Handelsbilanz

Die Handelsbilanz spielt eine zentrale Rolle im Warenverkehr eines Unternehmens oder einer Volkswirtschaft. Sie stellt die Warenexporte und -importe gegenüber und bietet so einen Überblick über den Handelsfluss. Unternehmen nutzen sie, um finanzielle Verpflichtungen gegenüber dem Ausland zu erkennen und wichtige wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Was genau die Handelsbilanz umfasst und welche Arten es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Zuletzt aktualisiert am 28.01.2025

Zusammenfassung

Handelsbilanz im Überblick

  • Die Handelsbilanz zeigt die Handelsströme eines Unternehmens oder eines Landes.
  • Sie stellt Warenexporte und -importe gegenüber.
  • Sie ist Teil der Leistungsbilanz und der Zahlungsbilanz.
  • Es gibt ausgeglichene, positive und negative Handelsbilanzen.
  • Große Unternehmen unterliegen der Offenlegungspflicht.
  • Unterschiede bestehen zur Steuerbilanz, z. B. bei der Abschreibung und der Forderungsbewertung

Kontostruktur und Publizitätspflichten

Die Handelsbilanz wird in der Regel in Staffelform erstellt und unterscheidet zwischen Soll und Haben. Auf der Soll-Seite werden die Warenexporte und auf der Haben-Seite die Warenimporte erfasst. Eine wichtige Rolle spielt auch die Publizitätspflicht, die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Bilanzen verpflichtet. Diese Offenlegung erfolgt im elektronischen Bundesanzeiger und ermöglicht es Anteilseignern, Angestellten und Geschäftspartnern, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens einzusehen.

Wichtige Regelungen zur Offenlegung

Die Frist für die Einreichung beträgt für die meisten Unternehmen zwölf Monate nach Ablauf des Geschäftsjahres. Bei kapitalmarktorientierten Gesellschaften ist die Frist auf vier Monate verkürzt. Eingereicht werden müssen in jedem Fall der Jahresabschluss, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Anhang.

Die rechtliche Grundlage für diese Publizitätspflicht findet sich in folgenden Gesetzestexten:

  • § 266 HGB (Handelsgesetzbuch)
  • §§ 325 ff. HGB
  • § 161 AktG (Aktiengesetz)

Die Handelsbilanz selbst wird nach dem General- und Spezialhandel gegliedert und in Warengruppen wie Rohstoffe, Nahrungsmittel oder Fertigwaren unterteilt. Bei nationalen Handelsbilanzen kann auch eine Unterteilung nach Regionen oder Ländern erfolgen. Die Bilanz ist für Unternehmen als Monats- oder Jahresübersicht verfügbar.

Arten der Handelsbilanz

Es gibt drei Hauptarten der Handelsbilanz, abhängig davon, wie Exporte und Importe zueinanderstehen.

  1. Ausgeglichene Handelsbilanz
    Eine ausgeglichene Handelsbilanz bedeutet, dass der Wert der Exporte den Wert der Importe genau deckt. In der Praxis kommt dies jedoch selten vor, da der Warenverkehr in der Regel ungleich verteilt ist.
  2. Positive Handelsbilanz
    Von einer positiven Handelsbilanz spricht man, wenn die Exporte die Importe übersteigen. Dieses Handelsbilanzüberschuss kann sich sowohl positiv als auch negativ auf die Wirtschaft auswirken.
  3. Negative Handelsbilanz
    Eine negative Handelsbilanz liegt vor, wenn die Importe den Exporten überlegen sind. Dies wird als Handelsbilanzdefizit bezeichnet und kann wirtschaftliche Risiken mit sich bringen.

Wer muss eine Handelsbilanz erstellen?

Unternehmen, die den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) unterliegen, müssen eine Handelsbilanz erstellen.

Auch wenn kein spezifisches Buchführungssystem vorgeschrieben ist, muss die Buchführung so gestaltet sein, dass ein sachverständiger Dritter die wirtschaftliche Lage des Unternehmens innerhalb einer angemessenen Zeit nachvollziehen kann. Je nach Art des Unternehmens kann es daher erforderlich sein, dass Sie sich mit der Handelsbilanz auseinandersetzen.

Unterschiede zwischen Handelsbilanz und Steuerbilanz

Obwohl Handels- und Steuerbilanz eng miteinander verwandt sind, bestehen einige Unterschiede.

Gemeinsamkeiten

  • Beide Bilanzen setzen immaterielle Wirtschaftsgüter mit den Anschaffungskosten an
  • Das Anlagevermögen wird nach den Herstellungs- oder Anschaffungskosten bewertet
  • Forderungen werden in beiden Fällen auf Grundlage der Anschaffungskosten bilanzierend erfasst

Unterschiede

Die Handelsbilanz:

  • Aktiviert keine Forschungskosten, bietet aber ein Wahlrecht für Entwicklungskosten
  • Abschreibungen des Geschäftswerts erfolgen über die Nutzungsdauer
  • Vorräte können nach dem Niederstwertprinzip abgeschrieben werden
  • Rückstellungen werden nach dem Erfüllungsbetrag bemessen

Die Steuerbilanz:

  • Verhindert die Aktivierung von immateriellen Vermögensgegenständen
  • Die Abschreibung des Geschäftswerts erfolgt starr über 15 Jahre
  • Vorräte werden durch Absetzung für Abnutzung bewertet
  • Rückstellungen bemessen sich nach dem Wert am Stichtag

Große Unternehmen erstellen in der Regel sowohl eine Handels- als auch eine Steuerbilanz. Kleinere Unternehmen können eine Einheitsbilanz verwenden, bei der Steuer- und Handelsbilanz zunächst identisch sind und anschließend an die steuerlichen Vorgaben angepasst werden.

Die Handelsbilanz Deutschlands

Nicht nur Unternehmen, auch Staaten führen Handelsbilanzen. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht regelmäßig Daten zur deutschen Handelsbilanz.

Beispiel: Im Oktober 2022 betrug der Handelsbilanzüberschuss Deutschlands 6.828,1 Millionen US-Dollar. Der Höchstwert lag im Januar 2008 bei 28.601,8 Millionen US-Dollar, der Tiefstwert im Mai 1991 bei –443,5 Millionen US-Dollar.

Die Statistiken reichen bis ins Jahr 1957 zurück, wobei der Durchschnittswert bis heute 3.523,6 Millionen US-Dollar beträgt.

Fazit zur Handelsbilanz

Die Handelsbilanz stellt die Warenexporte und Warenimporte gegenüber und bietet Unternehmen sowie Staaten einen Überblick über ihre Handelsströme. Sie ist ein wichtiges Instrument zur Planung und Entscheidungsfindung. Trotz ihrer Nähe zur Steuerbilanz gibt es zwischen den beiden Bilanztypen entscheidende Unterschiede, besonders in der Bewertung von Vermögenswerten und Forderungen. Unternehmen können mit der Lexware Office Bilanzvorlage unkompliziert eine Handelsbilanz erstellen.