Soll und Haben

Passiert es Ihnen auch regelmäßig, dass Sie die Begriffe Soll und Haben durcheinanderbringen? Schließlich erinnern sie die meisten an die Verben sollen und haben. Passend dazu heißt es in der Kontoführung: Das Soll erscheint bei Abbuchungen oder sobald der Kontostand im Minus ist. Bei eingehenden Zahlungen oder einem positiven Kontostand taucht das Haben auf. Als Unternehmer müssen Sie allerdings umdenken. „Soll“ bedeutet nämlich nicht, dass Sie etwas müssen. Genauso wenig symbolisiert „Haben“, dass Sie etwas besitzen. Die Erklärung, was es mit Soll und Haben in der Buchführung auf sich hat, lesen Sie in diesem Beitrag.

Zuletzt aktualisiert am 20.12.2023
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Zusammenfassung

Soll und Haben im Überblick

  • Es findet oft eine Verwechslung der Begriffe Soll und Haben statt. Mit der Bedeutung der gleichnamigen Verben haben diese buchhalterischen Begriffe nichts gemein.
  • Soll und Haben stammen aus dem Rechnungswesen und der doppelten Buchführung. Prinzipiell werden Veränderungen auf dem Konto im Soll und Haben angezeigt.
  • Soll repräsentiert die Vermögenswerte und Haben die Verbindlichkeiten eines Unternehmens.
  • Relevant sind Soll und Haben für die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung.
  • Soll steht immer auf der linken und Haben auf der rechten Kontoseite. Geschäftsvorfälle müssen Sie auf mindestens zwei Konten buchen.
  • Jeder Geschäftsvorfall lässt sich mit dem Buchungssatz „Soll an Haben“ und dem jeweiligen Betrag ausdrücken. Soll und Haben steht für das jeweilige Zielkonto der Buchung.
  • Beim Zielkonto haben Sie die Wahl zwischen Bestandskonten und Erfolgskonten.
  • Bestandskonten dokumentieren Veränderungen in den Vermögenswerten. Sie bestehen aus den Aktiv- und Passivkonten.
  • Erfolgskonten stellen die Gewinne und Verluste dar. Sie gliedern sich in Ertrags- und Aufwandskonten.

Definition

Einfach erklärt: Was ist die Bedeutung von Soll und Haben?

Soll und Haben beschreibt im Rechnungswesen und in der Buchführung die beiden Kontoseiten. Zusammen werden sie als T-Konto bezeichnet. Verpflichtend sind Soll und Haben für die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung. Dabei bildet die Bilanz die Basis der doppelten Buchführung.

  • Soll steht für Vermögenswerte wie Bargeld oder das Guthaben auf der Bank
  • Haben steht für Verbindlichkeiten in Form von Krediten und weiteren Forderungen

Ferner unterteilen bilanzierende Unternehmen in Erfolgskonten und Bestandskonten. Es gibt einen weiteren Unterschied zwischen Soll und Haben: Bei jeder Kontenart steht Soll auf der linken und Haben auf der rechten Kontoseite. Im Rahmen der doppelten Buchführung müssen Unternehmen sämtliche Geschäftsvorfälle auf mindestens zwei Konten mit einem Soll und Haben buchen. Dazu zählen beispielsweise Wareneinkäufe oder Bargeldabhebungen.

Infografik von Lexware zur Darstellung von Bestandskonten

Info

Info: Wer ist zur doppelten Buchführung verpflichtet?

Zählen Sie zu einer der folgenden Unternehmensgruppen, dann sind Sie zur doppelten Buchführung verpflichtet:

  • Im Handelsregister eingetragene Unternehmen (etwa GmbH, AG oder OHG)
  • Eingetragene Kaufleute mit einem Umsatz von mehr als 800.000 Euro oder einem Gewinn von mehr als 80.000 Euro

Nicht im Handelsregister eingetragene Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 800.000 Euro oder einem Gewinn von mehr als 80.000 Euro (etwa Einzelunternehmer oder GbRs).

Gut zu wissen: Diese neuen Umsatz- und Gewinnhöchstgrenzen gelten im Zuge des Wachstumschancengesetzes ab dem 1.1.2024.

Was bedeutet der Buchungssatz Soll an Haben?

Der Buchungssatz Soll an Haben verdeutlicht, welche Konten bei einer Buchung involviert sind und auf welcher Seite sie erfolgt. Demnach lässt sich jeder Geschäftsvorfall in einem Buchungssatz darstellen. Die Buchung startet mit der linken Seite des ersten Kontos – dem Soll. In einem zweiten Schritt wird der gleiche Betrag auf der rechten Seite des zweiten Kontos, dem Haben, gebucht. Den Buchungssatz vervollständigen Sie abschließend mit dem jeweiligen Betrag.

Wichtig ist, dass die Buchungssumme des Solls und Habens identisch ist. Spätestens am Ende eines Geschäftsjahres müssen sie sich ausgleichen. Eine bekannte Eselsbrücke für Soll und Haben lautet: „Wo ein per ist, ist auch ein an.“ So können Sie sich den Buchungssatz per Soll an Haben besser merken.

Beispiel für Soll und Haben im Buchungssatz

Geschäftsvorfall: Für Ihren Friseursalon benötigen Sie neue Ware. Im Fachhandel kaufen Sie 20 Shampoos und Conditioner im Wert von 200 Euro. Da Sie kürzlich Geld abgehoben haben, zahlen Sie bar. Die Shampoos und Conditioner sind Waren für den täglichen Betrieb. Aus diesem Grund erhöht sich das Konto der Wareneingänge, während sich das Konto der Kasse um den gleichen Betrag schmälert.

Buchungssatz: Wareneingang an Kasse 200 Euro

Darstellung der Konten:

 Konto 1:   Wareneingang
 Soll Haben
 200 Euro 

 

 Konto 2: Kasse
 Soll Haben
  200 Euro

Woher weiß ich, ob ich im Soll oder Haben buchen muss?

Nach dem Buchungssatz legen Sie fest, wie Sie die jeweiligen Positionen buchen. Die Verteilung hängt letztlich von der Kontenart ab. Unterschieden werden Bestandskonten und Erfolgskonten.

Bestandskonten

Geschäftsvorfälle im Bestandskonto haben eine Auswirkung auf das Vermögen und das Eigenkapital eines Unternehmens. Diese werden in Aktivkonten und Passivkonten unterteilt.

  • Aktivkonten: Bei den Aktiva handelt es sich um das Anlage- und Umlaufvermögen eines Unternehmens. Hier müssen Sie alle Zugänge im Soll sowie alle Abgänge im Haben buchen. Beispielhafte Positionen im Aktivkonto sind
    • Fuhrpark
    • Immobilien
    • Büroausstattung
    • Bankvermögen und Bargeld
    • Ware und Rohstoffe
    • Forderungen aus Dienstleistungen und Lieferungen
  • Passivkonten: Die Passiva dokumentieren, woher das Kapital für die Vermögenswerte aus den Aktiva kommt. Hier buchen Sie die Zugänge im Haben und die Abgänge im Soll. Mögliche Passiva sind beispielsweise
    • Eigenkapital
    • Rückstellungen
    • Verbindlichkeiten wie Darlehen und Kredite

Erfolgskonten

Das Ertragskonto beim Soll und Haben fokussiert sich auf die Gewinne und Verluste innerhalb eines Geschäftsjahres. Das benötigen Sie in Folge für die Gewinn- und Verlustrechnung. Die Erfolgskonten unterteilen sich in Aufwandskonten und Ertragskonten.

  • Ertragskonten: Erträge tragen zur Erhöhung des Eigenkapitals bei. Sie werden auf der Haben-Seite eingetragen. Zu den Erträgen eines Unternehmens zählen zum Beispiel
    • Zinserträge
    • Umsätze
    • Gutschriften
  • Aufwandskonten: Das Aufwandskonto im Soll und Haben bildet die Aufwendungen eines Unternehmens ab. Aufwendungen verringern das Eigenkapital und somit den Unternehmensgewinn. Einen Aufwand verbuchen Sie korrekt auf der Soll-Seite. Die Korrektur einer Position vermerken Sie im Haben. Unter potenzielle Aufwendungen fallen
    • Lohn- und Gehaltskosten
    • Kauf von Materialien und Rohstoffen
    • Fixkosten wie für Miete und Fahrzeuge

3 Beispiele für Soll und Haben

Damit Ihnen all diese Regeln der Buchhaltung im Soll und Haben klarer werden, möchten wir Ihnen drei praktische Beispiele anführen.

Beispiel Nr. 1: Verkauf im Online-Shop

  • Geschäftsvorfall: Bereits am ersten Tag haben Sie in Ihrem Online-Shop fünf Poster verkauft. Die Einnahmen von 100 Euro sind Umsatz auf Ihrem Bankkonto. Gleichzeitig ist der Betrag eine offene Forderung an Ihren Kunden. Der hat nämlich 14 Tage Zeit, das Geld für die Poster zu überweisen.
  • Buchungssatz: Forderung an Bankkonto 100 Euro
  • Kontenart: Die Forderungen zählen zu den Aktiva der Bestandskonten. Da es sich um einen Zugang handelt, muss die Forderung in der Buchführung ins Soll. Währenddessen gehört der Umsatz in der Buchführung zum Haben des Ertragskontos.

Darstellung der Konten:

 Konto 1:   Forderungen

 Soll

 Haben

 100 Euro

 

 

 Konto 2: Umsätze

 Soll

 Haben

 

 100 Euro

Beispiel Nr. 2: Abhebung von Bargeld

  • Geschäftsvorfall: Sie betreiben ein Fahrradgeschäft und brauchen etwas Bargeld für Ihre Kasse. Daher gehen Sie zu Ihrer Bank und heben 500 Euro ab.
  • Buchungssatz: Kasse an Bank 500 Euro
  • Kontenart: Sowohl beim Bankvermögen als auch beim Bargeld handelt es sich um Aktiva der Bestandskonten. Den Zugang, also das Bargeld für die Kasse, buchen Sie im Soll. Den Abgang, sprich die Abbuchung von Ihrem Bankkonto, vermerken Sie im Haben.

Darstellung der Konten:

 Konto 1: Kasse

 Soll

 Haben

 500 Euro

 

 

 Konto 2: Bank

 Soll

 Haben

 

 500 Euro

Beispiel Nr. 3: Bestellung von Büromaterialien

  • Geschäftsvorfall: Im Büro benötigen Sie Druckerpapier. Das bestellen Sie in einem Online-Shop für 90 Euro inklusive Versand. Die Zahlung erfolgt per Überweisung.
  • Buchungssatz: Büroausstattung an Bank 90 Euro
  • Kontenart: Diese Transaktion betrifft Ihre Aktivkonten Bank und Büroausstattung. Schließlich beeinflusst sie Ihre Vermögenswerte. Das Druckerpapier als Aufwand tragen Sie im Soll ein, die Überweisung im Haben.
  • Darstellung der Konten:

     Konto 1:   Büroausstattung

     Soll

     Haben

     90 Euro

     

     

     Konto 2: Bank

     Soll

     Haben

     

     90 Euro