Nachhaltigkeit

Grüne Lügen: Warum Greenwashing ein großes Problem ist

Wenn sich Unternehmen umweltfreundlich geben und es gar nicht sind, täuschen sie absichtlich Investoren und Verbraucher. Diese „Greenwashing“ genannte Methode sorgt zudem dafür, dass tatsächliche Probleme mit Nachhaltigkeit kaschiert und konkrete Maßnahmen zum Umweltschutz hinausgezögert werden.

Zuletzt aktualisiert am 30.09.2024
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Was ist Greenwashing eigentlich – und was bedeutet es?

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Greenwashing: Eine Definition

Greenwashing (auf Deutsch wortwörtlich übersetzt: „grünwaschen“) bezeichnet eine in die Irre führende Unternehmenspraxis, sich als umweltfreundlich zu zeigen, um das eigene Image positiv zu gestalten. Das geschieht, indem Firmen (also sogenannte „Greenwasher“) falsche Behauptungen aufstellen oder wenige positive Maßnahmen hervorheben. Gleichzeitig verschweigen sie größere und schädliche Unternehmenspraktiken.

Greenwashing ist kein theoretisches Gedankenspiel, sondern ein reales Problem mit weitreichenden Folgen für Verbraucher, Unternehmen und die Umwelt. Diese auch 2024 immer noch weit verbreitete Praxis hat das Ziel, ein positives Image zu schaffen. Konkret geht es Unternehmen darum, ihre Produkte mit unzureichenden oder gar falschen Informationen zu versehen, um die tatsächlichen Auswirkungen auf Natur und Umwelt zu verbergen. Mit dieser Methode wollen sie direkt von Praktiken ablenken, die schädlich für Umwelt und Gesellschaft sind.

Welche Folgen hat Greenwashing?

Doch welche Folgen hat Greenwashing eigentlich? Einerseits treffen Menschen durch den Kauf grüngewaschener Produkte falsche Entscheidungen. Investoren legen ihr Geld zudem dort an, wo sie getäuscht wurden. Das bewirkt, dass jene Unternehmen benachteiligt werden, die wirklich nachhaltig agieren. Nicht zuletzt leidet das Vertrauen in nachhaltige Initiativen. Das bremst die Fortschritte auf dem Weg zu mehr Umweltschutz. Auch die Dringlichkeit real notwendiger ökologischer Maßnahmen leidet darunter.

In welchen Branchen wird vermehrt Greenwashing betrieben?

Prinzipiell ist Greenwashing in sehr vielen Wirtschaftszweigen denkbar. Über die Jahre hat sich allerdings gezeigt, dass bestimmte Branchen – und damit auch bestimmte Firmen – anfälliger sind für diese trügerische Praxis:

  • In der Textil- und Modebranche ist es oft gängige Vorgehensweise, dass Firmen Prädikate wie „umweltfreundlich“ oder „nachhaltig“ für ihre Produkte nutzen, ohne entsprechende Nachweise dafür zu erbringen.
  • In ähnlicher Weise gehen Unternehmen der Getränke- und Lebensmittelherstellung vor: Hier kommen oft Labels wie „Bio“ oder „natürlich“ zum Einsatz, obwohl die Produkte nur geringfügige Vorteile für die Umwelt bieten.
  • Firmen aus der Energiebranche präsentieren sich oft als „grün“ durch die Betonung der Anteile an erneuerbaren Energien. Häufig sind diese Anteile jedoch nur minimal, während der Löwenanteil der Energiegewinnung aus fossilen Quellen stammt.
  • Marken aus der Kosmetikbranche verwenden gemäß ihren Angaben grüne Inhaltsstoffe – und setzen in Wahrheit weit auf umweltschädigende Chemikalien.
  • In dieser Aufzählung darf die Automobilindustrie nicht fehlen. Hier bewerben die Hersteller ihre Autos gern als umweltfreundlich, obwohl die Abgasemissionen immer noch sehr hoch sind und im Vergleich zu Vorgängermodellen nur geringfügig verbessert.

Welche Greenwashing-Methoden sind gängige Praxis?

Unternehmen haben eine Reihe von Strategien und Methoden entwickelt, Greenwashing zu betreiben. So erwähnen Firmen beispielsweise Begriffe auf Produktetiketten oder im Internet, die undefiniert und vage sind. Die Rede ist dann gern von „umweltfreundlich“, „grün“ oder „natürlich“ – was jedoch fehlt, sind eindeutige Standards dafür oder Beweise. Nicht selten werden übrigens selbst entwickelte Siegel und Zertifikate angegeben oder solche, deren Kriterien sehr leicht erfüllbar sind.

Ebenfalls gängige Praxis ist Ablenkung. Dabei betonen Konzerne und Unternehmen beispielsweise kleinere nachhaltige Initiativen oder einzelne umweltfreundliche Charakteristika ihrer Produkte, verschweigen gleichzeitig jedoch die schädlichen Auswirkungen ihrer Geschäftsprozesse auf Natur und Gesellschaft.

Nachhaltigkeit vs. Greenwashing: Wie erkennt man den Unterschied?

Was ist wirklich nachhaltig, was ist grüngewaschen? Firmen und Konzerne, die wirklich nachhaltig produzieren, erkennen Sie an folgenden Kriterien:

  • Unabhängige Bewertungen: Die Glaubwürdigkeit ist gegeben, wenn Verbraucherschutzverbände oder NGOs die Produkte und das Unternehmen als nachhaltig einstufen.
  • Überzeugende Zertifizierungen: Während Greenwashing-Firmen unbekannte oder laxe Auszeichnungen nutzen, setzt echte Nachhaltigkeit auf anerkannte Zertifikate wie beispielsweise Fair Trade, Blauer Engel oder FSC.
  • Transparenz: Unternehmen, die nachhaltig agieren, veröffentlichen alle Details ihrer Geschäftspraktiken – etwa auf der Website oder in den Berichten. Greenwashing bleibt hingegen bewusst vage.

Darüber hinaus finden Sie weitere Hinweise auf ernstgemeinte unternehmerische Nachhaltigkeit. Dazu zählen etwa das langfristige Engagement eines Betriebs in diese Richtung (Greenwashing setzt hingegen immer auf kurzfristigen Aktionismus) oder ein ganzheitlich nachhaltiger Unternehmensansatz. Dieser ist gegeben, wenn eine Firma gewillt ist, alle Phasen im Lebenszyklus eines Produkts zu verbessern – und nicht nur einzelne Aspekte.

Tipp

So umgehen Sie Greenwashing-Produkte

Neben den bereits genannten Zertifikaten wie Blauer Engel, FSC und Fair Trade gibt es weitere anerkannte Siegel, die strenge Sozial- und Umweltstandards garantieren und Ihnen helfen, nachhaltige Produkte zu erkennen.

Dazu gehören unter anderem:

  • Rainforest Alliance
  • EU Ecolabel
  • Energy Star
  • B Corp
  • GOTS 
  • USDA Organic

Wie versucht die EU Green Claims-Richtlinie, Greenwashing einzudämmen?

Bei dieser Norm handelt es sich um den Plan, eine EU-weite, einheitliche Gesetzgebung zu schaffen, die Greenwashing und irreführende Behauptungen zur Nachhaltigkeit verhindern soll. So sollen Unternehmen aufgefordert werden, überprüfbare und (wissenschaftlich) fundierte Nachweise zu erbringen, die ihre Umweltangaben stützen.

Um bessere Informationen für Verbraucher zu schaffen, müssen diese Angaben transparent sein, präzise und klar verständlich. Das soll es den Verbrauchern erleichtern, nachhaltige Produkte oder umweltfreundliche Dienstleistungen besser zu identifizieren.