Investitionsrechnung: Auswahl möglicher Verfahren
In der Praxis gibt es zwei Methoden der Investitionsrechnung:
- Die dynamischen Verfahren mit der Kapitalwertmethode
- Die statischen Verfahren mit der Kosten- und Gewinnvergleichsmethode
Statische und dynamische Investitionsrechnungen haben beide sowohl Vor- als auch Nachteile. Diese sollten Sie kennen, bevor Sie sich für eine Berechnung entscheiden. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, ob es ausreicht, mit einer guten Investitionsrechnung in Excel zu arbeiten oder ob Sie andere Programme benötigen.
Eine Investitionsrechnung sollten Sie immer dann durchführen, wenn Entscheidungen über den Kauf teurer Wirtschaftsgüter anstehen. Hintergrund ist, dass Sie rechnerisch hinterfragen sollten, ob sich eine Investition überhaupt lohnt.
Sprich: Welchen Gewinn (bzw. Zusatzumsatz oder sonstigen Nutzen) verspreche ich mir von der Investition? Lässt sich das Risikomaß abschätzen?
Video: Was sind Investitionen?
Info
Die Faustregel zur Investitionsrechnung
Faustregel: Eine Investitionsrechnung lohnt sich ab einem Wert von etwa 2.000 - 3.000 Euro.
1. Statische Verfahren der Investitionsrechnung
Bei der statischen Investitionsrechnung wird immer nur ein Jahr für die Betrachtung ausgewählt, und alle Berechnungen auf dieses Jahr bezogen – auch wenn Anlagegüter regelmäßig länger genutzt werden. Der Vorteil ist, dass die Berechnungen einfach und schnell vorgenommen werden können. Der Nachteil ist allerdings, dass mögliche Schwankungen von Umsätzen oder Kosten während der Nutzungsdauer durch das Rechenverfahren unberücksichtigt bleiben.
1.1 Kostenvergleichsrechnung
Die Kostenvergleichsrechnung ist das einfachste Verfahren der Investitionsrechnung. Es werden dabei lediglich Anschaffungskosten, Nutzungsdauer, Zinsen und laufende Kosten benötigt. Mit ihr kann verglichen werden, wie hoch die Kosten je Alternative insgesamt bzw. pro Stück ausfallen. Die Angaben lassen sich leicht ermitteln und vor allem mit Excel schnell verarbeiten. Die Kostenvergleichsrechnung zeigt, welche Alternative die geringsten absoluten Kosten oder Kosten pro Stück hat.
1.2 Gewinnvergleichsrechnung
Die Gewinnvergleichsrechnung wird genutzt, wenn man mit einer Investition auch Umsätze erzielt. Zusätzlich zu den Kosten sind daher Angaben zu Erlösen notwendig. Aus der Differenz von Erlösen und Kosten ergibt sich der Gewinn; bei mehreren Alternativen ist diejenige mit dem höchsten Gewinn die günstigste. Auch hier können alle Zahlen schnell und einfach mit einer Investitionsrechnung verarbeitet werden. Die Gewinnvergleichsrechnung zeigt, welche Alternative den höchsten Gewinn abwirft.
1.3 Rentabilitätsrechnung
Die Rentabilitätsrechnung ergänzt die Gewinnvergleichsrechnung und zeigt, wie hoch die Verzinsung des eingesetzten Kapitals ausfällt.
Beispiel: Ein Unternehmer erzielt mit einer Investition, bei der durchschnittlich 100.000 Euro Kapital gebunden werden, einen Gewinn von 8.000 Euro. Damit erwirtschaftet er mit der Investition eine Rentabilität von 8 % (Gewinn * 100 / durchschnittlich gebundenes Kapital). Bei mehreren Alternativen weist die Rentabilitätsrechnung diejenige mit der höchsten Marge aus.
1.4. Amortisationsrechnung
Auch die Amortisationsrechnung ergänzt die Gewinnvergleichsrechnung. Sie zeigt, wie lange es dauert, um alle Kosten einer Investition wieder zu erwirtschaften.
Beispiel: Ein Unternehmer kauft eine Maschine für 500.000 Euro. Mit der Maschine können pro Jahr 100.000 Euro zusätzlicher Gewinn erzielt werden. Damit ermittelt die Amortisationsrechnung eine Amortisationsdauer von 5 Jahren.
Statische Investitionsrechnungen finden Anwendung, wenn es sich um kleinere oder weniger wichtige Käufe handelt. Bis zu einem Volumen von 15-20.000 Euro sind statische Verfahren meist ausreichend. Der Vorteil ist, dass sich alle nötigen Daten schnell und problemlos erheben und verarbeiten lassen. Bei kleineren Beträgen kann man meist damit leben, dass die Ergebnisse weniger genau sind als bei einer dynamischen Investitionsrechnung.
2. Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung
Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung werden v. a. wegen des höheren Aufwands aber auch wegen der genaueren Ergebnisse bei Investitionen mit großem Volumen oder strategischer Bedeutung verwendet. Die dynamische Investitionsrechnung hat den Vorteil, dass man mit ihr Erlös- und Kostenschwankungen ausrechnen kann, die während der Nutzungsdauer eines Anlagegutes anfallen. Daher werden Umsätze und Kosten i.d.R. für bis zu 10 Jahre geplant. Und weil künftige Gewinne weniger wert sind als aktuelle Erträge, werden die künftigen Gewinne mit einem Kalkulationszinssatz auf den Zeitpunkt der Investitionen zurückgerechnet (abgezinst).
2.1 Kapitalwertmethode
Das am meisten genutzte dynamische Investitionsrechenverfahren ist die Kapitalwertmethode. Mit ihr werden die jährlichen Gewinne auf den Investitionszeitpunkt mit dem Kalkulationszinssatz abgezinst. Er entspricht im Kern dem Zins, den ein Unternehmer von der Investition erwartet.
Von der Summe der abgezinsten Gewinne wird der Kaufpreis abgezogen, und man erhält den Kapitalwert. Ist er gleich oder größer Null, lohnt sich die Investition – man erreicht mindestens den Kalkulationszinsfuß. Ist der Kapitalwert negativ, bedeutet das, dass das Vorhaben einen geringeren Zins erreicht. Hier müssen Sie dann entscheiden, ob Sie die Investitionen trotzdem durchführen möchten.
Investitionsrechnungs-Beispiel: Wählt man einen Zinsfuß von 8 % und liegt er nach Durchführung der Berechnung bei 7 %, muss man für sich prüfen, ob der Risikoausgleich dennoch genügt.
Hinweise zu einem „angemessenen“ Kalkulationszinssatz bei der Investitionsrechung
Der Kalkulationsfuß ist der Zinssatz, mit dem ein Unternehmer seine Investitionen verzinst haben möchte. Den Zins können Sie grundsätzlich frei wählen. Er sollte sich aber an der wirtschaftlichen Realität orientieren und nicht zu hoch ausfallen. Denn er drückt im Prinzip die Erwartungen aus, die ein Unternehmer an die Verzinsung seiner Investition hat. Schließlich könnten Sie Ihr Geld statt einer riskanten Investition am Kapitalmarkt anlegen.
Für eine Anleihe mit einer Laufzeit, die der geplanten Nutzungsdauer des Anlagegutes entspricht, erhalten Sie sichere Zinsen.
Beispiel: Bei Laufzeiten von 10 Jahren bekommen Sie für Anleihen derzeit zwar nur gut 1 %, dennoch generieren Sie diese Erträge ohne Risiken. Da eine Investition immer mit Risiken behaftet ist, müssen Sie zum Ausgleich einen höheren Zins erwirtschaften als den für risikoarmen Anleihen. Schließlich lässt sich nicht sicher sagen, ob Sie die geplanten Gewinne erreichen.
Zur Berechnung des Risikozuschlags gibt es viele Möglichkeiten. Eine umfassende Ermittlung ist für kleine Betriebe aber meist zu aufwändig. Daher sollten Sie pragmatisch vorgehen: Je nach Branche wählen Sie einen Risikoaufschlag von ca. 5 – 10 % auf den sicheren Zins.
Branchen mit geringen Schwankungen (Risiken) im Geschäftsverlauf (z.B. Nahrung, Handel, Gesundheit) und stabiler Nachfrage orientieren sich am unteren, Branchen mit hohen Schwankungen (z.B. Maschinenbau, Chemie, IT/Technik, Automobil) am oberen Wert.
Info
Gehört Ihr Betrieb zu einer risikobehafteten Branche?
Ob Ihr Betrieb zu einer risikoarmen oder -behafteten Branche gehört, können Sie z.B. bei Kammer, Verband oder Hausbank erfragen.
Achtung: Je höher der Kalkulationszinsfuß, desto höher müssen Ihre Gewinne während der Laufzeit ausfallen, damit ein positiver Kapitalwert entsteht. Hohe Gewinne bedeuten aber, dass Sie u. U. mehr Risiken eingehen müssen als andere Betriebe. Ein guter Investitionsrechner in Excel unterstützt Berechnungen und Eingaben problemlos und bringt Ihnen schnell realistische Ergebnisse; zudem lassen sich auch Veränderungen gut simulieren
2.2 Interne-Zinsfuß-Methode
Mit der Internen-Zinsfuß-Methode wird berechnet, wie hoch die Verzinsung einer Investition tatsächlich ausfällt. Der interne Zinsfuß ist die Effektivverzinsung der Investition. Sie müssen prüfen, ob dieser Zins für Sie ausreichend ist, auch wenn ein negativer Kapitalwert erreicht wurde.
In der Regel sind keine Eingaben notwendig, da ein Investitionsrechner den Zinsfuß automatisch aus den Zahlen zur Kapitalwertmethode berechnet.
In diesen Fällen hilft eine Excel-Investitionsrechnung
Nur wer regelmäßig Investitionsrechnungen mit hohen Volumina umsetzen muss, ist u. U. mit einem ERP besser bedient, vor allem wenn Verknüpfungen mit anderen Daten oder Programmen im Betrieb zwingend sind. In allen anderen Fällen genügt eine Investitionsrechnung in Excel. Mit dieser sind Sie flexibel und können das Tool einfach anpassen. Eingaben können Sie in kurzer Zeit tätigen und Zahlen problemlos und schnell ändern. Zudem haben Sie von Beginn an eine gute Übersicht.