Umlaufvermögen

Das Umlaufvermögen ist ein Teil der Bilanz eines Unternehmens. Zu der Bilanz gehören neben dem Umlaufvermögen das Eigenkapital, die Schulden sowie die Rechnungsabgrenzungsposten. Alle diese Posten müssen gemäß § 247 Abs. 1 HGB gesondert ausgewiesen werden.

Zuletzt aktualisiert am 25.02.2025

Zusammenfassung

Umlaufvermögen im Überblick

  • Wichtiger Bestandteil der Bilanz und der Bilanzanalyse.
  • Zeigt im Kern die Höhe des Vorratsvermögens, der Forderungen und der liquiden Mittel.
  • Die Kennzahlen helfen Produktionen und Liquidität besser zu planen und zu steuern.
  • Ausgangsbasis zum Berechnen von unterschiedlichen Bilanzkennzahlen.
  • Zeigt auf, wie fest das Vermögen in einem Unternehmen gebunden ist.

Definition

Was ist Umlaufvermögen?

Das Umlaufvermögen ist ein Teil der Aktivposten in der unternehmerischen Bilanz. Dazu gehören auch das Eigenkapital, die Schulden und die Rechnungsabgrenzungsposten. Die Richtlinien dazu finden sich in § 247 Abs. 1 HGB. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, welche Posten zum Umlaufvermögen gehören, wo sich diese in der Bilanz befinden und wie Sie dieses zur Ermittlung von Kennzahlen nutzen. 

Umlaufvermögen – das ist wichtig

Das Umlaufvermögen kennzeichnet alle Vermögensgegenstände Ihres Unternehmens, die nur kurzfristig an Ihren Betrieb gebunden sind; das sagt schon der Bestandteil des Wortes „Umlauf“ aus. Es bezieht sich also auf die Teile Ihres Vermögens, die nicht für den dauerhaften Verbleib in Ihrem Unternehmen vorgesehen sind.

Dabei werden alle Vermögenswerte, die verarbeitet, verbraucht, verkauft oder zurückgezahlt werden, umfasst. Dazu gehören unter anderem Rohstoffe, die dem Verbrauch dienen und bei der Herstellung von Produkten verwendet werden. Forderungen aus Verkäufen werden von Ihren Kunden bezahlt und verbleiben somit nicht in Ihrem Unternehmen. Bargeldbestände verwenden Sie für Anschaffungen, wodurch diese ebenfalls ständigen Änderungen unterliegen. Auch geleistete Anzahlungen zählen i.d.R. zum Umlaufvermögen (Details § 266 Abs. 2 B. I. Nr. 4 HGB).  

Neben dem sogenannten kurzfristigen Umlaufvermögen gibt es auch das langfristige Umlaufvermögen. Damit ist das Vermögen gemeint, das für ein Jahr oder länger im Unternehmen gebunden ist. Meist handelt es sich dabei um Rohstoffe für die Produktion oder auch Vorratsvermögen.

Im Prinzip bezieht sich das Umlaufvermögen also auf alle Vermögenswerte, die nicht zum Anlagevermögen gehören. Deshalb ist es auch als kurzfristiges Betriebsvermögen bekannt. Gemeinsam mit dem Anlagevermögen wird es als Gesamtvermögen einer Firma bezeichnet. 

Anlagevermögen vs. Umlaufvermögen

Das Anlagevermögen ist im Handelsgesetzbuch (HGB) klar definiert. Das trifft auf das Umlaufvermögen nicht zu. Denn für dieses gibt es keine klare gesetzliche Definition. Rechtlich gesehen, stellt es eine Restgröße dar, die aus allem besteht, was nicht dem Anlagevermögen zugeschrieben wird.

Als Anlagevermögen werden alle materiellen oder immateriellen Gegenstände und Werte gekennzeichnet, die fest in Ihrem Unternehmen verankert sind. Dazu gehören etwa Patente, der Fuhrpark, Maschinen, Grundstücke oder die Ausstattung des Büros.

Das Umlaufvermögen hingegen umfasst alle Werte, die nicht für den dauerhaften Verbleib in Ihrem Unternehmen vorgesehen sind. In der Bilanz können Sie es in Kategorien aufteilen.

Gemeinsam stellen Anlagevermögen und Umlaufvermögen das Gesamtvermögen Ihres Unternehmens dar. 

Info

Umlauf- vs. Anlagevermögen: Ein Beispiel

Ihr Bankguthaben gehört zum Umlaufvermögen, da es sich um liquide Mittel handelt. Wenn Sie mit diesem Geld nun eine Maschine kaufen, die ein Produkt herstellt, sowie einen Lkw, der die Produkte ausliefert, wird ein Teil des Umlaufvermögens zu Anlagevermögen. In diesem Fall handelt es sich um langfristige Investitionen, die nun zum Anlagevermögen Ihres Unternehmens gehören.

Das Umlaufvermögen in der Bilanz

Die Vermögensgegenstände Ihres Unternehmens müssen in der jährlichen Bilanz aufgelistet sein.

In der Bilanz tragen Sie es auf der Aktivseite unterhalb des Anlagevermögens ein. Das hat einen bestimmten Grund: Die Bilanz ist in ihrer Struktur grundsätzlich so aufgebaut, dass die Mittel nach unten hin in ihrem Grad der Nähe zur Liquidität zunehmen. Je weiter unten ein Posten in der Bilanz steht, umso leichter kann er zu Bargeld liquidiert werden. Mit der Lexware Office Bilanz Vorlage erstellen Sie Ihre Bilanz in der richtigen Reihenfolge. 

Was gehört zum Umlaufvermögen?

Wie bereits erwähnt, können Sie es in der Bilanz in vier Unterkategorien aufteilen. Diese Unterkategorien geben auch einen Überblick darüber, was alles dazu gehört: 

Kategorie 1: Vorräte (langfristiges Umlaufvermögen)

  • Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
  • unfertige Erzeugnisse und Leistungen
  • fertige Erzeugnisse und Leistungen
  • geleistete Anzahlungen 

Kategorie 2: Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (kurzfristiges Umlaufvermögen)

  • Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
  • Forderungen gegen verbundene Unternehmen
  • Forderungen gegen Unternehmen im Beteiligungsverhältnis
  • sonstige Vermögensgegenstände 

Kategorie 3: Wertpapiere (monetäres Umlaufvermögen)

  • Anteile an verbundenen Unternehmen
  • eigene Anteile
  • sonstige Wertpapiere 

Kategorie 4: Liquide Mittel (monetäres Umlaufvermögen)

  • Bankguthaben, Kassenbestände und Schecks 

An dieser Gliederung können Sie gut erkennen, wie die einzelnen Posten nach dem Grad der möglichen Liquidierung sortiert sind. Die liquiden Mittel bestehen bereits in Form von Bargeld, während die Vorräte nur umständlich kurzfristig zu Bargeld liquidiert werden können. 

Info

Wertpapiere des Umlaufvermögens

Wertpapiere gelten dann als Umlaufvermögen, wenn diese als Liquiditätsreserve (z.B. für kurzfristigen Verkauf oder als Spekulationsobjekt) genutzt werden. Daher können auch Aktien in bestimmten Fällen Teil des Umlaufvermögens sein.

Wertpapiere, die als Teil des Umlaufvermögens gelten, sind Dokumente, die dem Inhaber bestimmte Rechte gewähren. Dazu gehören zum Beispiel Inhaber- und Orderpapiere. Sie müssen im Umlaufvermögen aufgeführt werden, wenn der:die Unternehmer die Absicht hat, sie nur kurzfristig zu halten. Ob diese letztendlich im Umlaufvermögen erscheinen, hängt davon ab, welchen Zweck der Unternehmer zum Zeitpunkt des Kaufs damit verfolgt.

Es kann auch zu einer Abschreibung der Wertpapiere im Umlaufvermögen kommen. Dies erfolgt, wenn der Wert dieser unter den Anschaffungswert fällt (z.B. durch Marktwertverluste).  

Die zahlreichen Posten werden im Rahmen der laufenden Buchungen der Geschäftsbuchführung erfasst. Da es sich dabei um einen wesentlichen Bestandteil der Aktivseite der Bilanz handelt, muss das Umlaufvermögen spätestens am Bilanzstichtag korrekt und vollständig erfasst sein. 

Abschreibung des Umlaufvermögens

Im Gegensatz zum Anlagevermögen sind planmäßige Abschreibungen nicht vorgesehen. Trotzdem sind aber Abschreibungen möglich, wenn es notwendig ist. Kann insbesondere ein Kunde die Forderung nicht zahlen, müssen Sie die Forderung abschreiben. Auch bei Wertverlusten kommt es zu einer Abschreibung im Umlaufvermögen. Diese können durch außerplanmäßige Abschreibungen berücksichtigt werden, wenn zum Beispiel der Marktpreis oder Börsenwert zum Bilanzstichtag niedriger ist als der Kaufpreis der Vorräte, die zum Umlaufvermögen gehören.

Diese nicht realisierten Verluste können in der Handelsbilanz erfasst werden. Steuerlich ist eine Teilwertabschreibung jedoch nur dann zulässig, wenn eine dauerhafte Wertminderung zu erwarten ist.  

Beispiel für die Abschreibung von Umlaufvermögen:

Ein Computerhändler kauft 500 Grafikkarten und verkauft innerhalb von 24 Monaten 250 Stück. Nach dieser Zeit sind die Grafikkarten aufgrund veränderter Anforderungen an die Hardware nicht mehr gefragt und bleiben unverkauft. In diesem Fall kann der Händler Lagerhaltungskosten für diese Produkte ansetzen, die mit der Zeit steigen. Zusätzlich kann er eine Abwertung der Grafikkarten vornehmen, da sie nicht mehr aktuell und somit weniger wert sind. Dadurch kommt es zu einer Abwertung des Umlaufvermögens. 

Bilanzanalyse anhand des Umlaufvermögens

In Form der Bilanzanalyse lassen sich wichtige bilanzielle Kennzahlen berechnen, die primär etwas über die Liquidität Ihres Unternehmens aussagen. Die Liquidität ist eng mit der Bonität Ihres Unternehmens verknüpft. Je flüssiger Ihre Mittel sind, desto schneller können Sie diese in Bargeld umwandeln, was Ihr Unternehmen zahlungsfähiger macht.

Diese Informationen sind hauptsächlich für Entscheidungen wichtig, die größere Investitionen betreffen oder auch für die kurzfristige Bedarfsdeckung in Krisenzeiten. 

Umlaufvermögen berechnen

Die Formel für die Berechnung des Umlaufvermögens lautet:

Umlaufvermögen = Lagerbestand + Kassenbestand + Wertpapiere + Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 

Die Vermögensintensität

Je höher die Vermögensintensität Ihres Unternehmens ausfällt, desto geringer ist die Liquidität und somit die Zahlungsfähigkeit. Eine hohe Vermögensintensität bedeutet, dass die größten Teile Ihres Kapitals im Anlagevermögen gebunden sind.

Die Höhe der Vermögensintensität hängt stark von der Branche ab, in der Sie tätig sind. Im produzierenden Gewerbe ist das Anlagevermögen meistens hoch. Dienstleistungs- und Handels-Unternehmen hingegen haben oft mehr Umlaufvermögen.

Die Vermögensintensität ergibt sich aus dem Verhältnis vom Anlagevermögen zum Umlaufvermögen. Sie berechnen sie mit folgender Formel:

Vermögensintensität = Anlagevermögen / Umlaufvermögen 

Die Umlaufintensität

Das Umlaufvermögen und das Anlagevermögen ergeben gemeinsam das Gesamtvermögen Ihres Unternehmens. Die Umlaufintensität trennt es vom Gesamtvermögen und zeigt Ihnen dementsprechend, wie hoch das gesamte Umlaufvermögen Ihres Unternehmens in Bezug auf das Gesamtvermögen ist. Das Gesamtvermögen bildet sich dabei aus Anlagevermögen und Umlaufvermögen.

Eine hohe Umlaufintensität bedeutet, dass Ihr Unternehmen liquide ist und Sie Ihr Geld flexibel investieren können.

Umlaufintensität Formel:

Umlaufintensität = Umlaufvermögen / Gesamtvermögen 

Das Working Capital

Während sich die Vermögens- und die Umlaufintensität rein auf die Größen der Aktiva-Seite beziehen, rechnet das Working Capital auch die Passiva-Seite in Form der kurzfristigen Verbindlichkeiten mit ein. Das Working Capital ist deshalb auch als Nettoumlaufvermögen bekannt.

Eine hohe Kennzahl bedeutet, dass Ihr Unternehmen die kurzfristigen Verbindlichkeiten wie Schulden aus Lieferungen oder Leistungen begleichen kann. Ist das Ergebnis gering oder gar negativ, müssen Sie Ihr Anlagevermögen nutzen, um Rechnungen zu begleichen. Das kann bedeuten, dass Sie insbesondere eine Maschine verkaufen müssten, die Sie eigentlich zur Produktion benötigen. Je höher das Working Capital ausfällt, desto positiver ist es also im Sinne der Liquidität und Zahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens.

Working Capital Formel:

Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten

Es gibt auch eine verfeinerte Form des Working Capitals, bei der Sie nur einen bestimmten Teil des Umlaufvermögens in die Rechnung einbeziehen. Auf diese Weise finden Sie zum Beispiel heraus, ob Sie die Schulden Ihres Unternehmens allein durch die vorhandenen liquiden Mittel begleichen können. 

Die Working Capital Ratio

Mit der Working Capital Ratio können Sie herausfinden, welchen Anteil Ihrer kurzfristigen Verbindlichkeiten Sie mithilfe des Umlaufvermögens abdecken können. Ein Wert unter 100 Prozent bedeutet, dass Sie nicht genügend Umlaufvermögen besitzen, um alle kurzfristigen Verbindlichkeiten damit zu finanzieren.

Die Formel lautet:

Working Capital Ratio = Umlaufvermögen x 100 / kurzfristige Verbindlichkeiten

Außerdem zeigt Ihnen eine andere Variante der Working Capital Ratio, wie viel Prozent Ihres Umlaufvermögens langfristig finanziert ist. Ein optimaler Wert ist hier 30 Prozent.

Die Formel:

Working Capital Ratio = Working Capital x 100 / kurzfristiges Umlaufvermögen 

Fazit

Das Umlaufvermögen gibt Ihnen wichtige Einsichten in die Liquidität Ihres Unternehmens. Durch die vielen Ein- und Ausgänge des Umlaufvermögens müssen Sie die Buchungen immer im Blick behalten. Kaum ein Geschäftsvorfall wirkt sich nicht auf das Umlaufvermögen aus. Mit einer Online-Buchhaltungssoftware wie Lexware Office behalten Sie immer den Überblick.