschiedene Ansätze.
- Der Stückdeckungsbeitrag wird zum Beispiel bei einzelnen Produkten oder Produktgruppen berechnet. Die Formel lautet:
Stückdeckungsbeitrag = Stückpreis - variable Stückkosten - Der Gesamtdeckungsbeitrag bezieht sich auf die gesamte Absatzmenge und zeigt zum Beispiel auf, wie viel das Produkt insgesamt einbringt. Die Formel lautet:
Gesamtdeckungsbeitrag = Stückdeckungsbeitrag * Absatzmenge
Wer den Stückdeckungsbeitrag und/oder den Gesamtdeckungsbeitrag berechnen möchte, hat die Möglichkeit, verschiedene Rechenweg zu nutzen.
Einstufige Deckungsbeitragsrechnung
Werden die gesamten variablen Kosten der Erzeugnisse von den gesamten Umsatzerlösenabgezogen, spricht man von der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung. Die fixen Kosten werden als stabil angenommen.
Beispiel
Sie sind Ladenbesitzer und verkaufen Rosen. Eine Rose kostet im Einkauf 1 Euro (EK). Das entspricht den variablen Kosten. Im Verkauf verlangen Sie 3 Euro (VK). Sie verkaufen 200 Rosen pro Monat. Der Umsatzerlös liegt somit bei 600 Euro. Die Ladenmiete beträgt 500 Euro, was den Fixkosten entspricht.
Stückdeckungsbeitrag = 3 Euro (Stückpreis) - 1 Euro (variable Kosten)
Der Stückdeckungsbeitrag einer Rose beträgt also 2 Euro.
Gesamtdeckungsbeitrag = 600 Euro (Gesamterlös) - 200 Euro (gesamte variable Kosten)
Der Gesamtdeckungsbeitrag beläuft sich auf 400 Euro.
Ziehen Sie nun vom Gesamtdeckungsbeitrag die Fixkosten ab, erhalten Sie das Betriebsergebnis:
Betriebsergebnis = 400 Euro (Gesamtdeckungsbeitrag) - 500 Euro (Fixkosten) = -100 Euro
Das Betriebsergebnis ist lauf dieser Rechnung negativ. Ihr Laden erwirtschaftet monatlich 100 Euro Verluste. Sie sollten sich also Gedanken machen, ob die den Verkaufspreis oder die Absatzmenge erhöhen, den Einkaufspreis senken oder einen günstigeren Verkaufsraum finden.
Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
Im Gegensatz zur einstufigen DB-Rechnung, werden bei der mehrstufigen die fixen Kosten differenzierter betrachtet. Sie bildet die Realität deutlich genauer ab, bedeutet aber auch mehr Aufwand bei der Kalkulation.
Die Fixkosten werden unterteilt in:
- Produktspezifische Fixkosten, die genauer einer Produktart zugeordnet werden, z. B. Fixkosten für eine Maschine, auf der nur ein Produkt gefertigt wird.
- Bereichsspezifische Fixkosten, die dem Geschäftsbereich zuzuordnen sind (z. B. Personalkosten für Mitarbeiter, die für einen Bereich arbeiten).
- Unternehmerische Fixkosten, die produktunabhängig anfallen ( z. B. das Geschäftsführergehalt)
Diese drei Bereiche werden in Deckungsbeitrag I, II und III unterteilt. In der Praxis finden sich häufig Varianten mit noch mehr Deckungsbeitragsstufen.
Ein weiteres Beispiel für die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
Neben dem Rosenladen haben Sie nun einen Marktstand, an dem Sie Vasen verkaufen.
Rosenladen
EK pro Rose: 1 Euro (= variable Kosten)
VK pro Rose: 3 Euro.
Absatzmenge: 200 Rosen
Produktfixe Kosten: 50 Euro
Bereichsfixe Kosten: 50 Euro Gehalt
Unternehmensfixkosten: 500 Euro
Vasenstand
EK pro Vase: 5 Euro (= variable Kosten)
VK pro Vase: 20 Euro. Absatzmenge: 100 Vase
Produktfixe Kosten: 30 Euro
Bereichsfixe Kosten: 100 Euro Gehalt
Unternehmensfixkosten: 200 Euro Standgebühr
Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung sieht dann wie folgt aus:
Rosen | Vasen | Gesamt | |
---|---|---|---|
Umsatzerlöse gesamt (VK * Absatzmenge) | 600 Euro | 2.000 Euro | 2.600 Euro |
- variable Kosten | 200 Euro | 500 Euro | 700 Euro |
= Deckungsbeitrag I | 400 Euro | 1.500 Euro | 1.900 Euro |
- Produktfixe Kosten | 50 Euro | 30 Euro | 80 Euro |
= Deckungsbeitrag II | 350 Euro | 1.470 Euro | 1.820 Euro |
- Bereichsfixe Kosten | 50 Euro | 100 Euro | 150 Euro |
= Deckungsbeitrag III | 300 Euro | 1.370 Euro | 1.670 Euro |
- Unternehmensfixkosten | 500 Euro | 200 Euro | 700 Euro |
= Betriebsergebnis | -200 Euro | 1.170 Euro | 970 Euro |
Aus den Berechnungen wird deutlich: Ihr Unternehmen erzielt insgesamt betrachtet einen monatlichen Gewinn von 970 Euro. Der Gewinn des Vasenstandes gleicht die Verluste des Rosenladens aus. Es sollte allerdings überlegt werden, wie es möglich ist, die Verluste beim Rosenverkauf zu reduzieren, etwa durch Preiserhöhungen oder Kosteneinsparung beim Einkauf.
Sonderfall: Relative Deckungsbeitragsrechnung
Nicht immer läuft bei Unternehmen alles geleichmaßen nach Plan. Teilweise bestehen Engpässe, die einkalkuliert werden müssen. Solche Engpässe können sein:
- Begrenzt verfügbare Laufzeit einer Maschine
- Arbeitskräftemangel auf Grund von Krankheiten
- Begrenzte Verfügbarkeit von Materialien, die in mehrere Produkte eingehen
Anhand der Relativen Deckungsbeitragsrechnung können Sie bestimmen, bei welchem Produkt Sie im Falle von begrenzen Kapazitäten (Engpässen) Prioritäten setzen sollten. Die Formel lautet:
Relativer Stückdeckungsbeitrag = Stückdeckungsbeitrag / Engpasseinheit
Praxisbeispiel
Sie stellen zwei verschiedene Vasen her, die normalerweise in zwei verschiedenen Öfen gebrannt werden. Ein Ofen ist kaputt. Nun müssen die Vasen einstweilen nacheinander in ein- und demselben Ofen unterschiedlich lange bei unterschiedlicher Hitze gebrannt werden müssen. Wir nehmen folgendes Szenario an:
Vase A hat einen Stückdeckungsbeitrag von 6 Euro bei einer Produktionszeit von 2 Stunden.
Vase B hat einen Stückdeckungsbeitrag von 5 Euro bei einer Produktionszeit von 1,5 Stunden.
Daraus ergibt sich folgender DB:
Vase A: 6 Euro / 2 Stunden = 3,00 Euro/Stunde
Vase B: 5 Euro / 1,5 Stunden = 3,33 Euro/Stunde
Vase B ist somit im Falle dieses Engpasses zu bevorzugen, da der relative Deckungsbeitrag höher ausfällt.
Exkurs: Gewinnschwellen- oder Break-Even-Rechnung (BER)
Mit der Deckungsbeitragsrechnung können Sie, wenn sie ein Einproduktunternehmen haben, einfach herausfinden, wie viele Erzeugnisse Sie verkaufen müssen, um alle Kosten zu decken. Dieser Wert wird auch als Break-Even-Punkt bezeichnet. Den Break-Even-Punkt können Sie einfach ermitteln, indem Sie die Gesamt-Fixkosten durch den Deckungsbeitrag pro Stück teilen.
Mit den Zahlen aus dem ersten Beispiel ergibt sich folgende Gewinnschwelle: 320.000 Euro Fixkosten / 4 Euro Stück-DB = 80.000 Stück. Werden weniger Einheiten verkauft, entsteht ein Verlust, werden mehr Stücke abgesetzt, erzielt das Unternehmen einen Gewinn.
Der Nachteil der BER ist, dass sie in Mehrproduktunternehmen nur Näherungswerte liefert, weil es zu viele Variablen gibt (u.a. Preise und variable Kosten sowie Verkaufsmengen für mehrere Produkte). Dennoch können Sie die Rechnung in der Praxis sehr gut nutzen, beispielsweise um festzustellen, ob sich eine Investition oder ein Entwicklungsvorhaben für Sie rechnet.
Vereinfachtes Beispiel: Ein Unternehmen investiert 1 Mio. Euro in eine Fertigungsanlage. Auf dieser wird nur ein Produkt hergestellt. Der Verkaufserlös pro Stück beläuft sich auf 15 Euro, die variablen Kosten auf 10 Euro. Der DB pro Stück beträgt demnach 5 Euro. An Fixkosten durch die Produktionsanlage und den Verkauf entstehen 600.000 Euro. Demnach müsste das Unternehmen dauerhaft 120.000 Stück verkaufen, um die Gewinnschwelle zu erreichen. Mit diesem Wert kann man in die Diskussion mit dem Vertrieb gehen, der angeben muss, ob eine solche bzw. höhere Verkaufsmenge möglich ist.