Zusammenfassung
Latente Steuern im Überblick
- Latente Steuern entstehen durch temporäre Differenzen in der Bilanzierung.
- Differenzen entstehen bei Vermögenswerten, Schulden oder Rechnungsabgrenzungsposten.
- Es wird zwischen aktiven und passiven latenten Steuern unterschieden.
- Aktive latente Steuern beziehen sich auf Steuerentlastungen, passive auf Steuerbelastungen.
- Die Berechnung erfolgt auf Basis der Differenzen zwischen Steuer- und Handelsbilanz.
Definition
Was sind latente Steuern?
Latente Steuern ergeben sich durch abweichende Bewertungen in der Steuer- und Handelsbilanz. Diese Unterschiede führen zu temporären Differenzen, die sich auf künftige Steuerzahlungen oder -erstattungen auswirken können. Sowohl aktive als auch passive latente Steuern entstehen durch Differenzen bei Vermögenswerten, Schulden oder Rechnungsabgrenzungsposten, die sich in Handels- und Steuerbilanz unterschiedlich darstellen. Latente Steuern dürfen gebildet werden, wenn diese Differenzen mit der Zeit voraussichtlich abgebaut werden und steuerliche Auswirkungen zu erwarten sind.
Aktive und passive latente Steuern
Latente Steuern lassen sich in aktive und passive latente Steuern unterteilen.
Aktive latente Steuern
Aktive latente Steuern entstehen durch Steuerentlastungen. Sie können als eine Art Forderung gegenüber dem Finanzamt verstanden werden, da das Unternehmen zukünftige Steuererleichterungen erwartet.
Passive latente Steuern
Passive latente Steuern resultieren aus Steuerbelastungen. In diesem Fall sind die fiktiven Steuern, die in der Handelsbilanz erfasst werden, höher als die tatsächlichen Steuern der Steuerbilanz. Das führt dazu, dass der handelsrechtliche Gewinn höher ausfällt als der steuerrechtliche Gewinn.
Das Temporary-Konzept
Das Temporary-Konzept bildet die Grundlage für die Ermittlung latenter Steuern durch temporäre Differenzen.
- Temporäre Differenzen entstehen durch abweichende Bewertungsansätze in der Steuer- und Handelsbilanz.
- Diese Differenzen können zu künftigen Steuerentlastungen oder Steuerbelastungen führen.
- Temporäre Differenzen betreffen Bilanzposten, die nur in der Handels- oder Steuerbilanz erfasst werden.
Quasipermanente Differenzen
Quasipermanente Differenzen sind zeitlich begrenzt, aber ihr Abbau hängt stark von unternehmerischen Entscheidungen ab. Ein typisches Beispiel wäre die unterschiedliche Bewertung eines unbebauten Grundstücks in der Handels- und Steuerbilanz.
Permanente Differenzen
Permanente Differenzen führen zu keiner Steuerabgrenzung, da sie sich nicht abbauen. Sie entstehen beispielsweise durch steuerfreie Gewinne oder nicht abzugsfähige Betriebsausgaben.
Voraussichtlicher Abbau der Differenzen
Der Abbau temporärer Differenzen muss mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Steuerbelastung oder -entlastung führen, um die Bildung latenter Steuern zu rechtfertigen. Insbesondere bei Verlustvorträgen muss nachgewiesen werden, dass sie innerhalb von fünf Jahren zur Steuerverrechnung führen.
Latente Steuern berechnen
Die Berechnung latenter Steuern erfolgt anhand der Differenzen zwischen den Wertansätzen in der Handels- und Steuerbilanz.
- Der Steuersatz beträgt in der Regel 30 %.
- Differenzen, beispielsweise zwischen dem Bilanzwert eines Geschäfts- und Firmenwerts, führen zu latenten Steuern.
- Der Saldo von aktiven und passiven latenten Steuern wird in der Bilanz ausgewiesen. von aktiven und passiven latenten Steuern wird in der Bilanz ausgewiesen.
Ein Beispiel: Beträgt die Differenz zwischen Handels- und Steuerbilanz 10.000 Euro, ergibt sich bei einem Steuersatz von 30 % eine aktive latente Steuer von
Latente Steuern buchen
Latente Steuern werden auf speziellen Konten für aktive und passive latente Steuern erfasst. Die Gegenbuchung erfolgt über Ertrags- und Aufwandskonten.
Folgende Buchungssätze sind dabei wichtig:
- Aktive latente Steuern bilden: Aktive latente Steuern an Erträge aus latenten Steuern
- Aktive latente Steuern auflösen: Aufwendungen aus latenten Steuern an Aktive latente Steuern
- Passive latente Steuern bilden: Aufwendungen aus latenten Steuern an Passive latente Steuern
- Passive latente Steuern auflösen: Passive latente Steuern an Erträge aus latenten Steuern
Wer muss latente Steuern ausweisen?
Unternehmen, die der doppelten Buchführung unterliegen, sind zur Bildung latenter Steuern verpflichtet. Diese müssen in der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie im Anhang gesondert ausgewiesen werden.
Bilanz
Latente Steuern sind entweder saldiert oder unsaldiert in der Bilanz auszuweisen. auszuweisen.
- Aktive latente Steuern erscheinen unter „Aktive latente Steuern“.
- Passive latente Steuern werden unter „Passive latente Steuern“ ausgewiesen.
Gewinn- und Verlustrechnung
In der Gewinn- und Verlustrechnung werden latente Steuern unter „Steuern vom Einkommen und Ertrag“ gesondert aufgeführt. Dies gilt sowohl für den Aufwand als auch für den Ertrag aus latenten Steuern.
Anhang
Im Anhang sind gem. § 285 Nr. 29 HGB Angaben zu den Grundlagen der latenten Steuern zu machen. Dazu zählen Differenzen, Verlustvorträge und die angewendeten Steuersätze. Auch die latenten Steuersalden und Änderungen während des Geschäftsjahrs müssen aufgeführt werden.Auch die latenten Steuersalden und Änderungen während des Geschäftsjahrs müssen aufgeführt werden.
Ausschüttungs- und Abführungssperre
Gemäß § 268 Abs. 8 HGB besteht für aktive latente Steuern eine Ausschüttungssperre. Gewinne dürfen nur ausgeschüttet werden, wenn nach der Ausschüttung genügend Rücklagen verbleiben. Der ausschüttungsgesperrte Betrag wird um passive latente Steuern aus selbstgeschaffenen immateriellen Vermögensgegenständen gekürzt. Auch bei Ergebnisabführungsverträgen nach § 301 AktG ist eine Ausschüttung nur zulässig, wenn sie die ausschüttungsgesperrten Beträge übersteigt.
Latente Steuern in der Steuerplanung
Latente Steuern spielen eine wesentliche Rolle in der langfristigen Steuerplanung von Unternehmen. Unternehmen müssen bereits bei der Aufstellung der Jahresabschlüsse zukünftige Steuerbelastungen und -entlastungen berücksichtigen. Dies beeinflusst nicht nur die finanzielle Berichterstattung, sondern auch die strategische Ausrichtung.
- Eine präzise Erfassung von latenten Steuern kann zukünftige Steuerzahlungen besser planbar machen.
- Sie ermöglicht eine fundierte Einschätzung der Steuerlast in den nächsten Jahren.
- Unternehmen nutzen latente Steuern, um steuerliche Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Bedeutung für Investoren
Investoren und andere externe Interessengruppen achten ebenfalls auf die Bilanzierung latenter Steuern. Sie geben einen Einblick in die künftige Steuerpolitik des Unternehmens und deren potenziellen Einfluss auf den Gewinn.
- Latente Steuern bieten eine detaillierte Vorschau auf mögliche Steuerlasten.
- Investoren können die langfristige Profitabilität des Unternehmens besser einschätzen.
- Eine transparente Berichterstattung erhöht das Vertrauen der Investoren in die finanzielle Stabilität des Unternehmens.
Einfluss des BilMoG auf die Bilanzierung latenter Steuern
Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) hat die Bilanzierung latenter Steuern in Deutschland grundlegend verändert. Seit der Einführung im Jahr 2009 gelten neue Regelungen, die insbesondere für Kapitalgesellschaften weitreichende Konsequenzen haben.
- Latente Steuern müssen nun verpflichtend bilanziert werden, sofern sie den Jahresabschluss signifikant beeinflussen.
- Unternehmen sind dazu verpflichtet, sowohl aktive als auch passive latente Steuern auszuweisen.
- Kleine und Kleinstkapitalgesellschaften sind von der Pflicht zur Bildung latenter Steuern ausgenommen.
Diese Regelungen fördern eine realistischere Darstellung der zukünftigen Steuerlasten und erhöhen die Transparenz der Bilanz.
Latente Steuern und internationale Rechnungslegungsstandards
Neben dem HGB existieren auch internationale Rechnungslegungsstandards, die die Bilanzierung latenter Steuern regeln. Insbesondere der IFRS (International Financial Reporting Standards) hat eigene Vorgaben, die sich in einigen Punkten von den deutschen Regelungen unterscheiden.
- Die IFRS berücksichtigen latente Steuern in einem breiteren Kontext und sehen strengere Anforderungen an deren Erfassung vor.
- In der internationalen Rechnungslegung sind latente Steuern auch bei temporären Differenzen, die nur in der Steuerbilanz auftreten, zu erfassen.
- Unternehmen, die international agieren, müssen daher sowohl nationale als auch internationale Bilanzierungsstandards berücksichtigen.
Herausforderungen bei der Bilanzierung latenter Steuern
Die Bilanzierung latenter Steuern ist oft mit Unsicherheiten und Herausforderungen verbunden. Insbesondere die korrekte Einschätzung der zukünftigen Steuerlasten erfordert fundierte Prognosen und ein tiefes Verständnis der Steuerpolitik.
- Unterschiedliche Steuersätze und steuerliche Vorschriften können die Berechnung erschweren.
- Unternehmen müssen zukünftige Gewinne und Verluste sorgfältig schätzen, um eine korrekte Bilanzierung zu gewährleisten.
- Fehlende oder ungenaue Daten können zu falschen Steuerberechnungen und letztlich zu finanziellen Problemen führen.
Diese Herausforderungen erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen der Finanzabteilung und Steuerberatern, um die Bilanzierung ordnungsgemäß durchzuführen.