Verlust des Gesellschafterdarlehens: So machen Sie ihn bei der Steuer geltend

Benötigt die GmbH in Liquiditätsschwierigkeiten frische Geldmittel, ist die Kreditvergabe durch einen Gesellschafter oft die letzte Möglichkeit, die GmbH wirtschaftlich am Laufen zu halten. Damit verbunden ist allerdings das Risiko, dass das Darlehen nicht mehr zurückgezahlt werden kann. Der Verlust des Gesellschafterdarlehens kann aber unter bestimmten Umständen steuerlich geltend gemacht werden. Darauf müssen Sie achten.

Zuletzt aktualisiert am 17.03.2023
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Gesellschafterdarlehen als nachträgliche Anschaffungskosten

Zu den Anschaffungskosten einer wesentlichen Beteiligung gem. § 17 EStG gehören auch nachträgliche Aufwendungen, wenn sie durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst und weder Werbungskosten bei den Einkünften aus Kapitalvermögen noch Veräußerungskosten sind.

Achtung: Ein Darlehen wird, wenn es nicht im Zusammenhang mit der Gesellschafterstellung gesehen wird, wie ein ganz normales Privatdarlehen behandelt. Wenn der Schuldner das Darlehen nicht zurückzahlt, wird der Ausfall dann auch nicht steuerlich berücksichtigt.

Gesellschafter wollen den Verlust des Gesellschafterdarlehens aber zumindest steuermindernd geltend machen. Das Bundesfinanzministerium hat in einem Schreiben zur Frage Stellung genommen, welches Darlehen als Gesellschafterdarlehen zu den Anschaffungskosten zählt und in welchem Umfang die Darlehensbeträge dann zu berücksichtigen sind.

4 Fallgruppen bei Verlust des Gesellschafterdarlehens 

Hingabe des Gesellschafterdarlehens in der Krise

Im Falle der Hingabe des Gesellschafterdarlehens in der Krise ist dessen Nennwert maßgeblich. Er stellt die nachträglichen Anschaffungskosten dar.

Stehen lassen eines bestehenden Darlehens in der Krise

Hier ist der Wert des Darlehensanspruchs in dem Zeitpunkt maßgeblich, in dem der Gesellschafter das Darlehen nicht abgezogen hat, obwohl er hierzu berechtigt gewesen wäre. Wäre die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr in der Lage, das Darlehen voll zurückzuzahlen, ist hier ein Wert anzusetzen, der unter dem Nennwert und im Zweifel sogar bei 0 EUR liegt.

Finanzplandarlehen des Gesellschafters

Dies sind Darlehen, die von vornherein in die Finanzplanung der GmbH in der Weise einbezogen werden, so dass die zur Aufnahme der Geschäfte erforderliche Kapitalausstattung der Gesellschaft krisenunabhängig durch eine Kombination von Eigen- und Fremdfinanzierung erreicht werden soll.

Solche von den Gesellschaftern gewährten finanzplanmäßigen Kredite zur Finanzierung des Unternehmenszwecks sind nach Gesellschaftsrecht den Einlagen gleichgestellt. Bei diesem krisenunabhängigen Finanzplandarlehen ist mit seiner Hingabe für die steuerrechtliche Beurteilung davon auszugehen, dass es mit Rücksicht auf das Gesellschaftsverhältnis gewährt wurde. Im Falle eines Verlustes des Gesellschafterdarlehens erhöhen sich die Anschaffungskosten der Beteiligung in Höhe des Nennwertes.

Krisenbestimmte Gesellschafterdarlehen

Bei krisenbestimmten Darlehen erklärt der Gesellschafter schon vor dem Eintritt der Krise mit bindender Wirkung gegenüber der GmbH oder den Gläubigern, dass er den Kredit auch im Falle einer Krise stehen lassen wird. Zu einer solchen Erklärung wäre ein Darlehensgeber, der nicht auch Gesellschafter ist, mit Rücksicht auf das ihm bei Gefährdung des Rückzahlungsanspruchs regelmäßig zustehende außerordentliche Kündigungsrecht im Allgemeinen nicht bereit. Hier führt der Verlust des Gesellschafterdarlehens in voller Höhe zu nachträglichen Anschaffungskosten in Höhe des Nennwerts des Darlehens.

Tipp

Dokumentieren Sie Grund für das Gesellschafterdarlehen

Dokumentieren Sie bei einer Darlehenshingabe durch einen Gesellschafter, warum das Darlehen gegeben wurde, damit später die Einordnung zu den nachträglichen Anschaffungskosten erleichtert wird. So kann auch ein Verlust des Gesellschafterdarlehens steuerlich geltend gemacht werden.

FAQ

Was können Sie bei einem betrieblichen Darlehen absetzen?

 

Nehmen Sie für Ihren Betrieb ein Darlehen auf, egal ob von der Bank oder von einem Familienmitglied, müssen Sie wissen, dass Sie grundsätzlich nur die Zinsen für das Darlehen gewinnmindernd absetzen können. Die Tilgungsrate – also der Rückzahlungsbetrag – wirkt sich steuerlich nicht aus.
Beispiel: Sie nehmen einen Kredit auf, um einen neuen Firmenwagen zu kaufen. Die monatliche Rate an die Bank beträgt 1.200 Euro, wobei 200 Euro auf die Zinsen entfallen und 1.000 Euro tilgen Sie monatlich. Folge: Als Betriebsausgaben dürfen Sie nur die Zinsen von 200 Euro im Monat absetzen.

Welche Darlehen können Sie steuerlich absetzen?

 

Die Sachbearbeiter oder Prüfer des Finanzamts prüfen bei Schuldzinsen in der Gewinnermittlung zunächst, wofür der Kredit eigentlich aufgenommen wurde. Damit Sie die Zinsen für ein Darlehen steuerlich problemlos absetzen können, müssen Sie dem Finanzamt also plausible Nachweise liefern, dass der Kredit ausschließlich betrieblich veranlasst ist.

Wie sollten Einzelunternehmer private Zahlungen handhaben, wenn sie ein gemeinsames Kontokorrentkonto für private und betriebliche Ausgaben nutzen?

 

Einzelunternehmer sollten private Zahlungen vorrangig mit privatem Vermögen begleichen. Um betriebliche und private Ausgaben sauber zu trennen, empfiehlt es sich, ein eigenständiges Kontokorrentkonto für betriebliche Zwecke zu führen. Nur so können die auf betriebliche Ausgaben entfallenden Schuldzinsen steuerlich geltend gemacht werden.

Welche Kredite sind steuerlich nicht absetzbar?

 

Zinsen für Darlehen, die aus privaten Zwecken aufgenommen wurden, dürfen Sie steuerlich nicht absetzen. Konkret: Schulden Sie dem Finanzamt 40.000 Euro Einkommensteuer und 12.000 Euro Umsatzsteuer und müssen dafür bei der Bank ein Darlehen aufnehmen, können Sie nur die Zinsen für die Begleichung der Umsatzsteuerschulden steuerlich absetzen. Die Umsatzsteuer ist betrieblich veranlasst. Bei der Einkommensteuer handelt es sich um eine private Steuer.

Wo werden Darlehenszinsen in der Steuererklärung eingetragen?

 

Entstehen Ihnen als Unternehmer betriebliche Darlehenszinsen, die Sie steuerlich absetzen dürfen, und ermitteln Sie Ihren Gewinn nach der Einnahmen-Überschussrechnung, tragen Sie die Kreditzinsen in die Anlage EÜR ein. Beim Ausfüllen der Anlage EÜR werden Sie noch über die Anlage SZ stolpern. Hier sind spezielle Angaben zu machen. Anhand dieser Angaben ermittelt das Finanzamt, ob die Schuldzinsen für betriebliche Darlehen tatsächlich zu 100 Prozent als Betriebsausgabe absetzen dürfen. Die Rede ist von der sogenannten Zinsschranke (siehe nachfolgende Ausführung).

Darf ich Zinsen für Darlehen nicht komplett absetzen?

 

Es kann passieren, dass das Finanzamt im ersten Schritt die betriebliche Veranlassung eines Darlehens anerkennt und im zweiten Schritt aber verhindert, dass Sie die Zinsen für das Darlehen in voller Höhe absetzen dürfen.

Darlehen von Familienangehörigen steuerlich absetzbar?

 

Darlehen von Familienangehörigen können eine praktische Alternative zu herkömmlichen Bankkrediten sein, wenn Sie Fremdkapital für betriebliche Ausgaben benötigen. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass das Finanzamt solche familiären Darlehensvereinbarungen besonders genau unter die Lupe nimmt. Um die steuerliche Anerkennung zu gewährleisten, ist es ratsam, das Darlehen so zu gestalten und durchzuführen, als würde es sich um eine Vereinbarung mit einem fremden Dritten handeln.