Was sind Kennzahlen?
Kennzahlen sind Maßzahlen, die betriebswirtschaftliche Sachverhalte mit hoher Komplexität möglichst transparent darstellen. Sie drücken Informationen in Zahlen aus und sind auch unter dem Synonym Unternehmenskennziffern bekannt. Sie dienen vor allem dem innerbetrieblichen oder zwischenbetrieblichen Vergleich. Das bedeutet, dass sie ein wichtiges Werkzeug bei der Planung sind, weil Sie Ihnen helfen, Entwicklungen zu erkennen oder sogar vorauszusehen.
Die Funktionen der Kennzahlen können miteinander kombiniert werden. Sie können aber auch einzeln auftreten. Bei den Funktionen wird zwischen diesen unterschieden:
- Entscheidungsfunktion: Kennzahlen liefern relevante Informationen, um die Auswirkungen einer betriebswirtschaftlichen Entscheidung in Ihrem Unternehmen sichtbar zu machen.
- Informationsfunktion: Eine Auflistung von Kennzahlen hilft dabei, Chancen und Schwachstellen zu identifizieren und komplexe Sachverhalte transparent abzubilden.
- Steuerungsfunktion: Das Controlling Ihres Unternehmens profitiert durch die parallele Bewertungen von Effizienz, Qualität und Effektivität der Leistungserbringung. Diese machen Kennzahlen in Form von kausalen Zusammenhängen und Ursachen ersichtlich und helfen bei den Analysen.
- Kontrollfunktion: Geplante und erreichte Ergebnisse werden kontrolliert und miteinander verglichen.
- Operationalisierungsfunktion: Kennzahlen operationalisieren Ziele und machen sie zum Beispiel durch Sichtbarkeit des Zeitmaßes und der Zeitbezüge messbar.
- Koordinationsfunktion: Kennzahlen dienen der Dokumentation von Sachverhalten und helfen dadurch bei der Verhaltenssteuerung von Mitarbeitern, der Koordination unternehmerischer Bereiche und der Durchsetzung von Entscheidungen.
- Vorgabefunktion: Zielwerte werden vorgegeben und wirken sich auf einzelne Organisationseinheiten oder das gesamte Unternehmen aus.
- Anregungsfunktion: Kennzahlen verdichten Daten und Informationen zu kompakten sowie zentralen Größen, durch die Veränderungen, Probleme und Auffälligkeiten besser zu erkennen sind.
Wie Sie sehen, haben Kennzahlen jede Menge Funktionen. Aber nicht jede Kennzahl erfüllt jede Funktion. Häufig müssen Sie die richtige Kennzahl erst finden. Dabei hilft Ihnen die Definition.
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Kennzahlen und KPIs: Das ist der Unterschied
Kennzahlen und Key Performance Indicators (KPIs) sind beides wichtige Werkzeuge im Bereich der Unternehmenssteuerung, unterscheiden sich jedoch in ihrer Anwendung und ihrem Zweck. Kennzahlen sind allgemeine Maßzahlen, die dazu dienen, komplexe betriebswirtschaftliche Sachverhalte transparent darzustellen. Sie liefern grundlegende Informationen, die für inner- und zwischenbetriebliche Vergleiche genutzt werden können. Kennzahlen sind vielseitig einsetzbar und können verschiedene Funktionen erfüllen, wie z.B. die Entscheidungs-, Informations- oder Steuerungsfunktion.
KPIs hingegen sind eine spezielle Art von Kennzahlen, die sich durch ihre hohe Erfolgswirksamkeit auszeichnen. Sie sind strategisch ausgerichtet und dienen dazu, den Fortschritt in Bezug auf die Erreichung spezifischer Unternehmensziele zu messen. KPIs sind daher zielorientierter als allgemeine Kennzahlen und werden häufig zur Bewertung der Effektivität und Effizienz von Geschäftsprozessen eingesetzt.
Kennzahlen definieren durch Kennzahlensysteme
Kennzahlen lassen sich in unterschiedliche Gruppen einordnen. Dabei gibt es verschiedene Herangehensweisen.
Beliebt ist beispielsweise die Systematisierung nach Zahlenfunktion, um eine Übersicht zu erhalten. Dabei werden die Kennzahlen ihrer Funktion entsprechend gruppiert und zusätzlich nach ihrem Verhältnis zueinander sortiert.
Bei den Grundzahlen handelt es sich um Kennzahlen, die absolute Wert- oder Mengengrößen wiedergeben. Dazu gehören beispielsweise Summen, Mittel- und Durchschnittswerte sowie Differenzen. Die Grundzahlen sind vor allem für Vergleiche relevant, da sie für sich stehend keine richtige Aussagekraft besitzen.
Die Verhältniszahlen sind relative Größen, die Sachverhalte in Beziehung zueinander stellen. Dazu gehören:
- Indexzahlen – Sie stellen inhaltlich gleichartige Zahlen in Beziehung zueinander und kennzeichnen so lokale oder temporäre Veränderungen.
- Beziehungszahlen – stellen artverschiedene Größen dar, die in einem sinnvollen Zusammenhang stehen.
- Gliederungszahlen – Sie zeigen den prozentualen Anteil im Vergleich zu einer Gesamtgröße.
Kennzahlensysteme sind wichtig, um die in Beziehung zueinanderstehenden Kennzahlen zu sammeln und daraus eine Gesamtheit zu bilden. Das ist deshalb entscheidend, weil sich betriebswirtschaftliche Sachverhalte immer nur durch einen Blick auf mehrere Kennzahlen ermitteln lassen.
Die zwei Arten von Kennzahlensystemen sind:
- Rechtssysteme – Die Kennziffern werden rechnerisch zerlegt und anschließend pyramidenartig aufgebaut.
- Ordnungssysteme – Sie stellen zwischen den einzelnen Kennzahlen eine kausale Beziehung her.
Weitere Möglichkeiten der Einteilung
Es gibt auch noch andere Möglichkeiten der Einordnung:
- Zielorientierung – Die Kennzahlen werden anhand des Sachverhalts gegliedert, den sie ausdrücken. Dabei wird zwischen monetären, die zum Beispiel dem Erfolg, der Liquidität, der Rentabilität oder der Bilanz zuzurechnen sind, und nicht-monetären Kennzahlen für beispielsweise Bezüge zum Markt, den Kunden oder den Prozessen im Unternehmen unterschieden.
- Erfolgswirksamkeit – Hier werden die Kennzahlen in strategische und operative unterteilt. Erstere haben eine hohe Erfolgswirksamkeit, die auch als Key Performance Indicators (KPI) bekannt sind. Letztere werden für Effektivitäts- und Effizienzmessungen betrieblicher Prozesse genutzt.
- Objektbezug – Die Kennzahlen werden nach dem Bezugsobjekt geordnet. Das können das gesamte Unternehmen, einzelne Teilbereiche oder Unternehmensfunktionen sein.
- Handlungsbezug – Normative Kennzahlen enthalten Handlungsaufforderungen. Deskriptive beschreiben hingegen betriebliche Sachverhalte.
Jedes Einteilungskonzept hat seine Vor- und Nachteile. Ausschlaggebend ist am Ende immer, was genau Sie mit den Kennzahlen erreichen wollen. Dann wissen Sie auch, welche Einteilung sich dafür am ehesten anbietet.
Kennzahlensysteme helfen Ihnen dabei, die richtigen Kennzahlen für Ihr Ziel zu definieren.
Beispiele für wichtige Kennzahlen
Die Wichtigkeit von Kennzahlen hängt natürlich ebenfalls vom Ziel ab. Hier sind einige der wichtigsten Unternehmenskennzahlen in einer Übersicht, die in fast jedem Unternehmen Verwendung finden:
- Eigenkapitalquote – Diese zeigt an, wie hoch das Eigenkapital in Ihrem Unternehmen ist. Ein Wert über 25 Prozent ist gut, besser ist ein Wert über 30 Prozent.
- Eigenkapitalrentabilität – Sie zeigt an, wie rentabel die Zinsen des Eigenkapitals sind - je höher der Wert, desto besser.
- Umsatzrentabilität – Sie ist auch als Return on Sales (RoS) bekannt und zeigt an, wie viel Prozent vom Umsatz Ihrem Unternehmen als Gewinn bleiben.
- Return on Investment (ROI) – Dieser misst den Ertrag im Verhältnis zur Investitionssumme. Der ROI wird oft durch die Gesamtkapitalrentabilität ergänzt.
- Cashflow – Er verdeutlicht die Möglichkeiten, schnell Liquidität zu generieren - also das vorhandene Vermögen zu Geld zu machen.
Info
Verschiedene Kennzahlen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen
Kennzahlen werden meist von der Unternehmensführung zur Entscheidungsfindung herangezogen. Je nach Unternehmensbereich können jedoch unterschiedliche Kennzahlen interessant sein. Nur weil eine Kennzahl für einen Bereich sinnvoll ist, können Sie diese nicht bedenkenlos in einem anderen Unternehmensbereich verwenden. Wählen Sie immer Kennzahlen, die Sinn ergeben und Aufschluss geben.
Im Vertrieb kann etwa die Reklamationsquote einen Richtwert darstellen, welcher etwas über den Erfolg aussagen kann. Finanzielle Kennzahlen können hingegen im Finanzwesen, aber auch bei der Projektplanung eine entscheidende Rolle spielen. In der Herstellung sind wiederum Prozess- sowie Produktionskennzahlen gefragt.
Das ist nur eine minimale Auswahl der verfügbaren Kennzahlen. Einzeln betrachtet sind jedoch nur die wenigsten wirklich hilfreich. Sie müssen mithilfe eines Kennzahlensystems die richtigen definieren und herausfinden, welche zueinanderpassen. Dann erhalten Sie über die Kennzahlen wichtige Informationen und Einblicke, die Ihnen beim Controlling und der Planung Ihres Unternehmens helfen.
Tipp
Alle Infos und Kennzahlen kompakt zusammenfassen
Alle relevanten Informationen und Kennzahlen sollten auf ein einziges DIN-A4-Blatt passen. So verlieren Sie Wichtiges nicht aus den Augen und verzetteln sich nicht in unnötigen Details.
Was dieses „Roundup“ alles enthalten sollte? Langfristige Ziele, Strategien, Finanzziele und Unternehmenskennzahlen. Komplexe Sachverhalte können Sie so einfach sichtbar machen.